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2017 | Book

De-Mediatisierung

Diskontinuitäten, Non-Linearitäten und Ambivalenzen im Mediatisierungsprozess

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Die empirischen sowie medien- und modernisierungstheoretischen Beiträge dieses Bandes diskutieren die Notwendigkeit, Mediatisierung als non-linearen, diskontinuierlichen und ambivalenten Prozess zu verstehen. Das Konzept De-Mediatisierung reklamiert eine in der Mediatisierungsdebatte weitgehend vernachlässigte Perspektive auf den Zusammenhang von Medien-, Kultur- und Gesellschaftswandel. Gegenüber der vorherrschenden Annahme eines linearen informations- und kommunikationstechnologischen Fortschritts verweist De-Mediatisierung auf ein Sich-Widersetzen gegen soziale und kulturelle Konsequenzen dieses Progresses, wie es sich im Alltagshandeln, in öffentlichen Diskursen, in Gestalt sozialer (Gegen-)Bewegungen, in neuen Geschäftsmodellen und aktueller Rechtsprechung niederschlägt.

Table of Contents

Frontmatter

Einleitung

Frontmatter
De-Mediatisierung: Diskontinuitäten, Non-Linearitäten und Ambivalenzen im Mediatisierungsprozess
Zusammenfassung
Es ist auffällig, dass die riskanten Folgen und Nebenfolgen verschiedener Großtechnologien und ihre Bearbeitung seit Jahrzehnten zum festen Oeuvre der Sozialwissenschaften zählen‚dass bei der Diskussion informations- und kommunikationstechnologischer Entwicklungen, die nicht weniger (neben-)folgenreich sind, aber eine Sichtweise dominiert, die dem unaufhaltsamen Fortschritt verschrieben ist. Das findet seinen Niederschlag in den verschiedenen mit dem jüngsten Medienwandel assoziierten Steigerungs- bzw. Ausbreitungstendenzen: Vernetzung, Delokalisierung, Verdatung, Beschleunigung etc. Punktuell an einzelnen dieser Tendenzen ansetzende, mithin zeitdiagnostische und kritische Arbeiten sensibilisieren dagegen für andere bzw. zusätzliche Sichtweisen und blicken auf ‚Kehrseiten‘ des jüngeren Medienwandels. Mit De-Mediatisierung meinen wir ein SichWidersetzen gegen den jüngsten Medienwandel bzw. gegen soziale und kulturelle Konsequenzen des informations- und kommunikationstechnischen Fortschritts. In eine Kurzformel gebracht: Das Konzept zielt auf das breite Feld der gezielten Begrenzung medialer Entgrenzungen unter Mediatisierungsbedingungen. Mit De-Mediatisierung schärfen wir darüber hinaus den Blick für den ambivalenten sowie paradoxen Charakter von Entwicklung(en), womit es Mediatisierung auch modernisierungstheoretisch zu verorten gilt.
Tilo Grenz, Michaela Pfadenhauer

Ansätze der (De-)Mediatisierung: Alternative Pfade der Mediatisierung und Gleichzeitigkeiten

Frontmatter
Pfade des Mediatisierungsprozesses: Plädoyer für einen Wandel
Zusammenfassung
Der Text setzt sich mit dem Demediatisierungsbegriff auseinander, wie er für die Tagung, die dem vorliegenden Band zugrunde lag, entwickelt wurde. Dazu wird zunächst ein für Mediatisierungsforschung adäquater Medienbegriff beschrieben, auf dessen Grundlage dann Mediatisierungsprozesse im Hinblick auf Medienwandel und Wandel von Alltag, Kultur und Gesellschaft konzeptionell beschrieben werden können. Im Lichte dieser Überlegungen wird deutlich, dass sich sowohl Medienwandel wie auch Mediatisierung über komplexe gesellschaftliche Aushandlungsprozesse entwickeln, die auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Dementsprechend lassen sich relevante, als Demediatisierung attributierte Positionen eher als Positionen in derartigen Aushandlungsprozessen betrachten, über die konkrete Pfade des Mediatisierungsprozesses festgelegt werden. Dabei wird letztlich deutlich, dass die Zivilgesellschaft im Rahmen der heutigen Mediatisierungsschübe an den Aushandlungsprozessen kaum beteiligt ist; dieser unhaltbare Zustand wird schließlich in Ansätzen diskutiert.
Friedrich Krotz
Kosmopolitische Mediatisierung
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag widmet sich – sowohl dem Begriff als auch dem Phänomen – Mediatisierung aus gesellschaftstheoretischer Perspektive. Ausgehend von dem Befund, dass Mediatisierung gegenwärtig vornehmlich Kommunikation im Medium der Digitalität meint, wird argumentiert, dass Mediatisierung zu einem Anstieg „kommunikativer Komplexität“ führt. Die Gegenwartsgesellschaft stabilisiert sich durch die Vermehrung, Verdichtung und Beschleunigung von Kommunikation im Medium der Digitalität nahe am Rande des „kommunikativen Chaos“. Dieser Prozess ist wiederum eng gekoppelt an das Phänomen des Hybriden bzw. an Hybridisierung. Letzteres hat Konsequenzen für soziale Praktiken aber auch für das methodologische Arsenal der Soziologie, insbesondere der soziologischen Gesellschaftstheorie.
Thomas Kron, Lars Winter

Logiken der (De-)Mediatisierung: Einordnungen und Erklärungen

Frontmatter
‚Im Anfang war das Wort‘ – Eine monadisch-soziologische Betrachtung der Unmittelbarkeit
Zusammenfassung
Dieser theoretische Beitrag beschäftigt sich zunächst mit der Frage, wie sich die Soziologie die Unmittelbarkeit (als mögliches Ziel der De-Mediatisierung) jenseits der Mediatisierung vorstellen könnte. Dabei geht es vor allem darum zu verstehen, wie Kommunikation und Interaktion konzipiert werden können. Für dieses Paper ist die dualistische Idee der Unmittelbarkeit aus Sicht der Opposition „mit/ohne Medium“ gestaltet worden. Empirisch aber wird sofort klar, dass es eher um eine Variable geht: Es gibt mehr oder weniger Medialität. Das deutet darauf hin, dass es eine Möglichkeit gibt, einen monadistischen Ansatz als Alternative zu gestalten. Mit den Begriffen Typtein (das Gewaltsame des Herausforderns) und Legein (die Kreativität des Neuversammelns) wird versucht, diese alternative Betrachtungsart konzeptuell zu vertiefen und auszuarbeiten. Versucht wird vor allem zu zeigen: 1) dass Handeln und Sprechen auf keinen Fall vollständig voneinander getrennt werden können; 2) dass sich sowohl die Mediatisierungsthese als auch die De-Mediatisierungsthese beide explizit mit sowohl Situativität als auch Temporalität auseinandersetzen müssen, um überzeugen zu können; 3) dass diese Explizitierung der Situativität/Temporalität dazu führt, dass man Medialität nicht im Sinne einer Dualität zwischen Materialität und Sinn, sondern als eine dreifaltige Assemblage von Materie, Information und Energie betrachten soll; und 4) dass Unmittelbarkeit immer asymptotisch als Aktualisierung der Virtualität fungiert.
Joost van Loon
Logiken der De-Mediatisierung: Begründungen und Rechtfertigungen
Zusammenfassung
Verweigerungsvarianten gegenüber der ständigen Online-Vernetzung werden den Trend zur weiteren Mediatisierung nicht aufhalten, aber es gibt gewisse Gegenströmungen, die sich aus ganz unterschiedlichen Motiven speisen. Es lassen sich verschiedene Varianten skizzieren, die auf heterogene Motive verweisen wie Selbstinszenierung, Effizienzsteigerung und Überforderungsvermeidung, Traditionalismus und Vernetzungsversagen, Privatheitsschutz und Kontrollangst – bis hin zu (zeitlich begrenzten) mythisierten Ausstiegsrechtfertigungen.
Manfred Prisching

Medien der De-Mediatisierung: Bezogenheiten und Bezugnahmen

Frontmatter
Defacement – Faciales Regime, „Selfies“ und Gesichtsauflösung in Sozialen Medien
Zusammenfassung
Die bildbezogene Selbstthematisierung mittels digitaler Kommunikationstechnologien ist ein zentrales Kulturmuster der spätmodernen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wirft der Beitrag die Frage auf, ob und auf welche Weise sich die Praktiken der Identitätskonstruktion im Rahmen der Ausweitung der neuen digitalen und interaktiven Medien verändern. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag das Spannungsfeld normalisierender Praktiken der Mediatisierung und der De-Mediatisierung am Beispiel der visuellen Selbstthematisierungen auf Online-Plattformen.
Ramón Reichert
Widerstandsbewegungen – Tendenzen der De-Mediatisierung des Computerspiel(en)s
Zusammenfassung
Der Beitrag will einerseits verschiedenen audiovisuellen Variationen von Retro-Ästhetiken des Computerspiels nachgehen; andererseits sollen die medialen Praktiken und Vergemeinschaftungen, die diese Spiele umlagern, in den Blick genommen werden. Zwar sind Computerspiele aufgrund ihrer notwendigen technologischen Plattform nicht in einer nicht-mediatisierten Form denkbar, dennoch scheint gerade eine Art Widerstand gegen diese komplexe Plattform ein gemeinsamer Fluchtpunkt vieler Retro-Gaming-Cultures zu sein. So ist zu beobachten, dass sich die Retrokulturen des Computerspiels keineswegs auf Remakes oder die technische Emulation alter Spiele beschränken. Vielmehr geht es häufig um komplexere Formen einer Parallelisierung und Durchdringung von neuen und alten medialen Artefakten – angefangen von Plattform-Remediationen über Demakes bis hin zu analogen Varianten, wie z. B. Street-Games und Game-Theater-Produktionen.
Benjamin Beil
Die de-mediatisierte Einbettung skopischer Medien
Zusammenfassung
Im vorliegenden Beitrag widme ich mich der spezifischen Ausformung des Phänomens der De-Mediatisierung im Falle des Einsatzes so genannter ‚Skopischer Medien‘ und in den durch sie aufgespannten ‚Synthetischen Situationen‘. Dabei lautet die These, dass über skopische Medien vermittelte Interaktionssituationen unter spezifischen Umständen, die sich durch eine erhöhte ‚Schicksalhaftigkeit‘ auszeichnen, in ein de-mediatisiertes Umfeld eingebettet werden. Ich zeige anhand des Beispiels des staatlichen Schuldenmanagements in Deutschland, welche de-mediatisierten Rahmenhandlungen zur Aufrechterhaltung und Stabilisierung synthetischer Situationen möglich sind und erläutere, was gesteigerte Schicksalhaftigkeit im konkreten Fall bedeuten kann und wie diese durch skopische Medien prozessiert wird.
Werner Reichmann
Second-Screen-Nutzung und die De-Mediatisierung des Fernsehens: Aktuelle Herausforderungen für die Kommunikations- und Medientheorie
Zusammenfassung
Der Beitrag entwickelt die Idee, dass es sich bei den Prozessen der Mediatisierung und De-Mediatisierung keineswegs um einander ausschließende Entwicklungen handelt, sondern dass beide Erscheinungen komplementär zu verstehen sind. Dieses Bedingungsverhältnis wird zum einen durch die Adaption der Theorie des Lese- bzw. Kommunikationsvertrags, wie sie durch (Elizéo Veron, L’analyse du “contrat de lecture”. Une nouvelle methode pour les etudes de positionnement des supports presse, Paris: Institut de recherches et d’etudes publicitaires, 1985) entwickelt wurde, nachgezeichnet und anhand weiterer daran anschließender Theorien auf den Wandel von Medienpraxen bezogen. Vor diesem Hintergrund werden die Medienpraxen des Fernsehens einer historisierenden Perspektive unterzogen, wobei insbesondere der Frage nachgegangen wird, inwieweit sich durch die Digitalisierung des Fernsehens implizite Kommunikationsverträge zwischen Publikum und Produktion verändern. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die aktuelle Entwicklung der Second-Screen-Nutzung gelegt, da hier die Annahme besteht, dass sie auf einen neuen Aushandlungsprozess verweist. Das Aushandeln eines neuen Kommunikationsvertrags, das als Ergebnis einer Reaktion der Produzenten- wie der Nutzerseite auf De-Mediatisierungs- und Mediatisierungsprozesse verstanden werden kann, wird mit Blick auf erste Ergebnisse des Projekts „Mediatisierte Medienrezeption“ diskutiert.
Udo Göttlich, Luise Heinz, Martin R. Herbers

Taktiken der De-Mediatisierung: Rückzüge, Umgehungen, Vermeidungen

Frontmatter
Kapitulation? Re-Aktionen des Mediennutzers auf die (Um-)Nutzung medientechnologischer Entwicklungen durch seine (vermeintlichen) Gegenspieler
Zusammenfassung
Der Beitrag setzt an zwei Alltagsbegebenheiten an, die dem Autor im Zuge seiner eigenen Mediennutzung widerfahren sind. Diese beiden Erfahrungen werden (aus subjektiver Perspektive) zu einer Handlungsablaufstypologie im Sinne Schütz’ verarbeitet. In dieser werden Formen der Mediennutzung idealtypisch dargestellt. Unterschieden werden innovative, affine, ignorante, konservative und reaktionäre Mediennutzer von deren Gegenspielern: den Mediennutzungsopportunisten, den Mediennutzungsparasiten und den Mediennutzungsterroristen. Affine Mediennutzer, Mediennutzungsopportunisten und Mediennutzungsparasiten werden im Beitrag als Mediennutzungsstabilisatoren charakterisiert. Konservative und ignorante Mediennutzer werden als Medienentwicklungsentschleuniger herausgestellt, die tendenziell zu De-Mediatisierungseffekten führen. Als De-Mediatisierungsakteure im engeren Sinne erscheinen allerdings nur reaktionäre Mediennutzer – also jene, die bereits Medien aktiv genutzt haben, sich aber aufgrund gewisser Erfahrungen, zurückziehen und ihre Mediennutzungsaktivitäten wieder aufgeben. Im Beitrag wird auf Basis dieser Typologie resümiert, was solche de-mediatisierenden Handlungen (im Sinne von Rückzugshandlungen) für den Metaprozess der Mediatisierung bedeuten können.
Ronald Hitzler
Flüchten oder Standhalten? Avancierte Medientechnik als permanente persönliche Herausforderung
Zusammenfassung
An einem empirischen Beispiel, nämlich der Hotlineberatung von Entertain Home (Deutsche Telekom), wird einerseits die massive Inanspruchnahme der Mitarbeit der NutzerInnen gezeigt, andererseits die Hypothese aufgestellt, dass permanentes Updating von Softwarepaketen nicht nur immer wieder anspruchsvolle und aufwendige Arbeit der NutzerInnen erfordert, sondern auch zugleich das Entstehen von floating identities begünstigt.
Jo Reichertz
Von der „Aversion“ zum „Schutzwall“: Kommunikative Grenzziehung als gegenläufiges Medienhandeln in mediatisierten Welten
Zusammenfassung
Neben dem Potenzial, sich umfassend und grenzüberschreitend vernetzen zu können, bergen die sich stetig verändernden Medienumgebungen Herausforderungen, mit denen Menschen gegenwärtig in ihrem Medienalltag konfrontiert sind. Eine Option, mit den sich daraus entwachsenden vielfältigen Herausforderungen und dem zugleich verbundenen Handlungsdruck umzugehen, ist kommunikativ Grenzen zu ziehen. Unter Rückgriff auf das Konzept der kommunikativen Grenzziehung beschäftigt sich dieser Beitrag mit dem beschränkenden und damit ‚gegenläufigen‘ Medienhandeln individueller Akteure in „mediatisierten Welten“ (Hepp und Krotz, Mediatisierte Welten: Forschungsfelder und Beschreibungsansätze – Zur Einleitung, Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze, VS Verlag, Wiesbaden, 7–23, 2012). Ziel ist es, aufzuzeigen, auf welch vielfältige Weise Menschen ihre zunehmend komplexere Medienumgebung mit Hilfe von Grenzziehungen gestalten. Auf empirischer Basis von insgesamt 120 qualitativen Interviews werden hierzu drei Praktiken der Grenzziehung näher vorgestellt: Die Praktiken des Ablehnens, des Budgetierens sowie des Unterscheidens.
Cindy Roitsch
Zurück zu den wirklich wichtigen Dingen – Blocking-Apps als milde Lösungen für problematisierte Mediatisierungstendenzen
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt einen Einblick in die dynamischen Entwicklungsprozesse im Feld der Geschäftsmodelle von Blocking-Apps. Diese Dynamik zeichnet sich durch ein Spannungsverhältnis zweier reflexiver Momente aus: Einerseits in Form einer reflexiven Haltung der Geschäftstreibenden, die ihr Handeln und das Handeln ihrer Nutzenden im Zuge des Geschäftsmodells stetig reflektieren (können und müssen). Andererseits durch reflexartige Neuanpassung und Ausrichtung im Zuge mediatisierter Kommerzialisierungsstrategien. Dieses Spannungsverhältnis lässt sich aufgrund der „permanenten Unabgeschlossenheit“ der Software-Produkte auch als verstetige Unstetigkeit beschreiben. Blocking-Apps bieten entsprechend nicht nur Einblicke in die Dynamiken internetbasierter Geschäftsmodelle, sondern darüber hinaus auch Möglichkeiten, Aussagen über medieninduzierten gesellschaftlichen Wandel als non-linearen Aushandlungsprozess zu treffen.
Heiko Kirschner
Schöne neue Warenwelt!? – Curated Shopping und Personal Shopping als Form der De-Mediatisierung
Zusammenfassung
Als typisch für das Online-Shopping gelten Angebotsstrategien, die dem Konsumenten eine breite Produktauswahl bieten, über die dieser sich anhand von Produktdarstellung, Kundenbewertungen und Bestsellerlisten selbst informiert und aus diesen auswählt. Die daraus erwachsende Anforderung an den Konsumenten, aus der Vielfalt an Produkten selber auswählen zu wollen und zu können, birgt jedoch das Risiko, dass Konsumhandeln scheitert und Konsumenten enttäuscht werden. Curated Shopping und Personal Shopping stellen Gegenentwürfe zum typischen Online-Shopping dar, indem sie die Produktauswahl begrenzen und Service-Personal vorhalten, welches Hilfestellung gibt und darin den Konsumenten entlastet. Der Beitrag diskutiert die Vielfalt von Angebotsstrategien (Category Killer, Mass Customization, Curated Shopping und Personal Shopping) als reflexiven Wandel von Online-Shopping-Angeboten und ordnet Curated Shopping und Personal Shopping als Form der Demediatiserung ein.
Paul Eisewicht

(De-)Mediatisierung in ihrer Zeit: Modernisierung und Zeitbezüge

Frontmatter
Negative Diagnostik. Perspektiven einer Antithetik des gesellschaftlichen Wandels
Zusammenfassung
Zeit- und gegenwartsdiagnostische Beschreibungen sozialer Prozesse proklamieren generalisierende, hoch abstrakte sowie bisweilen pauschalisierende gesellschaftliche Entwicklungen. Aufgrund ihres Verallgemeinerungsgrades einerseits und ihrer über fachwissenschaftliche Grenzen hinausgehenden Zielgruppe geraten sie schnell in Verruf, eher feuilletonistische Soziologisierungen anstelle fundierter Analysen zu bieten. Gleichwohl ist ihre Wirkung infolge hoher massenmedialer Aufmerksamkeit groß. Da die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft im Fall der Zeit- und Gegenwartsdiagnostik selbst Aufschluss über die Entwicklung gesellschaftlichen Wissens bietet, lohnt es sich, diese weit ausgreifenden Prozessdiagnosen im Hinblick auf die ihnen zuteilwerdende Kritik zu untersuchen. Wenn man sich mit der Antithetik soziologischer Prozessdiagnosen befasst, sind nicht nur Einsichten bezüglich der Konstruktion publikumswirksamer Argumente zu erwarten, sondern vor allem auch unerwartete Einsichten über die Prozesstheorie selbst.
Oliver Dimbath
Kosmopolitische Erfahrung – Mediatisierung und De-Mediatisierung in einer globalisierten Welt
Zusammenfassung
Der Beitrag behandelt die Frage der Mediatisierung – genauer: der massenmedialen Mediatisierung – und ihrer Bedeutung für das Verständnis kommunikativ vermittelter Zusammenhänge in einer globalisierten Welt; dies verbindet sich mit der Frage der De-Mediatisierung, wobei die analytische Eignung eines solchen Begriffs zu klären ist. Gesellschafts- und sozialtheoretisch werden hierzu Anleihen nicht bei der Systemtheorie Niklas Luhmanns, sondern der kosmopolitischen Soziologie Ulrich Becks genommen. Zugespitzt wird die Befassung mit Mediatisierung/De-Mediatisierung auf die Frage der Konstitutionsbedingungen und -möglichkeiten von Erfahrung sowie deren Transformation unter Globalisierungsbedingungen, wofür der typologische Begriff der kosmopolitischen Erfahrung entwickelt wird. Die Ausführungen skizzieren zunächst einen sozialkonstruktivistisch-wissenssoziologischen Zugang, der sich auf Prozesse der Problematisierung globaler Problemlagen, der Herstellung von Problematisierungswissen sowie entsprechender Relevanzhorizonte bezieht. Daran anschließend wird diskutiert, was es unter den Umständen einer strukturell nahezu unauflöslichen Verflechtung von (massen-)medialer und alltagsweltlicher Wirklichkeit heißt, ‚eine Erfahrung zu machen‘ und inwiefern eine Kosmopolitisierungsperspektive hilfreich sein kann, die Veränderung von ‚Erfahrungsbedingungen‘ und ‚Erfahrungsmöglichkeiten‘ selbst zu verstehen.
Angelika Poferl
Metadata
Title
De-Mediatisierung
Editors
Michaela Pfadenhauer
Tilo Grenz
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-14666-5
Print ISBN
978-3-658-14665-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14666-5