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17.12.2014 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Energiewende als Chance im Stromeinkauf

3:30 Min. Lesedauer

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Unternehmen sehen sich mit zwei vorherrschenden Trends bei der Strombeschaffung konfrontiert. Springer-Autor Philip Würfel erklärt die Trends und die daraus entstehenden Vorteile.

Die Energiewende hat in den letzten Jahren bezüglich der Strombeschaffung zwei gegensätzliche Trends entwickelt. Zum einen steigende Umlagen und Abgaben beim Strombezug aufgrund regulatorischer Vorgaben und zum anderen generell fallende Großhandelspreise, die auf dem Zubau der erneuerbaren Energien in Verbindung mit Überkapazitäten im konventionellen Kraftwerkspark bei gleichzeitig stagnierender Stromnachfrage beruhen.

Im Rahmen der Strombeschaffung ist für die meisten Unternehmen die Senkung des Netto-Strompreises die Chance die Mehrkosten teilweise zu kompensieren. Das heißt, Unternehmen können den zweiten Trend nutzen um den ersten zu kompensieren.

Zwei Teilmärkte am Großhandelsmarkt

Moderne Beschaffungsstrategien bieten Unternehmen die Möglichkeit gezielt von den Entwicklungen der Energiewende zu profitieren. Ein Blick auf die Struktur des Großhandelsmarktes macht dies deutlich. Der Großhandelsmarkt teilt sich in zwei Teilmärkte:

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  • Der Terminmarkt
  • Der Spotmarkt

Am Terminmarkt handeln die Marktteilnehmer längerfristige Lieferungen für Wochen, Monate und Jahre voraus in die Zukunft. Für den Käufer besteht der Vorteil weit in der Zukunft liegende Lieferungen preislich abzusichern. Am Spotmarkt hingegen werden u.a. Geschäfte für die Erfüllung am Folgetag bzw. den nächsten Werktag (day-a-head) gehandelt. Er dient der Flexibilität der Handelsteilnehmer.

Energiewende als Chance im Stromeinkauf

Die Energiewende hat unterschiedliche Auswirkungen auf die beiden Teilmärkte. Die wachsenden erneuerbaren Energien werden primär am Spotmarkt vermarktet und senkten die durchschnittlichen Spotmarktpreise auf ein Preisniveau welches seit einigen Jahren unterhalb des Terminmarktes liegt. Zudem senkte insbesondere der Photovoltaikausbau vor allem im Spotmarkt den klassischen Preisunterschied zwischen Grundlast (Base) und Spitzenlast (Peak).

Inzwischen gibt es Beschaffungsmodelle die den Spotmarkt in den Stromeinkauf einbinden. Unternehmen können ihren Stromeinkauf dadurch flexibel auf die individuelle Risikostrategie und Verbrauchsstruktur anpassen.

Je nach Unternehmensphilosophie und betrieblicher Notwendigkeit gibt es verschiedene Möglichkeiten den Spotmarkt in das individuelle Strombeschaffungsmodell einzubinden. So kann das Unternehmen beispielsweise eine prozentuale Aufteilung der prognostizierten Stromverbrauchsmenge für die Beschaffung am Termin- und Spotmarkt vornehmen. Ein Teil des Bedarfs wird wie bisher per Festpreis oder in Tranchen am Terminmarkt beschafft. Das dient dem Ziel der Planungssicherheit. Die noch offene Menge wird während der Lieferperiode am Spotmarkt beschafft. Dies dient der Flexibilität der Abnahmemenge und der preislichen Optimierung. Der finale Netto-Strompreis für eine Lieferperiode ist der mengengewichtete Mischpreis aus der am Terminmarkt und der am Spotmarkt beschafften Strommenge.

Zusätzlich eröffnet eine Einbeziehung des Spotmarktes die Möglichkeit den Stromeinkauf auf die individuelle Verbrauchsstruktur des Unternehmens anzupassen. Viele Handels- bzw. Dienstleistungsunternehmen haben typischerweise ihre Hauptverbrauchszeiten in den Peakstunden (Mo-Fr 08.00 – 20.00). Gerade in diesen Stunden hat der in der Regel starke Anstieg der Solarstromproduktion den größten Einfluss auf die Preisbildung. Entsprechend "peaklastige" Unternehmen können in diesen Stunden ihren Strom am Spotmarkt einkaufen und preisliche Vorteile erzielen. 

Weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich mit der Energiewende dazu entschieden bis zum Jahr 2050 80 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien zu decken. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird demnach weitergehen. Vor dem Hintergrund dieses Megatrends ist davon auszugehen, dass die Preisverschiebung zugunsten des Spotmarktes kein temporäres Phänomen ist.

Neben dem reinen Preisvorteil bietet der Spotmarkt Unternehmen auch die Chance ihren Stromeinkauf gezielter als bisher auf ihre Verbrauchsstruktur abzustimmen. Dadurch führen Beschaffungsmodelle mit Spotmarktintegration zu einer zeitgemäßen Strombeschaffung, bei der Flexibilität eine immer wichtigere Rolle spielen wird.

Zum Autor

Philip Würfel arbeitet bei einem führenden Energieversorger in Deutschland und steht so in ständigem Austausch mit Unternehmen, Verbänden und Lokalpolitikern über die Entwicklungen auf dem deutschen Energiemarkt. Auf Vorträgen zeigt er, wie die Energiebeschaffung optimiert werden kann und wie man sich am besten auf den volatilen Energiemärkten bewegt. Er ist Autor des Buches "Unter Strom".

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