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07-03-2023 | Unternehmensgründung | Schwerpunkt | Article

Unsichere Wirtschaftslage bremst Gründer aus

Author: Annette Speck

4:30 min reading time

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Im Jahr 2022 sank der Gründergeist deutlich: Nach einem schwachen ersten Halbjahr wurden auch im dritten Quartal 2022 weniger Start-ups gegründet. Aber clevere Start-ups mit der richtigen Strategie haben Erfolgschancen.

Die Corona-Jahre 2020 und 2021 waren für große Teile der Wirtschaft schwierig. Dennoch brachten sie vermehrt sogenannte Chancen-Unternehmensgründungen hervor, die wiederum so manche ausgefallene oder verschobene Gründung wettmachten. Das Krisenjahr 2022 mit Ukraine-Krieg, Inflation, Lieferengpässen und steigenden Preisen nahm hingegen vielen Gründungswilligen offensichtlich den Mut.

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2022 | Book

Entrepreneurship und Unternehmensgründung in Deutschland

Fallstudien zu Gründerpersönlichkeiten

Dieses Lehrbuch enthält Fallstudien von Gründenden aus ganz Deutschland, aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Lebensläufen und Hintergründen. Sie gründen allein oder im Team, wollen reich werden oder die Welt verbessern und sind finanziell mehr oder weniger erfolgreich.

Dabei ist in Deutschland der Gründergeist im internationalen Vergleich ohnehin unterdurchschnittlich ausgeprägt, wie Annette Hoxtell und Volker Hasewinkel in ihrer "Einleitung: Fallstudien zu Gründerpersönlichkeiten in Deutschland" feststellen. Zwar sprächen Infrastruktur, öffentliche Förderung und Beratung, der Schutz geistigen Eigentums sowie die Innovationsfreudigkeit von Unternehmen und Konsumenten für den Gründungsstandort Deutschland. Entwicklungsbedarf sähen Gründungsexperten jedoch bei den Steuern, der Bürokratie und rechtlichen Vorgaben sowie bei der schulischen und hochschulischen Entrepreneurship Education, heißt es auf Seite 9.

Software-Branche liegt vorn bei Neugründungen

Im Jahr 2022 war bereits im ersten Halbjahr die Zahl neu gegründeter Start-ups in Deutschland gegenüber dem Vorjahr gesunken. Im dritten Quartal 2022 lagen die Zahlen noch einmal niedriger. Laut dem Statista-Dossier "Start-ups in Zahlen – Q3 2022" wurden insgesamt 617 neue Start-ups – und damit 96 weniger als im Vorjahr – gegründet. Die für das Dossier zusammengetragenen Daten von Start-up-Detector, einem Informationsdienst zum Start-up-Ökosystem in Deutschland, zeigen zudem, dass sich nach wie vor die meisten Startup-Gründungen (insgesamt 33 Prozent) in den Branchen Software, Medizin und E-Commerce finden.

Deep-Tech-Start-ups stark im Kommen

Eine Marktanalyse der deutschen Start-up-Neugründungen im dritten Quartal 2022 des Venture-Capital-Unternehmens Morphais VC zeigt indessen vor allem einen kontinuierlichen Anstieg von Deep-Tech-Neugründungen. Dies sind Unternehmen, die Produkte und Lösungen entwickeln, die mehrheitlich auf wissenschaftlicher Forschung oder neuartigen Algorithmen basieren, verschiedene Technologieansätze verbinden und meist patentierbar sind.

So wurden von Januar bis September 2022 in Deutschland bereits mehr Deep-Tech-Unternehmen neu gegründet (209) als im gesamten Jahr 2021 (207). Insgesamt ist im Vergleich zum Vorjahr der Anteil von Deep-Tech-Start-ups von sechs auf zehn Prozent gestiegen. Die Analyse zeigt auch, dass 16 Prozent aller Deep-Tech-Neugründungen dem Health-Tech-Bereich zuzuordnen sind. 

Des weiteren kommen 15 Prozent aus dem Bereich Software, zehn Prozent sind Industrie-Lösungen (wie etwa Robotics), neun Prozent fallen in die Kategorie Blockchain/Krypto und acht Prozent sind Klima-Technologien. "Dass die Zahl der Neugründungen im Deep-Tech-Bereich weiter steigt, ist ein sehr positives Zeichen für die Branche und für Deutschland als Innovationsstandort", erklärt Eva-Valérie Gfrerer, CEO & General Partner von Morphais VC.

Start-up-Finanzierer scouten im eigenen Netzwerk

Gfrerer zufolge brauchen Start-ups allerdings deutlich mehr Unterstützung. Obwohl Deep-Tech-Lösungen für die Zukunft unverzichtbar seien, investierten traditionelle VCs immer noch überwiegend in Gründer mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund. Gleichzeitig würden viele VCs nur innerhalb ihres eigenen Netzwerks scouten, so Gferer. Problematisch dabei sei, dass talentierte Gründerteams außerhalb des Netzwerkes übersehen werden und Kapital ungleich verteilt werde. "Um die globalen Herausforderungen unserer Welt zu lösen, muss europaweit mehr Kapital in Gründerteams fließen, die starke technologische Lösungen und damit wirkliche Innovationen entwickeln", mahnt Gferer.

Den Aspekt wirklicher Innovationen betont auch Christian Nagel, Mitgründer und Partner des Risikokapitalgebers Earlybird, der in Technologie-Start-ups investiert, in einem Interview mit dem "Tagesspiegel".

Wir investieren ausschließlich in Ideen, die einen wirklichen Unterschied machen. Das heißt, es muss ein klares Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerb geben und das Produkt muss eine Anwendung haben." Christian Nagel, Mitgründer und Partner bei Earlybird.

Das Team ist erfolgsentscheidend

Darüber hinaus betont Nagel gerade für die Frühphase eines Start-ups die Wichtigkeit des Teams. Die schaue man sich ganz genau an, um zu sehen, ob das Team erfahren genug, divers und komplementär aufgestellt sei.

Tobias Gross, der "Erfolgskonzepte für Food-Start-ups" unter die Lupe genommen hat, legt Gründungswilligen, die in ihrem Umfeld keine(n) passenden Partner finden, auch die Suche nach "Co-Foundern" oder "Mitgründern" im Internet und/oder sozialen Netzwerken nahe. Filterkriterien seien unter anderem Teilzeit-Einstieg, Kompetenzen oder Wohnort. Auch das Alter könne eine Rolle spielen. So könnten ältere Partner mit viel Erfahrung punkten, jüngere hätten andere Vorteile. "Wichtig dabei ist: Die Gesamtkonstellation ist fundamental", schreibt der Springer-Autor auf Seite 10.

Ausreichend Zeit nehmen für die Partnersuche

Wie Christian Nagel hält auch Gross Partner mit komplementären Kompetenzen für ideal. Zudem müssten im Gründungsteam unbedingt Vertriebs- und Marketing-Know-how vorhanden sein. Aus seiner Erfahrung rät der Food-Consulting-Experte zudem, bei der Suche nach Mitgründern folgendes zu beachten:

  1. Ein limitierendes Mindset ist erfolgsverhindernd. 
  2. Die für die Suche nach Co-Foundern erforderliche Zeit sollte nicht unterschätzt werden.

Durchdachtes Management verhindert Scheitern

Zahlreiche Fälle gescheiterter Start-ups belegen, dass gute Ideen allein nicht reichen, um ein Unternehmen dauerhaft zu etablieren. So erklärt Tobias Kollmann in dem Buchkapitel "Digital Entrepreneurship: Die Basis für neue Geschäftsmodelle der Zukunft", ein Großteil der fehlgeschlagenen Unternehmensgründungen in der Digital Economy sei weniger an fehlendem Geschäftspotenzial als an mangelhafter und zu kurzsichtig angelegter Realisierung gescheitert. Vor allem der schrittweise Auf- und Ausbau von Produkten, Services und Kundenstamm muss demnach in Start-ups der Digital Economy verstärkt in den Fokus rücken.

Der Springer-Autor fasst die Erfolgsfaktoren eines Start-ups in der Digital Economy in folgendem Schema zusammen (Seite 41):

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