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14.10.2015 | Controlling | Interview | Online-Artikel

„Controller müssen ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen“

3 Min. Lesedauer

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Die industrielle Fertigung verändert sich durch die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung. Im Interview mit der Zeitschrift Controlling & Management Review macht Professor Volker Stich deutlich, dass auch Controller sich damit schnellstens auseinandersetzen müssen.

CMR: Controlling hat seine Wurzeln in der entscheidungsorientierten Kostenrechnung. Diese beschäftigt sich intensiv mit kostenstellenbezogener Kostenplanung und -kontrolle und richtet sich dort an den Kostenstellenleiter. Er ist es ja, der die Kostenvorgabe einhalten soll. Dahinter liegt das Bild einer funktional spezialisierten Fertigung und einer hohen Konstanz des Fertigungsprogramms. Passt diese Situation Ihrer Erfahrung nach in den Unternehmen heute noch?

Volker Stich: Nein, heute ist eine funktionale, spezialisierte Fertigung, bei der das Fertigungsprogramm eine hohe Konstanz aufweist, vielfach nicht mehr zeitgemäß. Dennoch ist das Controlling zurzeit noch häufig retrospektiv auf Produkte und Produktion ausgerichtet. Es kann die Veränderungen in der Produktion, die mit dem derzeitigen industriellen Wandel einhergehen, nur bedingt erfassen. Das gilt insbesondere für neue Formen der Wertschöpfung wie beispielsweise nachgelagerte digitale Dienstleistungen. In der Produktion ist ein deutlicher Trend hin zu immer individuelleren Produkten und damit zu einer immer größeren Flexibilität zu beobachten. Dabei sind Automatisierungslösungen in der digitalisierten Fabrik immer weniger auf starre Produktionsprozesse ausgerichtet. Sie ermöglichen vielmehr eine in Echtzeit steuerbare Produktion von kundenindividuell gefertigten Kleinstserien bis hin zur Losgröße 1. Gleichzeitig ist eine stärkere Vernetzung der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsschritte zu erwarten, die letztendlich auch in eine unternehmensübergreifende Zusammenführung münden kann.

Muss das Controlling also grundlegend umdenken?

Wer diese Produktion, die unternehmensübergreifende Vernetzung und auch die Entwicklung nachgelagerter digitaler Dienstleistungen beherrschen will, muss in der Lage sein, umfangreiche Daten aus den unterschiedlichsten Quellen echtzeitbasiert zu verwalten und auszuwerten. Das Controlling wird sich deshalb in Zukunft nicht nur auf die klassischen Datenquellen und die retrospektive Analyse stützen, es wird sich auch mit der echtzeitbasierten und kontinuierlichen Auswertung dieser Daten beschäftigen. Aus dieser Datenbasis wird es dann Vorhersagen ableiten. Gleichzeitig können so neue nicht-finanzielle KPIs erhoben werden, die den Entscheidungsträgern im Unternehmen ein wesentlich umfassenderes Bild vermitteln.

Also sind nicht mehr nur die Kosten und die möglichst hohe Auslastung der Maschinen wichtig. Was in Zukunft an vielen Stellen in unterschiedlicher Form notwendig sein wird, ist eine auf die konkrete Situation bezogene Steuerung.

Da gebe ich Ihnen recht. Die Entwicklung multidimensionaler Kennzahlensysteme wird ja schon seit der Entwicklung der Balanced Scorecard propagiert und findet heute in der Praxis eine breite Verwendung. Allerdings haben wir vielleicht erst heute durch Big-Data-Analysen die Möglichkeit, die Balanced Scorecard nicht nur mit finanzrelevanten, sondern auch mit wirklich erhebbaren Kennzahlen der weiteren Dimensionen zu füllen. Zudem können die Kennzahlen nun in Echtzeit erhoben werden, und auch die Prognosefähigkeit gewinnt erheblich an Bedeutung. Die derzeitige Situation in den meisten Unternehmen ist aber noch weit entfernt von echtzeitbasierten Big-Data-Analysen und einer darauf aufbauenden flexiblen Produktions- und Prozesssteuerung. Insbesondere in den Branchen, die bei der Digitalisierung noch starken Nachholbedarf haben, wie beispielsweise im Maschinen- und Anlagenbau, haben bisher erst wenige Unternehmen die digitale Fabrik und ein interaktives Controlling umgesetzt. Dementsprechend ist natürlich auch eine datenbasierte Integration über die Unternehmensgrenzen hinaus für viele Unternehmen noch eine Zukunftsvision. Wenn man allerdings die stärker digitalisierten Branchen wie den Handel und die Banken betrachtet, sieht man, mit welcher Geschwindigkeit die Digitalisierung sie verändert hat. Das macht sehr deutlich, dass auch für die anderen Branchen bereits heute die Konzepte für das interaktive und echtzeitbasierte Controlling entwickelt werden müssen.

Das komplette Interview mit Professor Volker Stich lesen Sie hier.

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