Bericht zur Tagung Afghanistan und seine Nachbarn, vom 23. bis 25. März 2015 an der Akademie für Politische Bildung

Auszug

Afghanistans Wirtschaft beschrieb Philipp Münch (Stiftung Wissenschaft und Politik) als traditionelles Patronagesystem, das von der ausländischen Interventionswirtschaft dominiert werde: Ohne externe Geldgeber breche die afghanische Wirtschaft ein, der Staat verfüge kaum über Einnahmen. Das Steuersystem, die Militärbasen und die Logistik der militärischen und zivilen Akteure in Afghanistan würden Handel, Bau- und Transportwesen generieren; die eigene Produktion und der eigene Handel aber lägen durch Importe aus Pakistan und China am Boden. Die politischen Eliten seien an billigen Konsumgütern interessiert und durch die neuen Straßen würden sich Billigprodukte über das ganze Land verteilen. Problematisch sei laut Münch auch, dass die bei internationalen Organisationen oder Militärs angestellten AfghanInnen im Vergleich zu anderen Einheimischen zu viel Geld hätten und durch den Zufluss externer Hilfsmittel die afghanische Währung überbewertet sei. Die Sicherheitslage beeinflusse zudem die Investitionsbereitschaft: Statt langfristig Produktionskapazitäten aufzubauen, würden schnelle Profite abgegriffen. Voraussetzung zur Erschließung der Rohstoffe wären massive Investitionen und ein Ausbau der Infrastruktur. Konzessionen würden jedoch von politischen Akteuren vergeben, die Gewaltmittel zum Schutz ihrer Macht einsetzen, weshalb ein nachhaltiger Aufbau der Wirtschaft nicht stattfinde. …