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Korruption als sozialer Prozess

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Korruption als soziale Beziehung

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 156))

Zusammenfassung

Das vorangegangene Kapitel sollte einen ersten und umfassenden Überblick über das von mir ausgewertete Fallmaterial ermöglichen. Die phänomenologische Ausdifferenzierung der Fälle orientierte sich an Kriterien, die als empirisch relevante Dimensionen ins Auge fielen (Beziehungsdauer, Teilnehmerzahl, Dominanzstruktur, korruptives Gewicht), blieb dabei jedoch weitgehend ohne Anschluss an theoretische Rahmungen. Dieser Anschluss soll jetzt hergestellt werden. Zugleich werden hier Kategorien für eine interpretative Analyse des empirischen Materials herausgearbeitet und die Themenfelder der nachfolgenden Kapitel abgesteckt.

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Literatur

  1. Esser verweist auf ähnliche Konzepte bei David McClelland (1961), Gudmund Hernes (1977), Siegwart Lindenberg und Reinhard Wippler (1978), Raymond Boudon (1980) und James S. Coleman (1990) (vgl. Esser 1993: 98f., Anm. 3 und 4 ).

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  2. Diese Prämisse korrespondiert mit der erkenntnistheoretischen Position des methodologischen Individualismus,als dessen Prinzip Hans Albert (1977: 183) „die Idee der Erklärung sozialer Tatbestände aus dem Zusammenspiel individueller Handlungen unter verschiedenen Bedingungen“ bezeichnet - eine klare Opposition zum Durkheimschen Postulat, Soziales nur aus Sozialem zu erklären (vgl. Durkheim 1895: 193). ‘Psychologismus’, ’Reduktionismus’ oder’Atomisums’ lauten andererseits die Vorwürfe, mit denen sich der methodologische Individualismus konfrontiert sieht; dessen Vertreter selbst reklamieren für ihren Standpunkt die Vermeidung einseitig-unrealistischer Grundannahmen nicht nur einer extrem kollektivistischen, sondern ebenso einer extrem individualistischen Auffassung (vgl. z.B. Büschges 1985: 8). Rückwirkend wird - etwa von Hans Albert oder James Coleman - auch Max Weber dem methodologischen Individualismus zugerechnet (Weede 1992: 145, Anm. 18). Zur Unterscheidung von analytischem und theoretischem Primat vgl. neben Esser (1993: 4) auch Raub/ Voss (1981: 32) oder Büschges (1989: 289).

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  3. Zur Institutionalisierung von Korruption - wendet sich dann den Phasen des Übergangs von der Mikro-auf die Makro-Ebene (Aggregation, Transformation) sowie der Rückkopplung auf die Mikro-Ebene zu. Die Darstellung expansiver Korruption (7. Kapitel) widmet sich spezifischen Mechanismen von Korruption als kollektiver Devianz.

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  4. Akteure sich unter den Bedingungen der devianten Normativität einer korruptiven Subkultur ausgesetzt sehen. Und wenngleich sich von den vorgetragenen Rechtfertigungen der Beschuldigten nicht ohne Probleme auf die tatsächlichen Umstände des Geschehens schließen lässt, so erscheint es doch möglich Netzwerke ebenso wie um die besonderen Situationen, denen involvierte (oder auch: bislang nicht involvierte) Akteure sich unter den Bedingungen der devianten Normativität einer korruptiven Subkultur ausgesetzt sehen. hatte Weber bestimmt (1921: 1), „soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ In dieser klassischen Verortung einer damals noch jungen Disziplin erkennt Wolfgang Schluchter (2000: 125) „den methodischen und grundbegrifflichen Ausgangspunkt für eine leistungsfähige individualistisch-strukturalistische Theorie”. Mit seinem Ansatz eines ‘verstehenden Erklärens’ postuliert Weber zunächst eine spezielle Methode,die den Besonderheiten soziologischer Erkenntnisgegenstände, allem voran ihrer (objektiven oder subjektiven)

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  5. Der Mensch ist ein gesellschaftliches Produkt.“ (Berger/Luckmann 1969: 65) Dass die übereinstimmende Einsicht in diese Dialektik des Sozialen gleichwohl zu unterschiedlichen theoretischen und methodologischen Schlussfolgerungen führen kann, hat die Geschichte der „zwei Soziologien” zur Genüge gezeigt. Immer wieder - und verstärkt in der neueren Soziologie - sind jedoch.

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  6. Hervorhebungen von mir): „’In seinem Ablauf’, das verlangt die Definition der Situation,durch den Teilnehmer sowohl wie durch den Beobachter, der an den subjektiv gemeinten Sinn anschließt; ‘in seinem Ablauf’, das verlangt aber auch die Einsicht in die Kriterien, gemäß denen der Handelnde Ziele und Mittel wählt. ’In seinen Wirkungen’, das verlangt die Analyse der Folgen des Handelns,der beabsichtigten sowohl wie der unbeabsichtigten, verlangt vor allem die Analyse der Folgen des Handelns vieler Akteure und ihrer Vernetzung zu Strukturen,die das weitere Handeln restringieren, aber auch ermöglichen.“

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  7. Phasen des Übergangs von der Mikro-auf die Makro-Ebene (Aggregation, Transformation) sowie der Rückkopplung auf die Mikro-Ebene zu. Die Darstellung expansiver Korruption (7. Kapitel) widmet sich spezifischen Mechanismen von Korruption als kollektiver Devianz. Dabei geht es um die Prozesse und Strukturen der Organisation korruptiver Netzwerke ebenso wie um die besonderen Situationen, denen involvierte (oder auch: bislang nicht involvierte) Akteure sich unter den Bedingungen der devianten Normativität einer korruptiven Subkultur ausgesetzt sehen. Und wenngleich sich von den vorgetragenen Rechtfertigungen der Beschuldigten nicht ohne Probleme auf die tatsächlichen Umstände des Geschehens schließen lässt, so erscheint es doch möglich, abschließend noch eine Reihe korruptionsspezifischer Bedingungen und Mechanismen der Neutralisation herauszuarbeiten, die zur Erklärung des oftmals eingeschränkten Unrechtsbewusstseins korruptiver Akteure beitragen können.

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  8. Die Theoriegeschichte der Soziologie ist geprägt durch die Tradition eines fortwährenden, phasenweise heftig ausgefochtenen Streits zweier gegensätzlicher Positionen. „Die zwei Soziologien“, die sich mit Viktor Vanberg (1975) als Individualismus auf der einen und Kollektivismus auf der anderen Seite kennzeichnen lassen, verbindet ihr gemeinsamer Gegenstand, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft. Hingegen trennt sie die Richtung, aus welcher sie dieses Verhältnis bestimmt wissen wollen: die Antwort auf die Frage, „ob die Einheit eines Elements als Emergenz ‘von unten’ oder durch Konstitution ‘von oben’ zu erklären sei” (Luhmann 1984: 43). Liegt der Ausgangspunkt kollektivistischer Ansätze beim gegebenen fait social der Gesellschaft, in die das Individuum hineingeboren wird und deren Zwänge und Strukturen es durch Anpassung reproduziert.Diesen Zusammenhang - wenn man so will: den ’explikativen Umweg’ über die Mikro-Ebene - macht Hartmut Esser (1993) in einem „Grundmodell der soziologischen Erklärung“ unmittelbar anschaulich.26 Unter der Prämisse, dass der analytische Primat soziologischer Erklärungen (Was soll erklärt werden) auf der Makro-Ebene, ihr theoretischer Primat (Wie soll erklärt werden) hingegen auf der Mikro-Ebene anzusiedeln sei,27 erfordert die „vollständige” soziologische Erklärung eines kollekti.

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  9. Dokumentiert z.B. unter http://www.webpolitik.de/aktuell/kohlc.htm - zugriff: 7.4.2001

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  10. Gesellschaft, in die das Individuum hineingeboren wird und deren Zwänge und Strukturen es durch Anpassung reproduziert, so stellt das individualistische Paradigma an den Anfang der Betrachtung den autonomen Akteur, auf dessen Zusammenhandeln mit anderen die Entstehung und der kontinuierliche Wandel sozialer Institutionen letztlich immer zurückgeführt werden können. Die analytischen, methodologischen und weltanschaulichen Dichotomien, die an diesen Gegensatz anschließen, sind vielfältig: Struktur und Handlung, System und Akteur, Homo sociologicus und Homo oeconomicus, Makro-und Mikrosoziologie, System-und Handlungstheorie, evolutionistische und kontraktualistische Gesellschaftstheorie, Holismus und Reduktionismus, Soziologismus und Psychologismus, Determinismus und Voluntarismus, Kommunitarismus und Liberalismus.

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  11. Ene Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ In dieser klassischen Verortung einer damals noch jungen Disziplin erkennt Wolfgang Schluchter (2000: 125) „den methodischen und grundbegrifflichen Ausgangspunkt für eine leistungsfähige individualistisch-strukturalistische Theorie”. Mit seinem Ansatz eines ‘verstehenden Erklärens’ postuliert Weber zunächst eine spezielle Methode,die den Besonderheiten soziologischer Erkenntnisgegenstände, allem voran ihrer (objektiven oder subjektiven) Sinnhaftigkeit, gerecht werden soll. In groben Zügen umreißt er zugleich ein sozialtheoretisches Mehr-Ebenen-Modell,in dessen Rahmen die nur analytisch auseinanderdividierbaren Elemente des sozialen Prozesses - der individuelle Akteur und sein subjektiv-sinnhaftes Handeln auf der Mikro-Ebene, die strukturellen Bedingungen ebenso wie die kollektiven Folgen dieses Handelns auf der Makro-Ebene - konsequent zusammengedacht werden. Schluchter erläutert (ebd.: 130; Hervorhebungen von mir): „’In seinem Ablauf’, das verlangt die Definition der Situation,durch den Teilnehmer sowohl wie durch den Beobachter, der an den subjektiv gemeinten Sinn anschließt; ’in seinem Ablauf’, das verlangt aber auch die Einsicht in die Kriterien, gemäß denen der Handelnde Ziele und Mittel wählt. ’In seinen Wirkungen’, das verlangt die Analyse der Folgen des Handelns,der beabsichtigten sowohl wie der unbeabsichtigten, verlangt vor allem die Analyse der Folgen des Handelns vieler Akteure und ihrer Vernetzung zu Strukturen,die das weitere Handeln restringieren, aber auch ermöglichen.“

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  12. Soziales nur aus Sozialem zu erklären (vgl. Durkheim 1895: 193). ‘Psychologismus’, ’Reduktionismus’ oder’Atomisums’ lauten andererseits die Vorwürfe, mit denen sich der methodologische Individualismus konfrontiert sieht; dessen Vertreter selbst reklamieren für ihren Standpunkt die Vermeidung einseitig-unrealistischer Grundannahmen nicht nur einer extrem kollektivistischen, sondern ebenso einer extrem individualistischen Auffassung (vgl. z.B. Büschges 1985: 8 ).

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  13. Mit seinem Ansatz eines ‘verstehenden Erklärens’ postuliert Weber zunächst eine spezielle Methode,die den Besonderheiten soziologischer Erkenntnisgegenstände, allem voran ihrer (objektiven oder subjektiven) Sinnhaftigkeit, gerecht werden soll. In groben Zügen umreißt er zugleich ein.

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Höffling, C. (2002). Korruption als sozialer Prozess. In: Korruption als soziale Beziehung. Forschung Soziologie , vol 156. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10540-4_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10540-4_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-3382-6

  • Online ISBN: 978-3-663-10540-4

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