Skip to main content

2014 | Buch

Die Mediatisierung sozialer Welten

Synergien empirischer Forschung

herausgegeben von: Friedrich Krotz, Cathrin Despotović, Merle-Marie Kruse

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Medien • Kultur • Kommunikation

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Mediatisierungsforschung beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Alltag und Institutionen, Kultur und Gesellschaft dadurch wandeln, dass Menschen immer mehr mit und in Bezug auf Medien handeln und kommunizieren: Dieser Prozess wird hier Mediatisierung genannt, weil Kommunikation immer häufiger in medienvermittelter und mediatisierter Form stattfindet. Für die empirische Untersuchung wird auf das Konzept der „sozialen Welten“ zurückgegriffen – die verschiedenen Lebensbereiche wie Beruf und Familie, Unterhaltung und Fernsehen, Alltag und soziale Beziehungen, Politik und Lernen sind davon alle, aber auf unterschiedliche Weise betroffen. Im DFG-geförderten Schwerpunktprogramm „Mediatisierte Welten“ untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen diese Sachverhalte seit mehreren Jahren. In dem vorliegenden Band werden nun nicht primär empirische Befunde sondern übergreifende theoretische Überlegungen publiziert, die sich je auf Überlegungen und empirische Ergebnisse aus unterschiedlichen Projekten und Disziplinen ergeben.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: Projektübergreifende Konzepte und theoretische Bezüge der Untersuchung mediatisierter Welten
Abstract
Die Beiträge des vorliegenden Bandes sind als ‚work in progress‘ im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms „Mediatisierte Welten“ aus projektübergreifenden Diskussionen entstanden. Der folgende Text leitet in den Band ein, indem er zunächst sein Zustandekommen vor dem Hintergrund neuerer Entwicklungen in der Mediatisierungsdiskussion darstellt. In einem weiteren Abschnitt wird zudem das Verständnis von Mediatisierung umrissen, das in dem DFG-Schwerpunktprogramm sowohl empirisch in den beteiligten Projekten wie auch in systematisierender Absicht im Hinblick auf Theorie erarbeitet wird. In zwei weiteren Abschnitten wird dann das im Symbolischen Interaktionismus entstandene Konzept ‚Soziale Welt‘ eingeführt und deutlich gemacht, inwieweit es geeignet ist, Mediatisierungsprozesse zu beschreiben und zu analysieren. Damit liegt ein mögliches Basiskonzept für die empirische Untersuchung von ‚Mediatisierten Welten‘ vor, die als mediatisierte soziale Welten begriffen werden und so auch für die Theorieentwicklung hilfreich sein können. Im letzten Abschnitt dieser Einleitung werden vor diesem Hintergrund schließlich die weiteren Beiträge des Bandes kurz vorgestellt.
Friedrich Krotz

I. Konzepte zur Analyse von Mediatisierungsprozessen

Frontmatter
Mediatisierung von Vergemeinschaftung und Gemeinschaft: Zusammengehörigkeiten im Wandel
Abstract
Dass sich mit Medien und Kommunikation auch Vergemeinschaftung und Gemeinschaften wandeln, ist ein seit Langem geläufiger Topos in der Kommunikations- und Medienforschung. Gleichwohl sieht sich eine Auseinandersetzung mit Mediatisierung und Zusammengehörigkeiten im Wandel damit konfrontiert, dass die bestehenden Begriffe und Konzepte nicht hinreichen, um die Komplexitäten der Veränderung zu erfassen. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag ein Begriffsapparat entwickelt, der einerseits sozialwissenschaftlich fundiert, andererseits aber auch für die Mediatisierungsforschung anschlussfähig ist, um so empirisch die aktuellen Veränderungen fassen zu können. Hierzu wird der insbesondere mit dem Wandel von Zusammengehörigkeit in Verbindung gebrachte Terminus der „Individualisierung“ diskutiert; ausgehend davon werden bestehende Gemeinschaftskonzepte betrachtet. Hierüber wird eine begriffliche Unterscheidung von „Vergemeinschaftung“ und „Gemeinschaft“ möglich, die es gestattet, sich Fragen der Mediatisierung auf differenzierte Weise anzunähern. Dies führt letztlich zu einer begrifflichen Unterscheidung von „mediatisierten Gemeinschaften“ und „Mediatisierungsgemeinschaften“, mittels derer betont wird, dass auch lokale Vergemeinschaftung ein zunehmend mediatisiertes Phänomen bildet.
Andreas Hepp, Ronald Hitzler
» Digitale Sozialität « und die » synthetische Situation « – Konzeptionen mediatisierter Interaktion
Abstract
Im vorliegenden Beitrag werden die beiden theoretischen Konzepte der synthetischen Situation und der digitalen Sozialität vorgestellt und anhand ihrer spezifischen Interaktions- und Kommunikationsmodi im Rahmen der Mediatisierungstheorie diskutiert. Über die analytische Zusammenführung der Besonderheiten menschlicher Interaktion über skopische Medien einerseits und auf der Microbloggingplattform Twitter andererseits wird aufgezeigt, auf welche Weise diese eigenständigen sozialen Welten durch ihre Entgrenzungen und Vergemeinschaftungsvorgänge die soziokulturellen Veränderungen, die für Mediatisierungsprozesse typisch sind, als beispielhaft illustrieren können und so dazu beitragen, die Transformationen mediatisierter Gesellschaften besser zu verstehen.
Jessica Einspänner-Pflock, Werner Reichmann
Zur Strukturierung von Mediatisierungsprozessen
Überlegungen zu einer Theorie der reflexiven Mediatisierung am Beispiel von Rechtsmedizin, Fitness und Poker
Abstract
Der Beitrag stellt empirische Befunde und theoretische Überlegungen aus den drei Projekten „Mediatisierung der Sicherheitspolitik“ (Universität Duisburg-Essen), „Mediatisierung als Geschäftsmodell“ (Karlsruher Institut für Technologie), „Mediatisierung des Glücksspiels“ (Technische Universität Dortmund) zur Diskussion, mit deren Hilfe Prozesse der Genese mediatisierter Welten beschrieben und analysiert werden können. Gezeigt wird dabei u.a., dass Medientechnologien das Resultat sozialer und gestufter Prozesse sind und absichtsvoll in die Welt gebracht werden, jedoch oft auch Folgen zeitigen, die weit über die beabsichtigten Wirkungen hinausgehen oder ihnen sogar widersprechen können. Im Fokus steht die Perspektive kommerziell motivierter Akteure, die Medien(-technologien) und deren Inhalte konzipieren, programmieren und verbreiten, sie fortlaufend modifizieren und dabei beabsichtigte und nicht beabsichtigte Folgen hervorbringen. Die vorgestellten Untersuchungsfälle werden als (wenn auch unterschiedliche und unterschiedlich weit fortgeschrittene) Varianten „reflexiver Mediatisierung“ interpretiert.
Tilo Grenz, Gerd Möll, Jo Reichertz
Skopische Medien als Reflektionsmedien
Zur fortschreitenden Mediatisierung von Poker und eSport
Abstract
Der vorliegende Aufsatz argumentiert, dass skopische Medien vor allem als Reflektionsmedien zu verstehen sind. Er diskutiert dazu zwei gegenläufige Mediatisierungsprozesse in den Erlebniswelten Poker und eSport im Hinblick auf die dabei auftretenden neuartigen Formen mediatisierter Fremd- und Selbstbeobachtung. Dabei werden primäre, sekundäre und tertiäre Mediatisierungsphasen beschrieben und die Rolle des damit verbundenen Wandels zu skopischen Medien nachgezeichnet. Damit einher geht eine Verschiebung von Handlungspraktiken und den diese leitenden Relevanzstrukturen – und zwar unabhängig davon, ob dies von den Handelnden gewollt ist oder nicht. Wir erklären das Auftreten dieser unintendierten Nebenfolgen der Mediatisierung damit, dass die mediatisierte Situation nun nicht mehr durch eine Rezeptions-, sondern eine Interaktionslogik gekennzeichnet ist. Dadurch sehen sich die Medienkonsumenten und -konsumentinnen mit den Bedingungen der doppelten Kontingenz (vgl. Luhmann 1997) konfrontiert und müssen daher auf ihr mediatisiertes Gegenüber reagieren – denn selbst eine Nicht-Reaktion würde bereits mit zu Grunde liegenden Konsequenzen als Reaktion ausgelegt. Die Nutzung eines skopischen Mediums setzt daher gesteigerte Fremd- und Selbstbeobachtungskompetenzen seiner Nutzer und Nutzerinnen voraus. Entsprechend legt die anschließend betrachtete Entwicklung des eSport dar, dass die besonderen Ansprüche, die ein skopisches Medium an seine Nutzenden stellt, nicht unbedingt für alle Bedürfnisse oder ökonomischen Konstellationen geeignet sind. Während der eSport nämlich ursprünglich ausschließlich auf Basis skopischer Medien global verbreitet wurde, ist dort in letzter Zeit verstärkt seine mediale Inszenierung als Unterhaltungsevent zu beobachten. Skopische Medien werden daher von uns als komplementäre Medienformen betrachtet – im Einklang mit der grundlegenden These der Mediatisierungsforschung, dass zwar neue Medienformen entstehen, diese aber in der Regel etablierte Formen nicht verdrängen (vgl. Krotz 2007)
Niklas Woermann, Heiko Kirschner
Vom › Medium ‹ zum › Mediendispositiv ‹
Metatheoretische Überlegungen zur Integration von Situations- und Diskursperspektive bei der empirischen Analyse mediatisierter sozialer Welten
Abstract
Dem vorliegenden Artikelbeitrag geht es darum, einige der im Schwerpunktprogramm „Mediatisierte Welten“ bislang vertretenen Forschungszugänge auf Basis einer Re-Interpretation des Mediendispositiv-Konzepts einander stärker konzeptionell anzunähern. Hierzu wird ausgehend von einer Reflexion des mediatisierungsbezogenen Medienbegriffs zunächst die historische Entwicklung der Dispositivforschung nachgezeichnet, um anschließend deren mögliche Potentiale für die empirische Analyse mediatisierter sozialer Welten zu skizzieren. Jene liegen unseres Erachtens gegenüber einer rein akteursorientierten Forschungsperspektive vor allem in der Möglichkeit der zusätzlichen Integration situationistischer und diskursanalytischer Aspekte in empirischen Forschungsprojekten der Mediatisierungsforschung. Aus diesen Überlegungen heraus wird schließlich ein Vorschlag für eine Erweiterung des bisherigen konzeptionellen Inventars der Mediatisierungsforschung entwickelt. Dieser besteht im Kern aus einer praxeologischen Lesart des Mediendispositiv-Konzepts, welche eine empirische Beobachtungsfolie für sozialwissenschaftliche Analysen in mediatisierten sozialen Welten bilden soll. Sie bietet sich insbesondere an für Forschungsprojekte, denen es darum geht, das komplexe Wechselspiel von Diskursen, Materialitäten und Praxis im alltäglichen Umgang mit Medientechnologien in den Blick zu nehmen.
Steffen Lepa, Friedrich Krotz, Anne-Kathrin Hoklas

II. Medienwandel in einer Mediatisierungsperspektive

Frontmatter
Das Fernsehen als Akteur und Agent
Abstract
Der Beitrag untersucht in doppelter Perspektive unter den Leitbegriffen von ‚Akteur‘ und ‚Agent‘ anhand zweier Fallanalysen die Rolle des Fernsehens im kulturellen Metaprozess der Mediatisierung. In dezidiert dialogischer Form werden die unterschiedlichen Forschungsmethodologien vorgestellt und in Analysen zum Reality-TV-Format Autopsie sowie zur US-Serie The Newsroom erschlossen. Die Konzepte von ‚Akteur‘ und ‚Agent‘ gehen dabei in verwandter Weise davon aus, dass Medien nicht bloß als passive Mittel fungieren, sondern vielmehr (a) in ihren ästhetischen Verfahren und (b) durch die Mitgestaltung der Wissensordnung selbst auf die Gesellschaft einwirken, die sie beschreiben und zeigen.
Die theoretischen Implikationen der unterschiedlichen Konzepte, insbesondere die unterschiedlichen Fassungen medialer Handlungsmacht des Fernsehens werden unter den jeweiligen Leitbegriffen von Akteur und Agent gezielt dialogisch zugespitzt, fortgeschrieben und abschließend hinsichtlich ihrer Relevanz für die Theorie mediatisierter Welten befragt.
Lorenz Engell, Carina Jasmin Englert, Natascha Kempken, Dominik Maeder, Jo Reichertz, Jens Schröter, Daniela Wentz
Beharrung in Mediatisierungsprozessen: Das mediatisierte Zuhause und die mediatisierte Vergemeinschaftung
Abstract
Der Aufsatz wirft erstmals die Frage der Beharrungsmomente im Prozess der Mediatisierung auf. Damit erweitert er die Mediatisierungsforschung, die sich vor allem auf den Wandel von Medien und Kommunikation, von Kultur und Gesellschaft konzentriert. Beharrung wird zunächst theoretisch reflektiert: Diskutiert werden die institutionalistische und die sozialkonstruktivistische Tradition der Mediatisierungsforschung, um sodann ein über beide Traditionen hinweg argumentierendes, prozessorientiertes Verständnis von „Beharrung“ zu entwickeln, das sich dem kommunikativen Konstruktivismus verpflichtet fühlt und auf die Konzepte der (kleinen) „Lebenswelt“, der „sozialen Welt“, der „Institutionalisierung“ und „Verdinglichung“ Bezug nimmt. Das Spannungsfeld von Beharrung und Wandel wird sodann anhand empirischer Befunde zum mediatisierten Zuhause einerseits und zur mediatisierten Vergemeinschaftung andererseits aufgezeigt und so der Begriffsrahmen differenziert weiterentwickelt. Insgesamt zeigt sich so: Beharrung bedeutet nicht Unveränderlichkeit und Mediatisierung hat nicht zwangsläufig eine ungebrochene Veränderung von Lebens- und Sozialwelten zur Folge.
Andreas Hepp, Jutta Röser
Medienwandel durch generationenspezifisches Medienhandeln
Abstract
Der Beitrag nimmt die Bedeutung der Medienhandlungsweisen von verschiedenen Generationen in den Blick und diskutiert die Implikationen des Blicks auf Generationen und seinen Beitrag zur Mediatisierungsforschung als Erforschung des Wechselverhältnisses zwischen Medienwandel und gesellschaftlichem Wandel. Die einzelnen Individuen verändern sich im Laufe ihres Lebens im Hinblick darauf, wie sie Medien in ihren Alltag integrieren. In den verschiedenen Abschnitten des Lebens finden sich unterschiedliche Ausformungen des Medienhandelns, die in einem komplexen Wechselspiel zwischen handlungsleitenden Themen im Verlauf des Heranwachsens, Interessenlagen und biographischen Verläufen im Erwachsenenalter sowie gesellschaftlichen Anforderungen begründet sind. Das Medienhandeln in der Gesellschaft unterliegt aber auch insgesamt Veränderungsprozessen, insofern sich Generationen zu einem Medienwandel unterschiedlich verhalten und sich daraus gesellschaftliche Dynamiken ergeben können. Im Beitrag werden empirische Hinweise zum Medienhandeln der jüngeren und älteren Generation und zum familialen Medienhandeln zusammengeführt und eine theoretische Rahmung, u.a. mithilfe des Konzepts der sozialen Welten, entwickelt, wie die Zusammenhänge zwischen einem generationenspezifischen Medienhandeln und dem Wandel von Gesellschaft und Medien theoretisch zu konzipieren und empirisch zu untersuchen sind.
Friedrich Krotz, Ulrike Wagner

III. Übergreifende Schlussfolgerungen aus empirischen Untersuchungen

Frontmatter
Repräsentierendes Debattieren
Zur Mediatisierung von innerparteilicher Demokratie
Abstract
Als besondere Herausforderung der Mediatisierungsforschung lässt sich die Analyse von Mediatisierungsprozessen auf der Mikroebene ansehen. Diese Analysen verdeutlichen konkrete Mediatisierungsprozesse an detaillierten, kontextbezogenen Veränderungen von medienbasiertem Handeln in verschiedenen Gruppen, Domänen und Kulturen. Unser Aufsatz entfaltet diese Mikroperspektive in Hinblick auf das Medienhandeln von Bundestagsabgeordneten. Dabei kommen zwei Forschungsstränge zusammen: zum einen die ethnographische Diskursanalyse der Fertigung und Verwertung politischer Sachpositionen in Abgeordnetenbüros des Deutschen Bundestages; zum anderen die medienwissenschaftliche Analyse heutiger Nutzungsweisen digitaler sozialer Netzwerke und Kommunikationsformate – besonders auf Twitter – in der institutionalisierten Politik. Im Mittelpunkt steht die Frage der Mediatisierung von innerparteilicher Demokratie: Wie zeigt sich die innerparteiliche Formierung von Positionen, nicht nur in traditionellen Modi wie Presseerklärungen, Pressekonferenzen oder Interviews, sondern auch entlang von Äußerungen in sozialen Medien wie Twitter?
Thomas Scheffer, Mark Dang-Anh, Stefan Laube, Caja Thimm
Mediatisierte Partizipation?
Kleine Formen der Beteiligung jenseits von Medienlogik
Abstract
Auf Basis empirischer Studien zeigt der Aufsatz, dass sich mit dem aktuellen Schub der Mediatisierung keine zwangsläufige „Logik“ hin zu mehr Partizipation ausmachen lässt. Wir konstatieren vielmehr verschiedene „kleine Formen der Beteiligung“, die es jeweils kontextuell zu erforschen gilt. Dafür wird zunächst der Begriff der Partizipation in der Kommunikations- und Medienforschung diskutiert und so der weniger voraussetzungsreiche Begriff der Beteiligung entwickelt. Ausgehend davon werden „kleine Formen der Beteiligung“ in und durch Medien anhand von Fallbeispielen näher betrachtet: zum einen die Beteiligungsmöglichkeiten in einem von und für Serienfans gestalteten Webportal und dem Webportal eines Fitnessanbieters, zum anderen die kleinen Formen der Beteiligung durch Medien anhand von medienbezogenen Beteiligungspraktiken junger Menschen, die in einem alltagsästhetischen, sozialen und politischen Engagement greifbar werden. Diese empirischen Beispiele bilden das Fundament, um Fragen von Mediatisierung und Partizipation im Begriffsrahmen des kommunikativen Konstruktivismus zu diskutieren.
Andreas Hepp, Michaela Pfadenhauer
Activating Media
Abstract
Anhand empirischer Befunde in den Feldern Verbrechensaufklärung, Fitness und Online-Poker kann nachgezeichnet werden, dass sich korporierte Akteure (Sendeanstalten, Betreibende von Online-Plattformen, Softwareherstellende), d.h. Anbietende und Produzierende von Medieninhalten und -technologien in öffentliche Diskurse einschalten, in denen es um gesellschaftlich und ökonomisch geforderte Adaptions- und Optimierungsvorgänge von Individuen geht. Im Zuge dieses ‚Einschaltens‘ werden spezifische Vorstellungen und Bilder aktiver und kompetenter Nutzerinnen und Nutzer entworfen, verbreitet und in Sendungen, Formate und Technologien eingeschrieben. Dergestalt entstehen „Möglichkeitsfelder“ (Foucault), in denen Zuschauende und Nutzende dazu angehalten sind, selbstständig, d.h. auch ‚in eigener Sache‘ tätig zu werden. Konzeptionell wird im Beitrag das gouvernemental geprägte Konzept der Aktivierung herangezogen und differenziert: Unter Rückbezug auf die drei Untersuchungsfelder wird der Zusammenhang zwischen (a) der den Feldern gemeinsamen Tendenz zur Aktivierung (im Sinne einer Selbstermächtigung) von Nutzenden, (b) der damit implizierten Beeinflussung bestimmter gesellschaftlicher Diskurse und (c) der Ausdifferenzierung bzw. Neupositionierung feldrelevanter Sozialfiguren dargestellt.
Carina Jasmin Englert, Tilo Grenz, Natascha Kempken, Gerd Möll
› Home Improvement ‹?
Gemeinsame Perspektiven auf das mediatisierte Zuhause in der Sitcom und in ethnografisch orientierten Haushaltsstudien
Abstract
Der vorliegende Beitrag stellt eine Verbindung zwischen den Einsichten her, die innerhalb des Projekts „Das mediatisierte Zuhause“ und in der Auseinandersetzung mit der Sitcom als Teil des Projekts „Die Fernsehserie als Projektion und Reflexion von Wandel“ generiert wurden. In beiden Perspektiven zeigt sich, dass das Zuhause eher schwerfällig auf mediale Transformationen reagiert und sich neue Medien den häuslichen Raum nur allmählich erobern. Dabei setzt der verschobene, auf einen stabilen, eng umgrenzten Alltag und auf das Fernsehen ausgerichtete Blick der Sitcom Impulse für eine Fokussierung von Mediatisierungsprozessen, die von der dominanten Stellung des ‚alten‘ Mediums Fernsehen bestimmt sind. Vor diesem Hintergrund überschneiden sich auf vielfältige Weise die in den Sitcoms Home Improvement und King of Queens gemachten Beobachtungen mit Ergebnissen der empirisch-ethnografisch angelegten Studie „Das mediatisierte Zuhause“, die u.a. die Aushandlungsprozesse in der Platzierung neuer Medientechnologien gegenüber dem bereits verorteten Fernsehen, die Störungen, die durch neue Medien ins Spiel gebracht werden, aber auch die erhöhte Komplexität im Gebrauch der Technologie Fernsehen als Effekt einer Re-Technifizierung des Mediums in den Blick nimmt.
Corinna Peil, Herbert Schwaab
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Mediatisierung sozialer Welten
herausgegeben von
Friedrich Krotz
Cathrin Despotović
Merle-Marie Kruse
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-04077-2
Print ISBN
978-3-658-04076-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04077-2