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28.08.2014 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Renault Sport R.S. 01: Leichtbau-Rennwagen mit V6-Biturbo

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

5 Min. Lesedauer

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Mit dem Renault Sport R.S. 01 demonstriert Renault auf dem Moscow International Automobil Salon (MIAS) sein Engagement für den Motorsport. Dank Kohlefaserchassis wiegt der Rennwagen weniger als 1100 Kilogramm. Sein über 500 PS starker 3,8-l-V6-Motor mit zweifacher Turboaufladung ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h. Der Rennwagen soll ab 2015 in der Renault Sport Trophy starten. Die neue Rennserie im Rahmen der "World Series by Renault" ist ein Sprungbrett für die internationalen GT- und Endurance-Meisterschaften.

Der Renault Sport R.S. 01 soll nach Angaben von Renault den Start für eine komplett neue Linie von Rennsportwagen markieren. Namensgeber ist der erste Renault Formel 1-Wagen RS01 aus dem Jahr 1977. Die Linienführung des Renault Sport R.S. 01 soll an die Studie Dezir erinnern, mit der Renault 2010 seine neue Formensprache definierte. Designer Akio Shimizu ließ sich bei seinem ersten Entwurf auch vom Renault Gasturbinen-Rekordfahrzeug "Etoile Filante" (Sternschnuppe) inspirieren, das 1956 auf den Bonneville Salt Flats die 300-km/h-Marke durchbrach.

Frontpartie mit ausgefeilter Aerodynamik

Im Zentrum des Kühlergrills des 2,0 Meter breiten und 1,116 Meter hohen Fahrzeugs wird beim Fahren Luft angesaugt, durch einen bugförmigen Vorsprung des Chassis kanalisiert und zu den beiden Wasserkühlern geleitet. Anschließend gelangt die Kühlluft durch Auslassöffnungen in der Fronthaube wieder ins Freie. Der hierdurch hervorgerufene Unterdruck soll den Anpressdruck auf der Vorderachse verstärken, erläutert Renault. Der große Frontsplitter und der glatte, gestufte Unterboden würden ebenfalls zur aerodynamischen Effizienz der Frontpartie beitragen. Zwei Finnen an der Seite der Frontmaske sorgen für Verwirbelungen, welche die Turbulenzen durch die rotierenden Räder verringern.

Die vom Frontsplitter kanalisierte Luft tritt hinter den Vorderrädern wieder aus und wird entlang der Seitentüren zu den Ansaugöffnungen für die Ladeluftkühler geführt. Dieser aerodynamische Kniff soll entscheidend zum Temperaturhaushalt des Motors beitragen, erklärt der französische Hersteller.

Anpressdruck von 1,7 Tonnen bei 300 km/h

Unterhalb des einstellbaren Heckflügels presst ein Heckdiffusor den Renault Sport R.S. 01 an die Fahrbahn, indem er den Luftstrom unter dem glatten Unterboden absaugt. Dieses System habe den Vorteil, dass es keinen Luftwiderstand produziert und deshalb die Höchstgeschwindigkeit nicht einschränkt.

Bei 300 km/h wirkt ein Anpressdruck von 1,7 Tonnen auf den Renault Sport R.S. 01. Dieser Wert sei vergleichbar mit einem Formel Renault 3.5-Monoposto, der in der World Series by Renault startet.

Kohlefaser-Monocoque

Der Renault Sport R.S. 01 verfügt über ein Kohlefaser-Monocoque des italienischen Spezialisten Dallara, der auch die Chassis der Formel Renault 3.5 Monoposti fertigt. Das untere Teil, die Wanne, beinhalte den 150 Liter fassenden Kraftstofftank. Hinzu kommt der stählerne Überrollkäfig. Eine Crashbox vorne absorbiert bei einem Frontalaufprall Energie. Ihr Design in Form eines Schiffsbugs soll ebenfalls zur aerodynamischen Effizienz beitragen, indem es die Kühlluft kanalisiert.

Eine weitere, mit dem Getriebe verbundene Crashbox schützt bei einem Heckaufprall, erklärt Renault. Die gesamte Anordnung entspreche den FIA-LMP-Standards für 2014 (LMP = Le Mans Prototypen).

3,8-l-V6-Biturbo mit über 368 kW

Der als teiltragendes Element ausgelegte Motor in Mittelmotorposition ist an der Verteilerseite mit dem Kohlefaser-Monocoque und an der Oberseite mit dem Überrollkäfig verschraubt. Der 3,8-l-V6-Motor mit zweifacher Turboaufladung des Renault Sport R.S. 01 stammt ursprünglich aus dem Sportwagen Nissan GT-R. Der Motor wurde von Nismo, der Motorsportabteilung des japanischen Allianzpartners Nissan, für den Einsatz im Renault Sport R.S. 01 modifiziert.

Wichtigster Unterschied zum Serienmotor sei die Trockensumpfschmierung, die auch in langgezogenen schnellen Kurven die Motorschmierung sicherstelle, so Renault. In die Pectel-Steuereinheit ist eine Traktionskontrolle integriert. Mit über 500 PS (rund 368 kW) und einem Maximaldrehmoment von mehr als 600 Nm liege der Renault Sport R.S. 01 leistungsmäßig zwischen einem GT3-Fahrzeug und einem DTM-Rennwagen.

Sequenzielles Siebengang-Getriebe

Der Nismo-Motor ist mit einem längs eingebauten sequenziellen Siebengang-Getriebe der französischen Firma Sadev kombiniert. Um die Ausgaben zu begrenzen, fährt der Renault Sport R.S. 01 auf allen Strecken mit der gleichen Übersetzung. Jedoch soll es möglich sein, das Sperrdifferenzial auf einen gewünschten Grundsperrwert vorzuspannen. Die Gangwechsel erfolgen über Lenkradpaddles, die Getriebesteuerung übernimmt ein elektromagnetischer Aktor von XAP.

Die von ZF Race Engineering entwickelte Kupplung verfügt über eine Anti-Stall-Funktion. Das System hebt automatisch die Drehzahl an, wenn der Motor abzusterben droht, etwa nach einem Dreher.

Fahrwerk

Für Grip sorgt beim Renault Sport R.S. 01 vor allem der aerodynamische Anpressdruck, was sich auch im Aufhängungslayout niederschlägt. Wie bei Sportprototypen kombinieren die Entwickler doppelte Querlenker mit Schubstreben und Rennsportstoßdämpfern des schwedischen Herstellers Öhlins, die über eine einstellbare Zug- und Druckstufe verfügen. Während die Dämpfer an der Vorderachse konventionell außen im Fahrzeug eingebaut sind, sind sie hinten liegend über dem Getriebe angeordnet.

Für schnelle und präzise Verzögerung sollen 6-Kolben-Kohlefaserbremsen vom US-amerikanischen Rennsportspezialisten PFC mit 380 Millimeter Durchmesser sorgen. Hinzu kommt ein an die speziellen Anforderungen auf der Rennstrecke angepasstes Antiblockiersystem von Bosch Motorsport.

Eigens für den Renault Sport R.S. 01 entwickelte 18-Zoll-Reifen von Michelin, die auf Felgen mit Zentralverschluss montiert sind, runden das Paket ab.

Gemischte Starterfelder aus Profis und Amateuren

Für den Renault Sport R.S. 01 ruft der französische Hersteller 2015 eine neue Einheitsrennserie ins Leben, die Renault Sport Trophy. Bei dem zwischen Clio Cup und professionellen Serien wie WEC (World Endurance Championship), DTM und japanischer Super GT-Meisterschaft angesiedeltem Rennformat werden insgesamt 20 nach den Regeln der WEC klassifizierte gemischte Teams aus Profis und Amateuren an den Start gehen. An einem dreitägigen Rennwochenende werden pro Fahrer und Fahrzeug mehr als vier Stunden auf der Rennstrecke zur Verfügung stehen. Die Renault Sport Trophy startet ausschließlich im Rahmen der "World Series by Renault".

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