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05.05.2014 | Media Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Der Klasse-Speaker legt einfach los

3:30 Min. Lesedauer

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Redner, die am Spickzettel kleben, langweilen. Wer hingegen frei spricht, fesselt. Auf diese Kurzformel lassen sich Michael Rossiés Tipps bringen, die der Springer-Autor in einer Serie formuliert.

1. Die Pause: Der Redeanfänger zündet sein Feuerwerk an Ideen schon, bevor er die Treppe zur Bühne ganz geschafft hat. Die ersten Pointen sendet er noch mit dem Rücken zum Publikum, denn eine Pause ist nichts, bedeutet Stillstand oder Sendestörung. Der Profi hat es nicht so eilig. Er beginnt, sobald sich sein Körper zur Menge gedreht hat, ein kurzer Einatmer, und los geht es. Die Zuschauer sollen ruhig wissen, dass er bestens präpariert gekommen ist und dass er nicht vorhat, die kostbare Redezeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Schließlich wird er ja für seine Sätze teuer bezahlt.

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Der Könner beginnt mit einer Pause. Er betritt die Bühne, erdet sich, spürt den Saal, die Bühne, das Publikum – und fängt an. Er braucht diesen Moment, in dem er sich genau auf dieses Publikum einstellt. Die Zuschauer bekommen nicht die aufgewärmte Rede von gestern und sind auch nicht die Versuchskaninchen für morgen. Sie sind heute seine Partner. Er spürt sie, und sie spüren ihn. Wenn er weiß, was Sie genau jetzt von ihm wollen, dann fängt er an. 

2. Die Begrüßung: Der Ungeübte heißt erst einmal alle herzlich willkommen. Und wenn er der zweite oder dritte Redner ist, variiert er mit „auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen“ oder „auch ich darf sie herzlich willkommen heißen.“ Und wenn es ihm besonders wichtig ist, wünscht er „ein ganz besonders herzliches Willkommen.“ Der routinierte Praktiker sagt das „Herzlich willkommen“ mit einem wohldosierten Unterton, einer Mischung aus, „Schön, dass Sie da sind“ und „Ich fühle mich wohl hier.“ Sein Lächeln wirkt ein wenig starr, aber gewinnend. Er freut sich anschließend in jedem Fall, dass alle so zahlreich erschienen sind und den Weg hierhin gefunden haben. Schließlich funktioniert ja manchmal das Navigationssystem nicht richtig. 

Der erfahrene Speaker lässt die Begrüßung weg. Oder er verschiebt sie, bis nach dem Anfang, der erst einmal die gesamte Aufmerksamkeit auf ihn bündelt. Wenn man die Stecknadel im Publikum fallen hört, kann er immer noch glücklich sein, dass jeder Stuhl besetzt ist. Aber er macht das immer mit Sätzen, die frisch und unverbraucht klingen und nicht im Handbuch des geschätzten Speakerkollegen empfohlen werden.  

3. Das Bedanken: Der Neuling bedankt sich zunächst mal für alles, was ihm Gutes wiederfahren ist. Beim Tontechniker für das Aufdrehen des Mikros, beim Vorredner für die netten Worte, beim Veranstalter für die Einladung und bei den Zuschauern, dass Sie ihn sprechen lassen. Auch der erfahrene Redner bedankt sich, aber er  hat die Anzahl der Menschen, denen er dankt, deutlich reduziert. Und er dankt mit Formulierungen, die noch kein Speaker vor ihm je verwendet hat. „Ich finde es sehr mutig von Ihnen, mich einzuladen!“ oder „Geben Sie es zu: Eigentlich wollten Sie heute etwas anderes tun!“ 

Der Klasse-Speaker legt einfach los. Wenn er ein paar Gedanken hat, warum er froh ist hier zu sein und wie er seinem Vorredner für die Steilvorlage dankt, dann macht er das später. Jetzt muss es erst einmal losgehen. Bevor die Zuschauer nicht mindestens dreimal gelacht haben, wird nichts zur Tagesordnung gesagt.

Zur Person
Michael Rossié arbeitet seit 25 Jahren als Sprechtrainer und Coach für Radio- und Fernsehsender sowie in allen Bereichen der Wirtschaft. Außerdem ist er häufiger Redner und Key-note-Speaker zu den Themen Kommunikation, Präsentation und Medientraining. In Vorträgen, Seminaren und Coachings arbeitet Michael Rossié mit allen, die in der Öffentlichkeit reden müssen.
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