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18.02.2015 | Bauphysik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Auf der Suche nach dem „besten“ Haus

verfasst von: Christoph Berger

2:30 Min. Lesedauer

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Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus oder Plusenergiehaus: Eine Forschungsgemeinschaft untersuchte, welche Bauweise und welche Haustechnik für Häuser langfristig am umweltverträglichsten und wirtschaftlichsten ist. Das Ergebnis dürfte wenig überraschen.

Das „beste“ Haus gibt es nicht – keine Gebäudevariante schneidet bei allen Öko-Indikatoren besser als die anderen ab. Vielmehr ist das Nutzerverhalten der ausschlaggebende Indikator für Umweltverträglich- und Wirtschaftlichkeit. Dieses ist wichtiger als die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Gebäudetyp.

Um zu dem Ergebnis zu kommen, hatten fünf Forschungsinstitute der Austrian Cooperative Research (ACR) ein fiktives Einfamilienhaus mit einer auf zwei Geschosse verteilten Gesamtfläche von 220 Quadratmetern in St. Pölten, Österreich, untersucht. Sie simulierten ein Niedrigenergiehaus, Sonnenhaus, Passivhaus und ein Plusenergiehaus.

45 Gebäudevariationen wurden berechnet

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Dazu untersuchten die Wissenschaftler die Kombination verschiedener Baustoffe und Haustechnikvarianten. Als Baustoffe kamen Beton, Holz, Ziegel und Holzfaserbeton zum Einsatz. Bei der Haustechnik wurden Wärmepumpen, Solarthermie, Photovoltaik und die Pelletheizung untersucht.

So kam es schließlich zu 45 Gebäudevarianten. Diese wurden daraufhin hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt über 100 Jahre berechnet – genauso wie die Lebenszykluskosten für 50 Jahre. Zu Letzterem zählen Kosten für Anschaffung, Errichtung, Renovierungen, Nutzung und Abbruch.

Schließlich wurde für sämtliche Kombinationsmöglichkeiten jeweils zehn Öko-Indikatoren ermittelt, zum Beispiel das Treibhauspotenzial und der Primärenergieverbrauch. Diese Zahlen seien eine wichtige Grundlage, wie man die bestehenden Haustypen weiterentwickeln könne, heißt es von Seiten ACR.

Petra Johanna Sölkner, die den ACR-Forschungsschwerpunkt Nachhaltiges Bauen leitet, sagt: „Es gibt nicht die richtige Bauweise oder den besten Energiestandard.“ Daher wäre es nicht seriös, würde man einen bestimmten Haustyp empfehlen. Betrachte man den Zeitraum von 50 Jahren, hätten die verwendeten Baustoffe beispielsweise kaum Einfluss auf die Gesamtkosten.

Die Gesamtsituation ist zielführend

Zielführend für Entscheidungen sei schließlich immer nur eine Beurteilung der Gesamtsituation. Dazu zählen der Standort, das Klima, die Sonneneinstrahlung, Verschattung und die Sonnenstunden im Winter, die Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger sowie das Wohnverhalten der Hausbewohner. Die Einzelergebnisse würden zeigen, dass kein bestimmter Baustoff, kein Energiestandard und somit auch keine Gebäudevariante bei allen Öko-Indikatoren voll heraussticht.

Zum Beispiel würden Pelletheizungen zwar die Ozonschicht schonen, dafür hätten Wärmepumpen aber einen niedrigeren Primärenergiebedarf. Und Gebäudevarianten mit hoher solarer Nutzung – etwa Sonnenhäuser oder Plusenergiehäuser – würden gute Werte bei den Indikatoren Treibhauspotenzial und Bodenversäuerung zeigen.

Das Nutzerverhalten ist entscheidend

Entscheidender sei die Haustechnik und deren Bedienung. Auch andere Studien hätten bereits gezeigt, dass die Nutzer selbst beim Energieverbrauch den größten Einfluss haben. Ihr Verhalten wirke sich sowohl auf die Kosten für das einzelne Haus als auch auf die Umweltverträglichkeit aus.

Die Forschungsinstitute leiten aus den Ergebnissen die Forderungen ab, haustechnische Systeme weiterzuentwickeln und zu vereinfachen. Zudem sollten Mechanismen entwickelt werden, die Energieverschwendung im Zuge der Gebäudenutzung zu reduzieren. Dies könnte zum Beispiel durch weitere Informationskampagnen geschehen, um das notwendige Bewusstsein zu schaffen.

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