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16.07.2013 | Unternehmensführung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kluge Führung ist wichtiger als markige Parolen

3 Min. Lesedauer

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Die Kompetenz erfolgreicher Führungskräfte besteht darin, in einem risikoreichen Umfeld immer wieder sichere Wege zu finden. Springer-Autor Peter Gräser beschreibt in einer Serie, welche Bedeutung die Dynamik des Wandels für das Thema Führen im 21. Jahrhundert hat. Teil 3: Ständige Veränderung.

Mit Blick auf neue Führungsinstrumente und ‑methoden sind wir daher – zweitens – gut beraten, wenn wir nicht alles, was uns theoretisch-kognitiv sinnvoll erscheinen mag, auch allein deshalb für gut und klug halten. Eine Führungsmethode oder ein Führungsinstrument funktioniert nur dann in der Praxis, wenn es den grundsätzlichen Aspekten unserer conditio humana entspricht – und den jeweiligen historischen und organisatorischen Kontextbedingungen. Dieser leider nicht immer ausreichend beachteten Tatsache werden wir in unserer Serie Rechnung tragen, indem wir bekannte und weniger bekannte Instrumente und Methoden im Zusammenhang mit den für ihre Anwendung notwendigen Bedingungen beleuchten.

Unser Ziel ist, Ihnen im Führungsalltag innere Orientierung und Sicherheit zu geben – jenseits von Management-Moden, unfehlbaren Rezepten und wohlfeilen Scharlatanerien. »Uncertainty«, Ungewissheit ist seit zehn Jahren das am meisten gebrauchte Schlagwort, wenn Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik nach den gegenwärtig größten Herausforderungen gefragt werden.

Der ständige Veränderungsprozess

Verunsicherung macht sich nicht nur, aber auch in den Führungsetagen breit. Das ist insofern besonders bemerkenswert, weil es implizit voraussetzt, dass Gewissheit ein Normalzustand sei, auf dem Zuversicht und Führungsstärke beruhen würden.

Aber wozu sollte Führung überhaupt notwendig sein, wenn alles gewiss ist? Brauchen Sie einen Bergführer, wenn Sie gut klettern können und die Route zum Gipfel kennen wie Ihre Westentasche? Und ist der Bergführer gewiss, dass der Weg, der gestern sicher über ein Gletscherfeld geführt hat, heute noch existiert? Die Antwort ist in beiden Fällen die gleiche: Nein. Wenn Sie sich gewiss sind, einen Weg alleine beschreiten zu können, brauchen Sie keine Führung. Der Bergführer wiederum weiß genau, dass ein Gletscher – wie alles in der Natur – in einem ständigen Veränderungsprozess begriffen ist. Wo es gestern noch lang ging, existiert heute möglicherweise kein Weg mehr.

Die zentrale Kompetenz erfolgreicher Führungskräfte besteht darin, in einem ungewissen, ja risikoreichen Umfeld immer wieder neue, relativ sichere Wege zu finden. Gestern ist nicht heute. Niemand steigt zweimal in den gleichen Fluss (oder auf den gleichen Berg). Es ist ein offensichtlich weit verbreiteter Irrtum über Führung, dass sie ihre Legitimation und Notwendigkeit aus der Gewissheit stabiler Randbedingungen ableitet: aus einer Illusion. Zuversicht und innere Stärke braucht es dann, wenn sich das vermeintlich Sichere als unsicher herausstellt. Viele Führungskräfte scheinen ihre wirkliche Rolle gar nicht zu kennen.

Im Zustand andauernder Verunsicherung können die meisten Menschen ihre Potentiale nicht gut verwirklichen. Führungskräfte, deren innere Stärke und Führungskompetenz von der Stabilität der äußeren Bedingungen abhängt, haben hier einen offensichtlichen Entwicklungsbedarf oder sind für ihre Aufgabe schlicht ungeeignet.

Menschen brauchen einen gesicherten Raum

Einer der Hauptgründe, warum es Führung als soziales Emergenzphänomen überhaupt gibt – und damit die zentrale Legitimation von Führung – ist, dass Menschen einen einigermaßen gesicherten Raum benötigen, um überhaupt zielgerichtet und konstruktiv handeln zu können.

Dieses völlig natürliche Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen, Orientierung zu geben, ist eine zentrale Führungsaufgabe. Dabei ist klares und besonnenes Führungshandeln wichtiger als die Ausgabe markiger Parolen.

Lesen Sie auch:

Teil 1: Das Zeitalter der Ungewissheit

Teil 2: Weshalb Lebensklugheit für die Führung so wichtig ist

 

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