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27.07.2015 | Gewässer | Interview | Online-Artikel

Gemeinsam die Wassertechnologie voranbringen

verfasst von: Günter Knackfuß

4:30 Min. Lesedauer

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Deutschland und Israel haben für ihre Partnerschaft in Forschung und Innovation eine vielschichtige Struktur entwickelt. Ein Schwerpunkt bildet die Wassertechnologie. Dr. Leif Wolf, PTKA, gibt Einblicke in die Zusammenarbeit.

Springer für Professionals: Welche Themenbereiche enthält die Kooperation im Wasserbereich als Teil der Umweltforschung?

Leif Wolf: Im Zentrum steht die Verbesserung der Wassersituation in Israel oder Deutschland. Die Themen werden jährlich den aktuellen Anforderungen angepasst und decken die gesamte Breite der Wassertechnologie ab. Ingenieurstechnische Schwerpunkte der Forschungen sind die Erhöhung der Wasserverfügbarkeit, Abwasserbehandlung und Wiederverwendung sowie die Energieeffizienz im Wassersektor. Umweltgesichtspunkte rücken bei den Themen Grundwasseruntersuchungen und Sanierung von Grundwasserschadensfällen in den Vordergrund. Umfangreiche Studien wurden und werden dabei auch zum Thema Mikroschadstoffe und Arzneimittel in der aquatischen Umwelt betrieben, insbesondere da in Israel mehr als 90 Prozent der Abwässer wiederverwendet werden. Schließlich sind auch Sicherheitsaspekte ein wiederkehrender Untersuchungsgegenstand, so zum Beispiel die bessere Qualitätsüberwachung durch schnellere und umfassendere Wasseranalytik.

Welche Partnerinstitute arbeiten konkret zusammen?

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Auf ministerieller Ebene arbeiten das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das israelische Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Raumfahrt (MOST) zusammen, um das Forschungsprogramm zu ermöglichen. In den mehr als 133 Projekten seit Beginn der deutsch-israelischen Wassertechnologiekooperation war sowohl die israelische als auch die deutsche Wasserforschungslandschaft großflächig involviert. In den aktuellen laufenden Projekten kommen die häufigsten Beteiligungen auf israelischer Seite vom Technion in Haifa, der Hebrew University in Jerusalem sowie der Ben-Gurion University of the Negev. In Deutschland ist die Beteiligung besonders vielfältig und deckt räumlich die ganze Republik ab: die Beispiele reichen von der TU Hamburg-Harburg im Norden bis zur TU München im Süden, bis zum ifak Magdeburg im Osten und der RWTH Aachen im Westen.

Ein besonderes Merkmal der Kooperation ist allerdings die Einbeziehung von Endanwendern und Industrie in den Forschungsprojekten, damit die Erkenntnisse möglichst schnell in der Praxis umgesetzt werden. In Israel beteiligen sich zum Beispiel der staatliche Wasserversorger Mekorot oder führende Unternehmen (z.B. im Bereich Tropfbewässerung) an den Forschungsprojekten. In Deutschland engagieren sich sowohl kleinere junge Unternehmen aber auch etablierte Unternehmen, zum Beispiel aus den Bereichen Membranherstellung oder Sensorkonstruktion.

 

Ein multilaterales Projekt entwickelt das Wasserressourcen-Management im Jordantal. Wie ist der aktuelle Stand?

Im Rahmen des von BMBF-geförderten Projektes IWRM-SMART werden bereits seit 2006 gemeinsam von deutschen, israelischen, jordanischen und palästinensischen Forschern innovative Lösungen und Grundlagen für ein integriertes Wasserressourcenmanagement am unteren Jordan entwickelt. Angesichts von Bevölkerungswachstum und großen Flüchtlingsströmen besteht jedoch immer noch ausgeprägter Wassermangel sowie eine weiträumige Gefährdung der Grundwasserqualität durch ungeklärte Abwässer. Im Frühjahr 2015 wurde nun eine dritte Projektphase (SMART-MOVE) gestartet, die auf  die Überführung der Forschungskonzepte in die wasserwirtschaftliche Praxis der Partnerländer fokussiert. Dabei stehen Aspekte der Grundwassernutzung sowie die Demonstration von Systemlösungen im Bereich der dezentralen Abwasserentsorgung und Wiederverwendung von Abwasser im Vordergrund. Übergreifendes Ziel ist die Entwicklung übertragbarer Ansätze zum integrierten Wasserressourcenmanagement in semiariden Regionen.

Gegenwärtig laufen die Ausschreibungen für das neue Forschungsprogramm. Wo liegen dabei die Schwerpunkte?

In der aktuellen Ausschreibung der deutsch-israelischen Wassertechnologiekooperation werden Forschungsanträge in vier Themenbereichen gesucht. Zum einen geht es um organische Mikroschadstoffe und pathogene Keime. Dabei wird direkt gefragt nach Reinigungsmöglichkeiten und der Ausbreitung der Stoffe im Untergrund. Dies ist angesichts der weltweit zunehmenden Wiederverwendung von Abwasser ein sehr aktuelles Thema.

Forschungen zum Management von Grundwasservorkommen, zur Neubildung von Grundwasser sowie zur Sanierung von verschmutzten Grundwasserleitern können in einem zweiten Themenbereich gefördert werden.

Auch in der Nutzung von Niederschlagswässern werden noch erhebliche Potentiale zur Verbesserung der Wassersituation gesehen. Gefragt sind hier neue Ansätze zur Sammlung, Aufbereitung, Speicherung und Kontrolle der oft in Starkregenereignissen anfallenden Wässer.

Als besonders technologieintensiver Schwerpunkt werden auch innovative Behandlungsmethoden für die Rückstände aus der Behandlung von Abwässern oder anderen Aufbereitungsprozessen wie zum Beispiel der Meerwasserentsalzung gefördert.

Seit 1999 gibt es das Austauschprogramm für junge Wissenschaftler. Welche Ergebnisse wurden damit erreicht?

Im Vordergrund stehen die persönlichen Erfahrungen und die Öffnung gegenüber der Kultur des Gastlandes für jeden der bereits mehr als 100 Teilnehmer des Austauschprogrammes. Aber auch fachlich sind die Austauschaufenthalte von höchstem Wert und haben zu vielen qualitativ hochwertigen Publikationen geführt. Durch den in Israel herrschenden Wassermangel wird Wasserforschung dort mit hoher Intensität betrieben, wodurch die Stipendiaten oft mit neuen Ideen in Berührung kommen. Für die israelischen Stipendiaten die nach Deutschland kommen, sind unter anderem die hohen Umweltstandards von großem Interesse. Es ist bemerkenswert, dass das Programm zu etwa gleichen Teilen von Israelis und Deutschen genutzt wird.

Das Austauschprogramm für Jungwissenschaftler sichert aber auch die langfristige Qualität der Kooperation als Ganzes. Viele ehemalige Stipendiaten haben mittlerweile ihren Weg in die Spitzenforschung gefunden oder nehmen leitende Positionen in Industrie oder Verwaltung ein. Ihre Offenheit für die deutsch-israelische Kooperation nehmen sie dabei mit.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.

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Rohstoff Wasser

Quelle:
Umweltgeologie

2011 | OriginalPaper | Buchkapitel Zur Zeit gratis

Grundwasser

Quelle:
Geotechnik