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26.10.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Der Assistent fährt künftig immer mit

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Die "Demokratisierung" der Assistenzsysteme steht bevor - so lautete der Grundtenor der Verantwortlichen von Bosch anlässlich des Pressegespräch sFahrerassistenz 2012 am 25.Oktober im Entwicklungszentrum Abstatt. Die Bosch-Entwickler sehen etliche Assistenzfunktionen an der Schwelle zum Massenmarkt und wollen mit vielen neuen Systemen von diesem Trend profitieren. Sollte dann in Zukunft das Auto rundum mit Assistenten versorgt sein, wäre auch teil- oder vollautonomes Fahren in Serie denkbar.

Grundlagen für diese neuen Assistenzsysteme sind noch leistungsfähigere Sensorik - sei es auf Radar-, Video- oder Ultraschall-Basis -, die Verknüpfung ihrer gewonnenen Daten sowie die Verknüpfung mit Regelsystemen wie ESP oder der Lenkung. Ein Beispiel dafür sind die Bosch-Parkassistenzsysteme, deren zweite Generation ab 2013 mit einigen neuen Funktionen aufwartet. Etwa dem semiautomatischen Einparken in Parklücken, die nur noch 80 cm länger als das Fahrzeug sein müssen. Auch das semiautomatische Ausparken ist jetzt möglich. Die Ultraschallsensoren warnen zudem vor seitlichen Hindernissen wie Pfeilern und ermöglichen das Einparken quer zur Fahrbahn. In Abstatt wurde sogar ein Prototyp gezeigt, der bereits vollautomatisch einparken kann - wenn gewünscht auch mit einer Fernsteuerfunktion. Mit ihr kann man in Zukunft den Ein- oder Ausparkvorgang etwa per Smartphone außerhalb des Fahrzeugs starten, bei Bedarf unterbrechen und beenden.

Mit Sensorfusion noch mehr Information

Noch mehr Funktionalität verspricht Bosch bei den längsdynamischen Fahrerassistenzsystemen - etwa für die ACC-Funktion, den Kreuzungsbereich, den Fußgängerschutz, zur Spurhaltung, für das Ausweichen, eine Notbremsung oder die Beleuchtung. Die ACC-Funktion etwa hat sich durch die integrierte Kollisionswarnung, eine Stop-and-Go-Funktion, die Teilbremsung und die Vollbremsung bei niedrigen Geschwindigkeiten zu einer umfassenden Sicherheitsfunktion ausdifferenziert. Hier sieht Bosch durch eine Fusion der Radardaten mit denen einer zusätzlichen Mono-Videokamera zusätzliche Funktionsmöglichkeiten bis hin zu einer vorausschauenden, spritsparenden autonomen Geschwindigkeitsregelung. Diese Sensorkombination kann auch die Fußgänger-Warnfunktion, eine Spurverlassenswarnung, den Spurhalteassistenten, die Fernlichtsteuerung, eine gleitende Leuchtweitenregelung der Scheinwerfer oder die Verkehrszeichenerkennung weiter optimieren. Eine neue Monokamera-Generation von Bosch wird ab 2014 mit einer verdoppelten Reichweite für die Objekterkennung (120 m), einer höheren Reichweite bei der Lichterkennung (700 m) sowie einem neuartigen Farbimager für noch bessere Erkennung von Linien und Objekten und einer sechsfach höheren Rechenleistung als bisher aufwarten.

Zwei Augen sehen besser

Ernsthafte Konkurrenz könnte die Sensorkombination Radar-Monokamera aber künftig von einer Stereo-Videokamera bekommen. Sie wäre etwas kostengünstiger, aber ähnlich leistungsfähig. Ihr größter Vorteil ist die unmittelbare Objekterkennung und -identifizierung, während die Monokamera Objekte erst mühsam anhand von hinterlegten Modellen klassifizieren muss. Die Stereokamera mit einer Basisbreite von 12 cm und zwei CMOS-Sensoren mit jeweils 1,2 Megapixel Auflösung leistet laut Bosch einen einwandfreie Objekterkennung bis in 55 m Reichweite und ermöglicht eine robuste Vermessung selbst komplexer Verkehrssituationen. Mit dieser Funktionalität könnte die Stereokamera als alleinige Sensorbasis für eine sichere ACC-Funktion bis etwa 120 km/h, einen Baustellenassistenten, ein automatisches Notbremssystem und andere Funktionen dienen. Bosch sieht die Stereokamera deshalb auch als idealen "Einstiegssensor" für preissensible Fahrzeugsegmente. Und als passende Lösung für die Anforderungen der Euro-NCAP-Tests. Bei diesen wird ab 2014 der fünfte Stern nach Ansicht der Experten wohl am besten durch zusätzliche Assistenzsysteme zu erreichen sein.

Eine andere preisbewusste Lösung von Bosch wird der 2014 im Markt debütierende Mid-Range-Radarsensor sein, speziell konzipiert für Heckanwendungen. Der Sensor mit 77-GHz-Technik wird etwa um die Hälfte kostengünstiger als bisherige 77-GHz-Radarsensoren sein und mit bis zu 100 m Reichweite den Anforderungen der Totwinkelfunktion, eines Spurwechselassistenten und einer neuen Querauspark-Funktion genügen. Bei einer Reichweitenverlängerung auf 160 m wäre das Mittelbereichsradar auch für ein ACC für bis zu 150 km/h geeignet.

Automatisiertes Fahren in Sicht

Mit diesen kostengünstigeren Sensoren könnte laut Bosch ein 360-Grad-Rundum-Schutz gestaltet werden, der bis zu neun Assistenzfunktionen umfasst. Dieser Sensorverbund aus vier Mittelbereichs-Radarsensoren an jeder Fahrzeugecke sowie einem Fernbereichsradar und einer Stereokamera an der Fahrzeugfront würde laut Bosch für weniger als 700 Euro realisierbar sein.

Würde dieser Rundum-Schutz um andere bekannte (etwa Navigation) oder künftig serienreife (Car-to-X-Kommunikation) Funktionen und Systeme erweitert, wäre sogar teil- oder sogar vollautomatisiertes Fahren möglich. Bosch sieht dieses Szenario schon in naher Zukunft technisch realisierbar, erwartet aber bis zur Serienreife noch einige Hürden. Wobei die technischen und finanziellen Hürden noch das kleinere Problem darstellen dürften. Allerdings harren zahlreiche (haftungs-)rechtliche Fragen noch befriedigenden Lösungen, die nur im weltweiten Maßstab gefunden werden können. Die US-amerikanischen Bundesstaaten Kalifornien, Nevada und Florida erlauben schon automatisiertes Fahren und bieten damit auch Unternehmen wie Bosch ein gutes Testumfeld zum Sammeln von Praxiserfahrungen.

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