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15.09.2014 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Russland-Sanktionen belasten deutsche Institute

verfasst von: Eva-Susanne Krah

3 Min. Lesedauer

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Die Folgen der Sanktionen gegen Russland zeigen in der deutschen Wirtschaft bereits Wirkung. Laut dem Konjunkturszenario von Roland Berger tendieren die Wachstumszahlen auch bei Banken nach unten.

In ihrer jüngsten Konjunkturanalyse revidieren die Strategen von Roland Berger ihre Wachstumsprognosen vom Frühjahr dieses Jahres aufgrund der jüngsten Russland-Sanktionen der Europäischen Union. Die seit März dieses Jahres begonnenen Sanktionspakete gegen das Sowjetreich wirken sich ihrer Analyse nach direkt auf die Geschäftstätigkeit von Unternehmen und Kreditinstituten insbesondere in Deutschland aus, da das Land zweitwichtigster Handelspartner Russlands ist. Zu den in Kraft gesetzten Strafmaßnahmen gehörten in der ersten Stufe

  • Kontensperrungen gegen Führungspersonen aus Politik und Wirtschaft,
  • das Einfrieren russischer Konten im Mai sowie
  • das Verbot von Geschäftsbeziehungen gegen 23 russische Unternehmen, darunter auch kremlnahe Banken.

    Seit Kurzem folgten außerdem

  • Zugangsbeschränkungen der EU gegen Banken, an denen der russische Staat zu mindestens 50 Prozent beteiligt ist. Diese können auf den EU-Kapitalmärkten keine neuen Wertpapiere oder Aktien russischer Unternehmen mehr verkaufen.

Diese Regelungen gelten zunächst ein Jahr und werden alle drei Monate überprüft. In der nächsten Stufe könnte laut dem Beratungshaus auch das Verbot von bei SWIFT-Überweisungen für russische Banken greifen. Deutsche Banken halten ihrerseits Forderungen in Höhe von 16,8 Milliarden Euro gegenüber Russland.

Banken senken ihre Wachstumsprognosen

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Die Experten des Beratungshauses haben mögliche Folgen von Sanktionen auf unterschiedliche Branchen in Deutschland analysiert, darunter auch im Bankensektor. Bei den Kreditinstituten zeigt sich, dass erste Prognosen für das deutsche Wachstum nach unten korrigiert werden, so beispielsweise bei der Commerzbank von 2,0 Prozent auf 1,7 Prozent und bei der Deutschen Bank von 1,8 Prozent auf 1,5 Prozent. Die britische Finanzbranche dürfte die Strafmaßnahmen gegen russische Banken ebenfalls spüren, so die Wirtschaftsexperten.

Unsicherheit in Unternehmen wächst

Auch das deutsche Konsumklima verschlechtert sich nach Angaben von Roland Berger Strategy Consultants dramatisch: So seien der ifo-Index und der Index des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) nahezu abgestürzt. Der GfK-Index, der das Konsumklima widerspiegelt, sei zum ersten Mal seit anderthalb Jahren gesunken. Die Berater gehen im Szenario insgesamt davon aus, dass sich in den Unternehmen die Unsicherheit aufgrund der Sanktionen zunehmend negativ auswirkt. Dies zeigt auch der im Konjunkturszenario enthaltene, monatliche Unsicherheitsindex. Er kombiniert zehn Indikatoren, darunter den Spread und die Dynamik von Konjunkturprognosen, Stimmungsbarometer wie den Ifo oder ZEW sowie realwirtschaftliche Daten wie die Exportentwicklung oder die Kreditvergabe. Seit dem Frühjahr ist er von 2,0 auf den Wert von 3,0 angestiegen und liegt damit jetzt im Bereich der "mittleren Unsicherheit". Zudem sieht das Beratungshaus eine "schleichende Enteignung" westlicher Investments: Zuletzt haben allein deutsche Unternehmen über 23 Milliarden Euro Direktinvestitionen in Russland getätigt.

Welche Krisenfaktoren Banken bewältigen müssen

Mit der Marktabschwächung durch die Finanzkrise und andere Faktoren hat sich der Finanzjournalist Hadi Stiel in einem Bankmagazin-Beitrag beschäftigt. Er skizziert verschiedene Krisenhebel, gegen die sich deutsche Banken in den vergangenen Monaten wappnen mussten – von der um sich greifenden Staatsverschuldung in wachstumsschwachen EU-Ländern wie Griechenland bis zu wackelnden Bonitätsnoten für weitere EU-Länder und der verschärften Regulierung.

Mit den jüngsten Russland-Sanktionen könnte jetzt ein neues Krisenkapitel insbesondere für jene Geldinstitute aufgeschlagen werden, die stark in der russischen Wirtschaft engagiert sind.

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