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14.10.2014 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Einer der auszog, die Wirtschaft zu erforschen

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2 Min. Lesedauer

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Der französische Ökonom Jean Tirole ist Wirtschaftsnobelpreisträger 2014. Wie er den Banken und der freien Wirtschaft den Spiegel vorhält.

Der frisch gekürte Wirtschaftsnobelpreisträger und französische Industrieökonom Jean Tirole scheut nicht den kritischen Blick auf ganz verschiedene Bereiche der Wirtschaft. Er bezieht Stellung zur Bankenunion, zur wachsenden Marktmacht von Internet-Giganten wie Google oder zu Kartellen in der deutschen Wirtschaft.

Dass der 61-Jährige, der unter anderem als Mitglied des Executive Commitee am Institute for Advanced Study (IAST) der Universität Toulouse lehrt, jetzt für seine Forschungen über Marktmacht und Regulierung ausgezeichnet wurde, passt in die Umstrukturierungsphase im Bankensektor. Denn in seinen Veröffentlichungen hält er dem Kreditwesen einen analytischen Spiegel vor.

Querdenker der Wirtschaftswissenschaft

Das schwedische Nobelpreiskommitee hat ihn nach eigenen Angaben unter anderem deshalb ausgezeichnet, weil er mit seinen Forschungen gezeigt habe, wie Märkte mit wenigen machtvollen Unternehmen verstanden und reguliert werden könnten. Die kürzlich verabschiedete Bankenunion bezeichnete Tirole laut Spiegel online als "hervorragende Idee". Laut Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel verdanke man dem französischen Wissenschaftler "Empfehlungen für eine Regulierung, die nicht pauschalen Regeln folgt, sondern speziell auf die Voraussetzungen der unterschiedlichen Märkte ausgerichtet ist", sagte der SPD-Politiker Medienberichten zufolge in Berlin.

Finanzsystem in der kritischen Analyse

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Tirole, der vor zwei Jahren bereits von der Universität Mannheim die Ehrendoktorwürde verliehen bekam, forscht heute schwerpunktmäßig zur industriellen Organisation oder den Gesetzmäßigkeiten von Marktregulativen in der Industrie, beispielsweise im Energiesektor. Er äußert sich jedoch auch zu wirtschaftspolitischen Fragen sowie zum Bank- und Finanzwesen, zur Bankenunion oder zu psychologischen Aspekten der Wirtschaftswissenschaft. Der Nobelpreisträger hat außerdem das Phänomen der Spekulationsblasen mit Blick auf die Aktienmärkte wissenschaftlich kommentiert.

Blick auf Währungssystem und Schutzmechanismen für Banken

In Bezug auf die "makroökonomischen Schocks der Bankenregulierung" hebt er unter anderem im Journal of Money, Credit and Banking hervor, wie sich Regulierungs- und Kapitalanforderungen auf die Kostensituation der Geldinstitute auswirken und betrachtet notwendige Selbstschutzmechanismen für Banken, beispielsweise antizyklische Kapitalpuffer. Bei wissenschaftlichen Springer-Autoren wird der Wirtschaftsexperte gern zur Finanzkrise in Entwicklungsländern oder der Rolle des internationalen Währungssystems in Hinblick auf die Kapitalflüsse zitiert.

Tirole folgt auf die US-amerikanischen Preisträger Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen und Robert J. Shiller. Sie wurden 2013 für ihre Methoden zur Beobachtung der Kursbildung an den Aktienmärkten mit dem gleichen Preis ausgezeichnet.

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