Prof. Dr. René Schmidpeter hat den Dr. Jürgen Meyer Stiftungslehrstuhl für internationale Wirtschaftsethik und CSR an der Cologne Business School (CBS) inne.
Dr. René Schmidpeter | Dr. René Schmidpeter
Eine nachhaltige Unternehmensführung, die gesellschaftliche, soziale und ökologische Themen berücksichtigt, kann maßgeblich zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. Daher sollten auch CFOs das Thema CSR im Blick behalten.
Die gesellschaftliche Verantwortung wurde lange Zeit, als reiner Kostenfaktor gesehen und fristete folglich im Finanzmanagement – wenn überhaupt – ein operatives Schattendasein. Manche sahen in der Verknüpfung von finanziellem Erfolg und Verantwortung sogar ein Oxymoron. Und es herrschte die Einstellung: In guten Zeiten kann man sich mehr "Verantwortung" in Form von gemeinnützigen Projekten leisten, in schlechten eben weniger.
Spätestens mit der Finanzkrise ist diese Sichtweise – bezogen auf die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen – kaum mehr eine Randnotiz der Geschichte. In der aktuellen Diskussion um Corporate Social Resposibility (CSR) spielt die wirtschaftliche Dimension eine, im Vergleich zu ökologischen und sozialen Fragen, gleichwertige Rolle. Oft sind die verschiedenen Herausforderungen derart miteinander verbunden, dass ökologische und soziale Fragenstellungen unmittelbaren Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens nehmen. Beispiele für diese These sind: Wenn durch Energieeinsparmaßnahmen nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch die laufenden Betriebskosten gesenkt und damit der Unternehmensgewinn vermehrt werden kann. Oder wenn durch eine vorausschauende Nachhaltigkeitsstrategie die Kapitalkosten bei externen Geldgebern reduziert werden können.
Corporate Social Resposibility ist auch ein Thema für CFOs
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Somit ist es nicht verwunderlich, dass heute das Thema CSR auch die Chief Financial Officers (CFOs) in den Unternehmen erreicht hat. Es ist nicht mehr eine Frage, ob gesellschaftliche Verantwortung für den strategischen Erfolg von Unternehmen eine Relevanz hat, sondern wie sie am besten gesteuert und im Finanzmanagement des Unternehmens integriert werden kann. Denn nur wenn die CSR-Strategie genauso professionell und bilanzwirksam entwickelt und umgesetzt wird, wie andere Prozesse im Unternehmen, ist sie in die DNA des Unternehmens integriert.
CSR steigert den Unternehmenserfolg
Finanzströme spielten immer schon eine entscheidende Rolle für ein erfolgreiches Management. Sie entscheiden über Liquidität, Rentabilität und Sicherheit des eingesetzten Kapitals bzw. der Investition und damit über den kurz- sowie langfristigen Unternehmenserfolg. In vielen Bereichen hat sich mittlerweile gezeigt, dass CSR-Maßnahmen die Rentabilität von Unternehmen erhöhen: Indem zum Beispiel die Mitarbeitermotivation, die Kundenzufriedenheit oder aber auch die Qualität der Zulieferbeziehungen steigt. Neben der reinen Effizienzfrage, rückt dabei auch das Thema Effektivität in den Fokus.
Unternehmen sollten sich daher folgende Fragen stellen: Ist das Geschäftsmodell des Unternehmens als Ganzes überhaupt zukunftsfähig? Werden neue Produkt-, Service-. Managementinnovationen gebraucht? Müssen ökologische und soziale Fragen stärker als bisher in die Kalkulationen einbezogen werden, um die langfristige Rentabilität unseres Unternehmens zu erhalten? Ist die Externalisierung von Kosten, zum Beispiel Verschmutzung der Umwelt, auf Dauer gesamtgesellschaftlich ökonomisch sinnvoll bzw. legitim? Wie schätzen die Finanzmärkte die langfristige Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells ein bzw. welche Risiken sind mit dem unternehmerischen Handeln verbunden? Alles Fragen, die längst bei der Bewertung von Unternehmen durch Investoren mit einfließen. Mittlerweile gibt es weltweit mehrere Billionen von Dollars und Euros, die auf der Suche nach explizit nachhaltigen Investments sind. Zum einen, weil es Investoren so wollen oder zum anderen, weil bereits gesetzliche Auflagen zur nachhaltigen Geldanlage, zum Beispiel bei Pensionsfonds, bestehen. Politik, Investoren und Banken werden dem Thema Nachhaltigkeit und Finance folglich immer mehr Aufmerksamkeit schenken.
Ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung in Einklang bringen
Es zeigt sich bei erfolgreichen Unternehmen mit einschlägigen CSR- und Nachhaltigkeits-Strategien, dass insbesondere die positive Verknüpfung mit dem Geschäftsmodell sowie den finanziellen Aspekten der Unternehmen – zum Beispiel in der Investitions- und Finanzplanung – ausschlaggebend für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung ist. Ökologische und soziale Fragen sind längst auch finanziell relevant. Jene Unternehmen, die ökologische und soziale Verantwortung am besten mit der ökonomischen Verantwortung in Einklang bringen, werden auch in Zukunft lukrative Investments für ihre Shareholder bieten. Unternehmen, die rein monetäre Ziele unter Ausblendung von gesellschaftlichen Interessen verfolgen, werden auch von Seiten der Investoren als immer riskanter eingestuft und immer weniger als nachhaltiges Investment akzeptiert.