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03.03.2015 | Management + Führung | Interview | Online-Artikel

"Menschen werden durch Design Thinking zu Gestaltern"

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

3:30 Min. Lesedauer

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Design Thinking kann in der Personalentwicklung als wirkungsvolle Methode eingesetzt werden, um Menschen und Jobs besser in Einklang zu bringen. Im Interview erläutern Martin Kursawe und Robert Kötter das Konzept.

Springer für Professionals: Design Thinking ist in Unternehmen als Methode zu Entwicklung von Produktinnovationen bekannt. Warum sind damit aus Ihrer Sicht die Einsatzmöglichkeiten der Methode noch nicht ausgeschöpft?

Robert Kötter: Die Beschränkung auf reine Produkt- oder Service-Innovation, wie sie heute oft propagiert wird, greift unserer Ansicht nach zu kurz. Wir glauben, dass die Methode und der Ansatz des Human-Centered-Designs auch Fragen lösen kann, die sich in komplexen Lebenssituationen stellen. Wer das weiterdenkt, kommt unweigerlich zum dem Schluss, Coaching-Fragen als Design-Herausforderung zu begreifen und entsprechend zu lösen. Der eigentliche Clou: Menschen werden durch Design Thinking zu Gestaltern. Sie sind ihren Problemen nicht mehr ausgeliefert, sondern bekommen die Werkzeuge in der Hand, Probleme zu verstehen und in Lösungen umzuwandeln.

Wie kann Design Thinking die Personalentwicklung unterstützen?

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Marius Kursawe: Es zeigt sich immer deutlicher, dass eine neue Generation heranwächst, die ihre „Karriere“ selber aktiv gestalten will. Diese Generation hat gelernt, dass Einzelkämpfertum sie nicht weiterbringt. Sie bevorzugen vernetztes und co-kreatives Arbeiten und den Austausch von Wissen. An eine professionelle Personalarbeit stellen sie die Herausforderung, sie als Co-Gestalter auf diesem Weg zu begleiten – als Partner, der ihre individuellen Karriere mit designt. Design Thinking bietet hierfür die passenden Methoden und den erforderlichen Mindset.

Können Sie Ihren Ansatz näher erläutern?

Robert Kötter: Wenn ein Unternehmen sein Employer Branding verbessern möchte, kann Design Thinking helfen, die Bedürfnisse der Zielgruppen zu begreifen und entsprechende Lösungen zu erarbeiten. Zunächst analysieren wir, was sich Mitarbeiter und auf das Unternehmen passende Absolventen eigentlich wünschen. Danach würde es darum gehen, Ideen zu entwickeln, die sowohl für das Unternehmen machbar sind als auch tatsächlich die richtigen Zielgruppen ansprechen. Diese würden dann als Prototypen getestet und bewertet werden. Auch wenn das hier nur grob angerissen werden kann: So kann Innovation tatsächlich passieren.

Das Thema Matching spielt beim Recruiting und auch bei der Bildung von Teams eine große Rolle. Wie können diese Prozesse optimiert werden?

Marius Kursawe: Die Potenziale, die durch immer besserer Algorithmen entstehen, eröffnen spannende Perspektiven für die Arbeit von Personalmanagern. Dennoch glauben wir, dass selbst die beste Software die Komplexität eines Menschen – seine Motivationen, Wünsche und Möglichkeiten – immer nur rudimentär beschreibt. Wir beobachten, dass gerade sehr viel auf der Software-Seite investiert wird, weil das leichter zu kontrollieren und zu implementieren ist. Und keine Frage: Die Matching-Algorithmen werden immer besser. Letztlich basieren sie aber auf einen Abgleich von Daten, die erhoben werden müssen. Design Thinking kann dabei helfen, Menschen besser zu verstehen und sie mit Jobs optimal zusammen zu bringen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Personaler in den kommenden Jahren?

Robert Kötter: Personaler müssen es schaffen, eine Botschaft in ihren Unternehmen zu verankern: Die Menschen im Unternehmen sind das wichtigste Gut. Das Know-How, aber auch die Leidenschaft und den Schaffensdrang dieser Menschen mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen, ist in den nächsten Jahren die eigentliche Aufgabe eines Arbeitgebers. Das bedeutet eine strategische Aufwertung von Personalarbeit und eine neue Würdigung der Innovationskraft der Mitarbeiter. Um diese entfalten zu können, müssen Organisationen das Umfeld bieten, in dem Menschen zu Designern werden können.

Zu den Personen
Marius Kursawe und Robert Kötter sind die Gründer von Work-Life-Romance, einem Startup für Life-Design. Darüber hinaus sind sie die Initiatoren der Life-Design-Alliance – einem Bündnis aus Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft für integrative Modelle von Arbeit und Leben und bieten auf www.design-thinking-workshop.net Design Thinking-Workshops an. 2015 erscheint ihr Buch „Design Your Life. Create Your Job“ im Campus-Verlag.
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