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25.11.2015 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Hilfestellungen für den Schutzengel

verfasst von: Stefan Schlott

3 Min. Lesedauer

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Jeder sechste im Straßenverkehr Getötete ist ein Motorradfahrer. Mit einer Innovationsoffensive rund um die aktive und passive Sicherheit wollen die Motorradhersteller nun gegensteuern.

Leistung, Chrom und jede Menge neue Modelle prägten Mitte November das Bild auf der Motorradmesse Eicma in Mailand. Die Branche boomt. Weltweit steigt der Bedarf nach bezahlbarer Mobilität und mit ihm die Nachfrage nach motorisierten Zweirädern. Studien zufolge werden 2021 mehr als 160 Millionen Zweiräder jährlich produziert - ein Drittel mehr als heute. Hauptsächlicher Träger dieser Wachstumsprognose sind die aufstrebenden Märkte Asiens. Annähernd 90 Prozent aller motorisierten Zweiräder werden 2021 demnach in China, Indien und Südostasien gebaut. Darunter vor allem Kleinstmotorräder mit bis zu 250 Kubikzentimeter Hubraum, die in weiten Teilen Asiens eines der meist genutzten Fortbewegungsmittel sind.

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In dieser Euphorie wird gerne vergessen, dass die Wahrscheinlichkeit, mit dem Motorrad tödlich zu verunglücken, bezogen auf die Personenkilometer 20-mal höher als mit einem Pkw ist. Nach Zahlen des ADAC kamen allein in Deutschland 2013 568 Motorradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben, 8974 wurden schwer verletzt. Die Gesamtzahl der Verkehrstoten ist in den letzten Jahren zurückgegangen, bei den Motorradfahrern bleiben die Ereignisse relativ unverändert: etwa jeder sechste Getötete ist ein Motorradfahrer.

Sicherheitssysteme als Zukunftsthema

Dem entgegenzuwirken, ist schon lange erklärtes Ziel der Industrie. Bislang jedoch mit eher mäßigem Erfolg. So schreibt Achim Kuschefski, Leiter des Instituts für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen, in seinem Artikel "Motorrad-Sicherheit Gegenwart und Zukunft" aus der ATZ 5-2013: "Die Entwicklungen im Bereich aktiver Sicherheit werden zwar weiter vorangehen, jedoch wegen der Einspur-Charakteristik nicht mit dem Tempo, wie es bei anderen Fahrzeugarten möglich sein wird."

Das weiß auch Jürgen Stoffregen, Autor des ATZ/MTZ-Fachbuchs Motorradtechnik. Dort konstatiert er im Kapitel "Trends und zukünftige Anforderungen im Motorradbau" schon 2012: "Die generelle Frage nach mehr Sicherheit und die Entwicklung von passiven Schutzsystemen ist ganz sicher ein Zukunftsthema für das Motorrad. Wenn man den sehr hohen Stand der passiven Sicherheit beim Automobil betrachtet, klafft hier beim Motorrad eine deutliche Lücke." Allerdings könne sich niemand ein unförmiges, schwerfälliges Sicherheitsmotorrad wünschen, das dem Grundgedanken des Sich-frei-Fühlens beim Motorradfahren widerspricht.

Ansatzpunkte für sicherheitstechnische Weiterentwicklungen

Dennoch sehen Karl Viktor Schaller und Holger Englisch von BMW Motorrad durchaus Ansatzpunkte für sicherheitstechnische Weiterentwicklungen. In ihrem Artikel "Funktionale Sicherheit für E/E-Systeme von Motorrädern" aus der ATZ 5-2015 schreiben sie: "Leitet man eine Zukunftsprognose von sicherheitsrelevanten Pkw-Systemen ab, so sind alle dortigen möglichen Arten von Fahrerassistenzsystemen, Connectivity-Themen, aber auch Airbagsystemen prinzipiell für eine Motorradanwendung denkbar." Viele dieser Systeme würden künftig den Datenaustausch mit fahrzeugexternen Datenbanken oder Systemen benötigen. Diese Kommunikation "Motorrad mit der Umwelt" über Fahrzeugschnittstellen stelle eine zusätzliche Herausforderung für die Entwicklung zukünftiger sicherheitsrelevanter Systeme dar.

Dieser Herausforderung hat sich Bosch bereits gestellt. Zum Angebot des im März 2015 neu gegründeten Produktbereichs "Two-Wheeler and Powersports" gehören Sicherheitslösungen wie ABS oder die Motorrad-Stabilitätskontrolle MSC, eine Art ESP für Motorräder. Bosch ist damit nach eigenen Angaben Marktführer für Motorrad-Sicherheitssysteme. Ebenso gehören elektronisch gesteuerte Einspritzsysteme, Antriebssysteme für Elektro-Motorräder sowie Schnittstellen zur Vernetzung des Motorrads mit Smartphones oder Tablet-Computern und Cloud-Lösungen zum Portfolio. "Unsere Systeme bringen noch mehr Sicherheit, Effizienz und Fahrspaß ins Motorrad", sagt Geoff Liersch, Leiter des neuen Produktbereichs bei Bosch.

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