Beim Thema Mikrokredite denken viele zuerst an Schwellen- und Entwicklungsländer. Aber auch deutschlandweit werden Mikrokredite vergeben. Gestartet im Jahr 2000, steht seit 2015 die Förderung von Existenzgründungen und kleinen Selbstständigen allerdings nicht mehr im politischen Fokus. "Daher haben sich auch die finanziellen Rahmenbedingungen für die Mikrofinanzinstitute hierzulande deutlich verschlechtert", beschreibt Markus Weidner, Geschäftsführer des Deutschen Mikrofinanz Instituts (DMI) in dem Artikel "In der Nische Gutes tun" in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift "Bankmagazin" (Seite 37).
Dennoch gibt es auch neue Entwicklungen auf dem Markt. So hat beispielsweise die Investitionsbank Berlin (IBB) laut eigenen Angaben im Oktober 2017 ihr Programm "Mikrokredite aus dem KMU-Fonds" auch für Geflüchtete mit befristetem Aufenthaltstitel und Niederlassungserlaubnis geöffnet. Grundsätzlich soll die Darlehenslaufzeit mit der Dauer der Aufenthaltserlaubnis korrelieren. Der Fonds wird laut Angaben der IBB aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und der IBB finanziert. Die Mikrodarlehen des Instituts betragen maximal 25.000 Euro und werden laut Angaben des Instituts überwiegend für die Finanzierung von Gründungsvorhaben eingesetzt.
Geldhäuser kooperieren bei Mikrokrediten
Bei klassischen Mikrokrediten in Schwellen- und Entwicklungsländern kooperieren Kreditinstitute untereinander beziehungsweise mit Partnern. Ein Beispiel ist der Fair World Fonds im Angebot der GLS Bank mit einem Volumen von 950 Millionen Euro, einem Gemeinschaftsprojekt von Brot für die Welt, der GLS Bank selbst, der KD Bank, Union Investment und des Südwindinstituts. Laut GLS Bank ist der Fonds der erste seiner Art, der entwicklungspolitische Kriterien in der Anlage berücksichtigt, heißt es in dem "Bankmagazin"-Beitrag (Seite 37) weiter.
C-Quadrat Asset Management ist ein Beispiel für eine Investmentfirma, die Anlegern neben klassischen Fonds auch Mikrokredite anbietet. Günther Kastner, Gründer der C-Quadrat-Plattform Vision Microfinance und CIO der C-Quadrat Asset Management, erklärt hierzu gegenüber "Springer Professional": "Mit unserem Mikrofinanz-Engagement verfolgen wir das Ziel, unseren Anlegern eine attraktive Rendite zu bieten. Gleichzeitig bekommen Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern durch die Mikrokredite die Chance, ihre eigenen Lebensumstände und die ihrer Familien zu verbessern". Darüber hinaus würden Anleger laut Kastner neben einer möglichen finanziellen Rendite auch von der Gewissheit profitieren, mit ihrem Investment etwas Gutes getan zu haben.
Mikrofinanzgeschäft wächst nur langsam
"Über die vergangenen 20 Jahre betrug das verwaltete Vermögen im Mikrofinanzierungssektor nahezu 1,7 Milliarden Euro", sagt Pieter Furnée, Vertriebsleiter für nachhaltige Anlagen bei der Deutschen Asset Management (DEAM) in dem "Bankmagazin-Artikel" (Seite 36). Die Muttergesellschaft Deutsche Bank war laut eigenen Angaben das erste globale Geldhaus, das 1997 einen Mikrofinanzfonds aufgelegt hat. Das Wachstum im Bereich Mikrofinanz kann laut Kastner nur langsam und stetig passieren. "Die Gelder, die in unsere Mikrofinanzfonds investiert werden, müssen in weiterer Folge über Mikrofinanzinstitute an Mikrokreditnehmer auf der ganzen Welt vergeben werden".
Sowohl die Auswahl und Überprüfung der Mikrofinanzinstitute als auch die Beratung der Kreditnehmer bräuchten Zeit, "weshalb wir das Volumen des Fonds nicht zu schnell steigern können". Hinzu kommt noch, dass der Aufbau und die Verwaltung der Nachhaltigkeits- und Impactfonds, wozu diese Produkte gehören, sehr anspruchsvoll sind. Das liegt laut Furnée einerseits an den strengen Prüfungspflichten, andererseits an der Tätigkeit in Schwellenländern.
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Quelle: Aus: "In der Nische Gutes tun", Bankmagazin-Ausgabe 12/2017, S. 37 |