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30.07.2015 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Das Primat der Unternehmensaufsicht

verfasst von: Andreas Nölting

3 Min. Lesedauer

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Nur gute Kontrolle kann teure Schäden verhindern. Doch immer noch geschehen Unternehmensdebakel, weil die verantwortlichen Aufsichtsräte nicht hinschauen. Daher sollten die Standards der Corporate Governance verbessert werden.

Zum Thema Aufsichtsrat hatte der einstige legendäre Deutsch-Banker, Hermann Josef Abs, eine vernichtende Meinung: „Was ist der Unterschied zwischen einer Hundehütte und einem Aufsichtsrat? Die Hundehütte ist für den Hund, der Aufsichtsrat für die Katz.“ Ob Abs die Qualität der deutschen Aufsichtsräte auch heute noch so streng beurteilen würde, ist natürlich offen. Zwar ist die Qualität der Corporate Governance in Deutschland besser geworden. Doch immer noch geschehen viele Unternehmensdebakel, weil die verantwortlichen Aufsichtsräte nicht richtig hingeschaut, nicht rechtzeitig eingegriffen oder zu wenig Wissen haben.

Ein teurer Fehler. Die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex arbeitet seit einigen Jahren daran, die Mängel der Aufsichtsarbeit zu beseitigen und anerkannte Standards für gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung zu formulieren. Die Empfehlungen allerdings sind unverbindlich. „Der Kodex und seine Änderungen werden von der Regierungskommission erarbeitet, sie durchlaufen kein parlamentarisches Verfahren“,  schreibt Olaf Müller-Michaels auf Seite 60 in dem Springer-Buch „Der Aufsichtsrat im System der Corporate Governance – Betriebswirtschaftliche und juristische Perspektiven“. Deshalb hat der Kodex – so der Autor – auch keine Gesetzeskraft und entfaltet damit keine Bindungswirkung.

Die elementaren Aufgaben des Aufsichtsrates

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Es ist schon verwunderlich, dass ein so wichtiger Bereich wie die Unternehmenskontrolle - das kontrollierte Zusammenwirken zwischen Vorstand und Aufsichtsrat - hierzulande nicht schärfer gesetzlich reguliert wird. Denn die Qualität der Aufsicht entscheidet darüber, wie gut ein Unternehmen gegen Krisen gewappnet ist. Ein funktionierendes Frühwarnsystem kann sogar ausbrechende Krisen rechtzeitig im Kern ersticken. Arbeitsplätze, Wachstum, Prosperität, Innovation etc. – nahezu sämtliche wichtigen Parameter einer Volkswirtschaft sind von einer guten Corporate Governance (und natürlich einer funktionierenden Vorstandsarbeit) abhängig. Eine schlechte Kontrolle schadet der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens und kann ein Wirtschaftssystem aus dem Gleichgewicht bringen.

Eine der elementaren Aufgabe des Aufsichtsrates ist es, die Geschäftsführung zu überwachen und neue Vorstände zu bestellen. Die Arbeit der Kontrolleure soll „vorstandsunabhängig“ sein – und so ist es gut, wenn nicht mehr als zwei ehemalige Vorstände in dem Kontrollgremium vertreten sind. Vom Vorstand automatisch in den Aufsichtsrat – dieser beliebte Weg sollte die Ausnahme bleiben, meint auch Springer Autor Dieter Kuck auf Seite 132 des Buches „Aufsichtsräte und Beiräte in Deutschland“ – etwa wenn der Ex-Vorstand „seine Kontrollaufgaben nicht mit der gebotenen Sorgfalt und Objektivität erfüllen kann, weil er sich den ehemaligen Kollegen noch zu sehr verbunden fühlt.“ In diesem Fall werde das Primat der Unternehmensaufsicht wegen persönlicher Befangenheit konterkariert. Ein externer Aufsichtsrat hingegen ist unabhängiger, aber nicht zwangsläufig so gut in die Materie eingearbeitet, als das er Schachpunkte kritisch hinterfragen kann.

Gute Aufsicht verhindert Schäden

Vertreter aus der Politik sind zwar immer häufiger in den Aufsichtsgremien zu finden. Sie sind für die Qualität der Arbeit aber meist nicht gut, für schlimme Aufsichtsdebakel (Flughafen Berlin Brandenburg, Elbpilharmonie Hamburg) zeichnen eben Politiker verantwortlich. Sie drängen häufig ohne Kenntnis der industriellen Zusammenhänge auf den Posten, um ihre persönlichen Bezüge aufzubessern oder sich aus dem Rückzug aus der Politik ein kleines Nebeneinkommen zu sichern.

Fazit: Nur gute Aufsicht kann teure Schäden verhindern. Die Standards in Deutschland sollten überdacht werden. Womöglich wird die von etlichen Kritikern kritisch beurteilte Frauenquote in den Kontrollgremien für frischen Wind und eine bessere Qualität sorgen. Die Erfahrungen aus Norwegen zumindest sind überwiegend positiv.

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