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12.02.2014 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken suchen das Risiko

verfasst von: Stefanie Hüthig

2:30 Min. Lesedauer

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Finanzinstitute haben in den vergangenen Monaten verstärkt in Staatsanleihen aus Spanien, Italien, Portugal investiert. Bundesanleihen waren hingegen weniger gefragt.

Wenig überraschend haben Banken haben das billige Geld der Europäischen Zentralbank (EZB) genutzt, um Staatsanleihen zu kaufen. Von Dezember 2012 bis Juni 2013 bauten italienische Banken ihre Position in landeseigenen Papiere um über 20 Milliarden Euro auf 207,8 Milliarden Euro aus. Noch stärker, nämlich um 23,5 Milliarden auf fast 177 Milliarden Euro, haben spanische Institute ihre Position in Heimatbonds aufgestockt. Dies ergaben Auswertungen des Datenanbieters SNL Financial unter Kreditinstituten, die sich der Transparency Exercise der European Banking Authority (EBA) unterziehen mussten.

Griechische Institute schmelzen ihr Exposure ab

Griechische Banken fuhren ihr Engagement in den eigenen Staat um 4,3 Milliarden auf rund 23 Milliarden Euro zurück. Deutsche Häuser haben ihre Position in Anleihen der Bundesrepublik von 302,9 Milliarden auf 288,6 Milliarden Euro verringert.

Über Ländergrenzen hinweg sank das Exposure von Banken in deutsche Staatsanleihen von Dezember 2012 bis Januar 2013 um fünf Prozent. Die kumulierten Forderungen von Kreditinstituten an Portugal stiegen dagegen um acht Prozent. Italienische Bonds haben ein Plus von zehn Prozent, spanische sogar von zwölf Prozent zu verzeichnen. Daraus folgern die Analysten bei SNL einen höheren Risiko- und Renditeappetit.

Den größere Performance- und Risikohunger zeigen vor allem italienische Banken. Sie haben ihr Anlagevolumen in Staatspapiere von 358,3 Milliarden Euro im Juni 2013 auf 377,3 Milliarden Euro ausgeweitet, während spanische Institute ihre Investments von 239 Milliarden auf 220,4 Milliarden Euro im November zurückgefahren haben. Das größte Staatsanleihen-Exposure weist die italienische Intesa Sanpaolo mit 84,7 Milliarden Euro aus. Das entspricht 13 Prozent ihrer Bilanzsumme. Die spanische Santander Bank folgt auf Platz zwei. Spaniens Institute machten insgesamt 35 Prozent ihres Zinsertrags in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 mit Staatsanleihen.

EZB-Aufsicht könnte Banken vom Kauf-Druck befreien

Ein Experte, den die SNL-Analysten in ihrem Report zitieren, glaubt, dass die Übernahme der Bankenaufsicht durch die EZB Auswirkungen auf das Staatsanleihen-Engagement der Kreditinstitute haben wird. Die Zentralbank könne durchaus Finanzinstitute dazu bringen, ihr Bond-Portfolio zu diversifizieren. Und selbst ohne auferlegte Maßnahmen würden Banken wohl diesen Weg gehen, da der Einfluss der nationalen Aufseher abnimmt und damit auch der Druck, Staatsanleihen zu kaufen.

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Eine stärkeren Diversifikation würde die unheilige Allianz zwischen Banken und Staaten, von der Experten wie Professor Jan Pieter Krahnen von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sprechen, zumindest etwas schwächen. Ginge es nach Martin Blessing, müssten Banken Staatsanleihen ab 2019 schrittweise mit Eigenkapital unterlegen. Dies forderte der Commerzbank-Chef Ende Januar in einem Gastbeitrag im „Handelsblatt“. Anfang Februar hat die EZB dann verkündet, Staatsanleihen in den Stresstest einzubeziehen.

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