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22.09.2014 | Bankvertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Russische Banken auf Kundenfang

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Allen Sanktionen zum Trotz werben russische Geldinstitute um deutsche Kunden mit aggressiven Fest- und Tagesgeldzinsen. Derzeit greifen die Strafmaßnahmen für ihre Ableger in der Europäischen Union noch nicht.

Für deutsche und österreichische Anleger ist es zumindest derzeit noch unbedenklich, bei Banken mit russischen Muttergesellschaften zu investieren. Denn die Kreditinstitute unterliegen durch den EU-Zweigsitz in Österreich oder den Niederlanden nicht den aktuellen Strafmaßnahmen von EU und USA. Sie fallen außerdem unter das Einlagensicherungsgesetz des jeweiligen Landes.

Das nutzen die Ableger russischer Banken und locken vorwiegend europäische und speziell deutsche Kleinkunden mit attraktiven Tages- und Festgeldzinsen über dem Marktdurchschnitt. Damit könnten sie vor allem bei deutschen Sparern auf fruchtbaren Boden treffen. Denn laut der Studie "Bankenzielgruppe Festgeldkunden 2014" der Marktforscher von Research Tools haben rund zehn Prozent der deutschen Bevölkerung ein Festgeldkonto und jeder zweite Festgeldkunde unterhält zusätzlich ein Tagesgeldkonto. Zwölf Prozent der Kunden haben ihre Einlagen einer Direktbank anvertraut.

Lockangebote über dem Marktdurchschnitt

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Die Sberbank Direct wirbt derzeit mit Tagesgeld-Konditionen von 1,2 Prozent pro Jahr bis zum Jahresende 2014 bei vierteljährlicher Zinsgutschrift. Neukunden bekommen einen zusätzlichen Bonus von 0,1 Prozentpunkten. Die Bank ist Teil der Sberbank Europe AG und hat ihren Hauptsitz in Wien. Damit unterliegt sie dem österreichischen Einlagenschutz. Die Gruppe ist jedoch eigentlich größtes Geldinstitut der russischen Föderation und gehört mehrheitlich zur russischen Zentralbank. Ähnlich agiert die in Wien ansässige VTB Direkt Bank, die als Tochterunternehmen der VTB Bank in Österreich ebenfalls mehrheitlich in russischem Staatsbesitz ist. Bis Ende des Jahres 2012 hat das Geldhaus laut "Spiegel online" 2,5 Milliarden Euro bei deutschen Anlegern eingeworben. Sparern bietet sie aktuell 2,1 Prozent für Festgelder mit dreijähriger Laufzeit an. Tagesgeld wird mit 1,25 Prozent Zinsen pro Jahr vergütet. Neukunden wird dieser Zins bis März 2015 garantiert.

Schnelle Zinssatzanpassung

Den Tagesgeld-Zinssatz hat die Bank bereits einen Tag nach der Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank erhöht. Außerdem startete sie mit dem "VTB Auszahlplan" als Einmalanlage mit Laufzeiten bis zu zehn Jahren und Höchsteinlagen von bis zehn Millionen Euro am Markt. Die ebenfalls zur Sberbank-Gruppe gehörende türkische Denizbank geht noch weiter: Sie bietet Festgelder zum Satz von zwei Prozent und Sparpläne zu Zinskonditionen von 3,1 Prozent mit niedrigen Einstiegssparsummen in Höhe von 50 Euro je Monat an.

Auch wenn nicht unbedingt alle Sparer anfällig für die Offerten der russischen Bankableger sind, zeigen die Aktivitäten dennoch, dass deutsche Institute kreativ werden müssen, wenn sie Sparer trotz der Niedrigzinsphase weiter im Einlagengeschäft bei der Stange halten wollen. Russland braucht dagegen als Schwellenland außer im Bankensektor auch in anderen Bereichen mehr deutsche Unterstützung. Denn das Land ist laut einer Analyse des Wirtschaftsdienstes (Ausgabe 5/2104) auf deutsche Importe und vor allem auf Investitionsgüter angewiesen, um die Infrastrukturen voranzutreiben.

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