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08.10.2015 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Einstiger Branchenprimus strauchelt

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Die Deutsche Bank machte in den vergangenen Monaten mit ihren Rechtsstreitigkeiten, einem stockenden Kulturwandel und personellen Veränderungen auf höchster Ebene von sich reden. Im dritten Quartal 2015 erwartet sie nun auch noch einen Rekordverlust von 6,2 Milliarden Euro nach Steuern. Mitarbeiter müssen jetzt mit Bonikürzungen, Aktionäre mit einem Dividendenausfall rechnen.

Für die ersten neun Monate des laufenden Jahres erwartet die Deutsche Bank einen Verlust nach Steuern von 4,8 Milliarden Euro. Allein im dritten Quartal kommt das Institut auf ein Nachsteuer-Minus von 6,2 Milliarden Euro – ein Negativrekord für den einstigen Branchenprimus. Einen großen Anteil daran haben Abschreibungen von 5,8 Milliarden Euro auf den Geschäfts- und Firmenwert im Privatkundengeschäft sowie im Investmentbanking. Vor allem in diesen Segmenten sind eine Neustrukturierung und umfangreiche Sparmaßnahmen geplant. Die Rückstellungen für regulatorische Belange und verschiedene Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank belaufen sich für das dritte Quartal auf 1,2 Milliarden Euro, für das Gesamtjahr 2015 auf vier Milliarden Euro. Außerdem schlagen Wertberichtigungen bei den beiden Töchtern Postbank und der chinesischen Hua Xia Bank zu Buche.

Co-Chef John Cryan, ab Mai 2016 voraussichtlich allein für die Deutsche Bank verantwortlich, wandte sich am 7. Oktober 2015 in einer Botschaft an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts, worin er die Bekanntmachung an die Märkte darstellt. Der Inhalt der Bekanntmachung sei "nicht positiv". Ihm sei klar, "dass einige von Ihnen darüber sehr enttäuscht sein werden".

Dass steigende regulatorischen Kosten, die IT-Modernisierung und das laufende Umbauprogramm der Deutschen Bank zu schaffen machen, schrieb Stefan Terliesner schon im Januar 2015 in seinem Bankmagazin-Beitrag "Ohne Schnörkel Geld verdienen" (Seite 10-15). Nun kam es für das Institut noch dicker als bislang angenommen. Gleichwohl soll die harte Kernkapitalquote bei den derzeit rund elf Prozent bleiben. Die Abschreibungen hätten "keinen signifikanten Einfluss auf die regulatorischen Kapitalquoten der Bank", wie Cryan wissen lässt.

Belastung soll verteilt werden

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Die schwierige Situation der Bank schlägt sich auf die Dividende durch, die für das Finanzjahr 2015 reduziert werden oder ganz ausfallen könnte. Die Boni werden ebenfalls nicht verschont. Die Aktionäre erwarteten „zu Recht, dass die Mitarbeiter einen Teil der Belastung tragen“, erklärt Cryan in seinem offenen Brief. Er verspricht aber, sich persönlich für einen "fairen Ausgleich zwischen Mitarbeiter- und Aktionärsinteressen" einzusetzen. Bereits bei seinem Antritt im Juli dieses Jahres hatte der 54-jährige Brite einen nötigen radikalen Umbau der Bank angekündigt. Als Gründe nannte er damals "inakzeptabel hohe Kosten, anhaltend hohe Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten, zu bilanzintensive Geschäfte und insgesamt eine Rendite für unsere Aktionäre, die zu niedrig ist", wie Bankmagazin-Redakteur Christian Kemper in seinem Beitrag "Deutsche Bank muss Fehler aufarbeiten" schreibt. Die neue Strategie 2020 des Instituts soll am 29. Oktober 2015 vorgestellt werden.

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