Controlling & Management Review Sonderheft 1/2014: Chief Controlling Officer Mark Deinert von SAP erläutert im Interview, welche Bedeutung die Themen „Mobilität“ und „Self Service“ für das Controlling bei SAP haben.
Herr Deinert, die IT-Entwicklung hat Einfluss auf die Ausgestaltung des Controllings. Wie weit ist der heutige Trend „Mobilität“ im Controlling bei SAP angekommen?
Mittlerweile ist fast jeder Mitarbeiter der SAP mit einem mobilen Endgerät ausgestattet. Der Umfang der mobilen Datenverfügbarkeit wächst rapide. Diese technischen Möglichkeiten wollen wir uns auch im Controlling zunutze machen. Wir haben beispielsweise unsere eigens für Tablets optimierte SAP-Cloud-for-Financials-Lösung im Einsatz. Damit können wir relevante Informationen nicht nur mobil verfügbar, sondern auch intuitiv konsumierbar machen. Die Idee dahinter ist, dass Nutzer heutzutage Informationen in einer ganz anderen Art und Weise konsumieren und Entscheidungen treffen wollen. Der Trend geht weg vom bisherigen Detail-List-Management hin zu verdichteten Kennzahlen. Anhand der Farbgebung kann man sehen, ob eine Kennzahl auf Plan liegt oder nicht. Durch zusätzliche Details wie Trends kann der Nutzer sich interessante Themen aussuchen und gezielt weiter aufbrechen, z. B. nach einer regionalen Verteilung. Auch kann sich der Nutzer selbst seine KPIs aussuchen und ständig anpassen. Dazu sind die Daten jederzeit in der Cloud verfügbar und müssen nicht erst geladen werden.
Neben Mobilität werden auch Self-Service-Anwendungen das Controlling verändern. Wie weit haben Sie diesen Trend schon im Controlling bei SAP umgesetzt?
Bei all unseren Überlegungen steht der Benutzer im Vordergrund, anders als in der Vergangenheit primär die technischen Prozesse. Wie schaffen wir es, dass jeder die Informationen entsprechend seinen Bedürfnissen verarbeiten kann? Beim Thema Self Service haben wir uns zwei große Themenfelder zum Ziel gesetzt. Einerseits fragen wir uns, wie repetitive Tätigkeiten möglichst automatisiert werden können, damit Controller bestimmte Routinearbeiten nicht mehr durchführen müssen. Schließlich wollen wir ihre Kapazität für wichtigere Themen einsetzen. Mittlerweile nutzt der überwiegende Teil der Controller im Unternehmen derartige Prozesse, um Standardberichte zu Forecast-Themen zu erstellen. Der Endanwender kann die Inhalte selbstständig kommentieren, muss sich aber nicht mehr darum kümmern, dass Tabelle, Grafik oder Inhaltsverzeichnis erstellt wird. Dies wird alles automatisch ausgeführt. Ohne Standardisierung wäre dies natürlich nicht möglich. Das zweite Aufgabenfeld, an dem wir arbeiten, besteht aus einer Möglichkeit für Mitarbeiter, zum Beispiel aus drei Themengebieten selbst die notwendigen Informationen für eine Analyse zusammenzutragen. Konkret sind wir gerade dabei, den Führungskräften und Controllern eine fokussierte Lösung zur Verfügung zu stellen, mit der sie ganz normal auf die P&L sowie darin enthaltene Kennzahlen zugreifen und wie in einem Data Warehouse navigieren können. Wir nennen das „P&L to go“. Enthalten sind Echtzeit-Daten. Die Basis dafür haben wir letztes Jahr geschaffen, indem wir unser zentrales Daten-Warehouse auf SAP HANA, unsere Datenbank auf Basis der In-Memory-Technologie, umgestellt haben. Davon profitiert auch die bereits angesprochene flexible Cloud basierte Analyse-Lösung für unseren Vorstand — unsere sogenannte Board Transparency App.
Welche Auswahlmöglichkeiten werden den Vorständen gewährt? Handelt es sich um eine Vorauswahl an KPIs aus einem großen Angebot oder klickt der Nutzer sinngemäß wie in einem Online Shop an, was er haben möchte?
Die Nutzer — in diesem Fall unsere Vorstände — können generell KPIs, Berichte, Newsfeeds oder auch Kollaborationen, sogenannte „Jam Groups“, auswählen. Wir haben uns auf KPIs fokussiert. Die Nutzer suchen sich einen für sie relevanten KPI aus, drücken darauf, schieben auf dem iPad an die gewünschte Stelle und sind fertig. Für uns bestand die zentrale Frage darin, wie wir einen vordefinierten Content sehr einfach konsumierbar machen können. Wirklich wichtig war es in diesem Zusammenhang sicherzustellen, dass der Inhalt relevant bleibt. Zudem können auf Wunsch neue KPIs aufgenommen werden. Diese inkrementellen, also schrittweisen, Verbesserungen müssen in kurzer Zeit umgesetzt werden, nicht erst in drei Monaten. Für die Einführung betreiben wir ganz bewusst von Anfang an kein Konsensmodell. Dieses würde bedeuten, dass wir alle Beteiligten immer über alles interviewen und von allen alles bestätigen lassen müssten. Stattdessen bringen wir selbst Inhalte ein, zu denen wir Rückmeldungen erhalten, die wir wiederum in unsere Arbeit einfließen lassen.
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