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25.11.2015 | Wertpapiergeschäft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Gleichlauf ist unerwünscht

verfasst von: Christian Kemper

3:30 Min. Lesedauer

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Anleger sollten ihr Vermögen diversifiziert anlegen. Dabei berücksichtigen sie viel zu selten die Korrelation der verschiedenen Anlageklassen.

Eine alte Börsenweisheit lautet, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Denn fällt der Korb herunter, sind die Eier kaputt. Investoren sollten ihr Geld also in verschiedene Anlageklassen investieren, rät die Journalistin Carmen Mausbach in der Anlage Praxis (Ausgabe 12-2015). Die Werte sollten sie so kombinieren, dass sich ihre Risiken nicht addieren, sondern bestenfalls kompensieren. Vor allem in Krisenzeiten zahlt sich diese Strategie aus, denn üblicherweise steigen dann die Korrelationen zwischen einzelnen Anlageklassen und zum Teil zwischen Märkten sprunghaft an. „Selbst hervorragend diversifizierte Portfolios kommen schnell unter Druck, weil sie die heftigen Marktbewegungen nicht abfedern können“, warnt Mausbach.

Breite Streuung bringt Ruhe ins Depot

Laut dem aktuellen Kapitalmarktausblick der Deutschen Bank stellt das Jahr 2016 die Anleger vor besondere Herausforderungen. Denn nicht nur Aktien sollten einträgliche Renditequellen sein, auch das Anleihesegment und Immobilieninvestments könnten bei entsprechend höheren Risiken interessant werden. Daher sei es umso wichtiger, rät Stefan Schneider, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, das Portfolio breit über Anlageklassen, Regionen und Branchen zu streuen.  

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Die maßgebliche Größe, ob ein Portfolio ausreichend diversifiziert ist, um im Krisenfall Bestand zu haben, ist die Korrelation. Sie misst den Grad der Abhängigkeit zwischen zwei Merkmalen und kann Werte zwischen −1 und +1 annehmen. Eine Korrelation von null sagt aus, dass zwischen den betrachteten Merkmalen keinerlei Zusammenhang besteht. Dabei gilt, dass das Gesamtrisiko eines Portfolios immer dann verringert wird, wenn die darin liegenden Anlageprodukte nicht vollständig positiv korreliert sind. Im Falle einer perfekt negativen Korrelation wäre es sogar möglich, ein Portfolio zu konstruieren, dessen Verlustrisiko bei null liegt, erläutert die Journalistin Mausbach. Dieses Wissen können sich Anleger zunutze machen und ihr Depot entsprechend zusammenstellen.

Wenn US-Aktien verlieren, leiden auch deutsche Titel

Die großen internationalen Aktienmärkte korrelieren üblicherweise positiv miteinander. Sie entwickeln sich also weitgehend gleichförmig. Wenn beispielsweise der US-amerikanische Aktienmarkt nachgibt, erleidet auch der deutsche Leitindex Dax Kursverluste. Somit liegt der auf ein Jahr bezogene Korrelationskoeffizient zwischen dem Dax und dem Dow-Jones-Index bei rund 0,5. Zwischen dem Dax und dem französischen Aktienindex CAC erreicht die Korrelation bereits 0,94. Zwischen dem Dax und dem Euro Stoxx 50 liegt die Korrelation sogar bei 0,96.

Anleger, die lediglich auf Aktienindizes setzen, haben ihr Portfolio also nicht ausreichend diversifiziert. Ihr Blick sollte sich deshalb auf gering oder noch besser negativ korrelierte Märkte richten. Eine Alternative könnten Rohstoffinvestments sein, denn zu den Aktienmärkten haben sie sich in der Vergangenheit entgegengesetzt verhalten. Dies gilt vor allem für physisches Gold, das als krisensichere Anlageform gilt. Eine Flucht von Investoren aus dem Aktienmarkt kann daher zu einer steigenden Nachfrage nach dem Edelmetall und entsprechend steigenden Preisen führen. Ein ähnlicher Zusammenhang besteht zwischen Aktien und Anleihen sowie zwischen Aktien und Immobilien. Diese beiden Anlageklassen korrelieren negativ mit Aktienmärkten und können einem Kursverfall zum Beispiel beim Dax entgegenlaufen. Negativ korreliert mit Aktien sind in der Regel auch die Devisenmärkte. So können europäische Unternehmen mit einem hohen Geschäftsanteil in den USA bei einem schwachen Euro und einem starken US-Dollar die in Europa gefertigten Produkte günstiger anbieten. Das beflügelt die Aktienkurse der deutschen Unternehmen und damit den heimischen Aktienmarkt.

Statistische Zusammenhänge können sich ändern  

Bei der Auswahl negativ korrelierter Anlageprodukte sollten Anleger allerdings bedenken, dass sich die statistischen Zusammenhänge im Zeitverlauf ändern können. Denn die jeweiligen Analysen erfolgen anhand von historischen Daten. Sie sind ebenso wie die bisherigen Marktentwicklungen kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen. Der Korrelationskoeffizient zweier Merkmale kann also schwanken. Der grundlegende statistische Zusammenhang, ob zwischen zwei Anlageklassen eine eher positive oder negative Korrelation herrscht, dürfte aber bestehen bleiben.

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