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08.10.2015 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Für eine bessere Fahrzeug-Rundumsicht: Videokameras statt Rückspiegel

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

3:30 Min. Lesedauer

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Studenten der Universität des Saarlandes haben ein System entwickelt, durch das der Fahrer künftig in Echtzeit die Umgebung seines Wagens einsehen soll. Die Lösung soll dabei helfen, Überholunfälle zu vermeiden. Die Idee der Studenten wurde jetzt bei der Valeo Innovation Challenge 2015 ausgezeichnet.

Fahrassistenten helfen Autofahrern heute beim Überholen, damit sie im toten Winkel des Rückspiegels niemanden übersehen. Doch während der Fahrt ganz zu überblicken, was um das Auto herum geschieht, ist bislang kaum möglich. Studenten der Saar-Universität basteln daher an einer Lösung, um dem Fahrer eine Rundumsicht seines Fahrzeugs zu liefern: Sie ersetzen Autospiegel durch Videokameras. Was diese aufzeichnen, erscheint in Echtzeit auf einem Panoramabildschirm an der Windschutzscheibe.

Mit ihrer Idee landeten die Studenten jetzt in Paris auf dem zweiten Platz bei der Innovation Challenge 2015 des Autozulieferers Valeo und gewannen damit 10.000 Euro Preisgeld. Die Saar-Studenten, die sich selbst Team Auto Gen Z nennen, wollen dies nicht nur nutzen, um ihr System auszubauen, sondern auch um ein bisher ungelöstes Problem aus der Computer Vision anzugehen.

Panoramabildschirm an der Windschutzscheibe

"Etwa 840.000 Autounfälle in den Vereinigten Staaten führt die US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit jährlich darauf zurück, dass Fahrer beim Spurenwechsel ein anderes Auto nicht wahrnehmen", sagt Igor Vozniak, derzeit Informatik-Masterstudent an der Saar-Uni.

Gemeinsam mit Konstantin Kuznetsov, Oleksandr Sotnychenko, Nikolai Zhukov und Martin Elizen aus den Fachrichtungen Informatik, Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaftslehre will er dem Fahrer dabei helfen, dass ihm künftig nichts mehr entgeht. "Unsere Methode ersetzt herkömmliche Rückspiegel in Autos durch Videokameras, die jedes Detail um ein Fahrzeug aufzeichnen“, so Vozniak. Mithilfe einer Reihe von Computer-Vision-Algorithmen führen die Studenten dann die Kamerabilder zusammen und projizieren das Gesamtbild in Echtzeit auf einen Panoramabildschirm, der oben an der Windschutzscheibe befestigt ist. So kann der Fahrer mitverfolgen, ob andere Fahrzeuge sich nähern oder Kinder hinter dem Auto herumtollen.

Herausforderung Parallax Error

"Während der Systementwicklung stellte uns der sogenannte Parallax Error vor eine Herausforderung", so Nikolai Zhukov. "Betrachtet man seinen Finger und kneift dabei abwechselnd das linke oder das rechte Auge zu, scheint sich das Objekt im Raum zu bewegen. Unser Gehirn weiß trotzdem, dass es sich um dasselbe Objekt handelt. Dem Computer müssen wir erst erklären, dass alle Kameraaufnahmen in unserem System dasselbe Auto zeigen. Unser Algorithmus kann die Aufnahmen nicht nur automatisch zu einer Panoramaszene zusammenfügen, er gibt sie auch in Echtzeit auf dem Bildschirm an der Windschutzscheibe aus." Unterstützt wurden die Studenten von Valeo und von den Saarbrücker Informatik-Professoren Andreas Zeller und Philipp Slusallek.

In den folgenden Wochen wollen die Studenten ihr System weiter verbessern und an einer praxistauglichen Lösung für den Parallax Error arbeiten. "Wir arbeiten auch daran, unser System mit weiteren Funktionen auszustatten. Der Panoramabildschirm soll anzeigen, wie weit andere Autos vom eigenen Fahrzeug entfernt sind und wie schnell diese fahren", erläutert Zhukov. Das Team will jetzt die Idee zu einem markttauglichen Produkt weiter entwickeln und ist auf der Suche nach Investoren.

Valeo Innovation Challenge 2015

Die Idee der Saar-Studenten wurde jetzt ausgezeichnet: Bei der Valeo Innovation Challenge 2015 des Autozulieferers Valeo ist sie als zweitbestes Projekt von insgesamt 1324 Einreichungen aus der ganzen Welt prämiert worden. Ziel des Studenten-Wettbewerbs war es, kreative Konzepte zu suchen, wie Autos in Zukunft noch sicherer und zuverlässiger werden können.

Die Gewinner der 100.000 Euro Siegprämie "Falcon View" kommen von der Universität Peking in China. Je 10.000 Euro erhalten das Team m.a.d. aus Indien sowie das deutsche Team Auto Gen Z der Universität des Saarlandes. Das indische und das deutsche Team teilen sich den zweiten Platz.

Zur diesjährigen Valeo Innovation Challenge starteten 2750 Studenten von 1036 Universitäten aus 89 Ländern. Von den insgesamt 1324 Teams kamen schließlich 20 in die Endrunde und erhielten je 5000 Euro, um ihre Projekte weiterzuentwickeln.

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