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01.07.2015 | Bankvertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Geldsegen bei gewerblichen Krediten

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Deutsche Unternehmen kommen derzeit leicht an Kredite. Ein Grund ist die Geldflut der Europäischen Zentralbank.

Die Kredithürde für die Gewerbliche Wirtschaft in Deutschland war nie so niedrig wie aktuell. Laut Konjunkturtest des Münchener Ifo Instituts ist sie im Juni dieses Jahres auf 15,1 Prozent gefallen, nach 15,7 Prozent im Vormonat. Dies ist laut Ifo erneut ein historischer Tiefstand. Die Berechnung der Kredithürde basiert auf etwa 4.000 Meldungen von Unternehmen aus ausgewählten Branchen der Gewerblichen Wirtschaft inklusive Groß- und Einzelhandel. Die befragten Betriebe beurteilen dabei die aktuelle Bereitschaft der Banken, Kredite an Unternehmen zu vergeben. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Kredithürde leicht auf 12,7 Prozent. Bei den Großfirmen fiel der Anteil derjenigen, die von Problemen bei der Kreditvergabe berichten, auf 7,2 Prozent. Auch bei den kleinen Firmen ging dieser Prozentsatz deutlich zurück. Wie bereits im Vormonat stellen die mittelgroßen Organisationen allerdings eine Ausnahme dar. Hier ist die Kredithürde erneut leicht angestiegen. Im Handel sank sie um 0,8 Prozentpunkte auf 16,6 Prozent.

Geld der EZB kurbelt Kreditvergabe an

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Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener Ifo-Instituts, sieht als Grund für die zunehmende Kreditvergabe der Institute vor allem die "Flutung Europas mit dem Geld der Europäischen Zentralbank" (EZB). Ziel der EZB war, mit der gelockerten Geldpolitik die schwache Kreditvergabe in der Eurozone anzuregen. Das zeige Wirkung, sagt Sinn: "Den deutschen Unternehmen wird das Geld schon fast aufgedrängt". Bereits im ersten Quartal 2015 hatten sich laut dem „Bank Lending Survey“ der EZB bei den Kreditinstituten die Hürden für eine Darlehensvergabe gelockert. Neun Prozent der befragten Häuser hatten damals von einer Lockerung der Vergabebedingungen berichtet. In der zusammenfassenden Grafik wird die aktuelle Kredithürde für die Gewerbliche Wirtschaft mit den Prozentanteilen der genannten Gewerbezweige im durchschnittlichen Kreditvolumen der Wirtschaftsbereiche im Jahr 2005 gewichtet. 


Kreditinstitute haben die lukrativen kleinen und mittelständischen Firmenkunden (KMU) als wertvolle Klientel entdeckt, um wegbrechende Erträge im Privatkundengeschäft als Folge der Niedrigzinsphase auszugleichen. Doch sie sollten in diesem Segment ihre Chancen nicht überschätzen, wie Stefanie Hüthig und Christian Kemper in ihrem Bankmagazin-Beitrag (Ausgabe 04/2015, Seite 12-19) schreiben. Der Konkurrenzdruck sei so groß, dass "nicht alle Institute ihre Wachstumsziele erreichen werden". Verantwortliche in Kreditinstituten sind daher aus Sicht von Martin Fröhlich, Autor des Springer-Buchs "Praxishandbuch Firmenkunden", aufgerufen, eine aktive und zielorientierte Marktbearbeitung zu organisieren. Denn Firmenkunden würden "zunehmend kritischer und anspruchsvoller, das Produktspektrum wird rasend schnell breiter, während personelle Ressourcen knapp bleiben", so Fröhlich. Gerade in der Finanzierung des deutschen Mittelstands sehen Kreditinstitute eine Kernkompetenz. Gestützt wird dies dadurch, dass für Firmen der Bankkredit noch immer vorrangiges Finanzierungsmittel ist. Im Auslandsgeschäft der Unternehmen bleiben die Kreditengagements der Banken jedoch noch eher zurückhaltend. Denn die verschärften Anforderungen für die Gewährung von Darlehen auf Bankenseite, beispielsweise für langfristige Finanzierungen, wirken als Dämpfer in der Exportfinanzierung. Vor allem Großkredite, zum Beispiel im internationalen Anlagenbau, sind auch für deutsche Unternehmen weiterhin schwer zu bekommen.

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