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27.05.2015 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Voit: 21 Millionen Euro für 1900 Tonnen Presskraft investiert

verfasst von: Michael Reichenbach

4:30 Min. Lesedauer

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Die Produktion auf einer von zwei neuen 1900-Tonnen-Blechpresse am Voit-Standort St. Ingbert ist angelaufen. Mit der neuen Umformtechnik werden komplexere Lamellenmitnehmer von Automatikgetrieben in höherer Qualität bei größerem Ausstoß in einem zwölf- statt neunstufigen Arbeitsprozess gefertigt. So sollen jährlich 3,2 Millionen Bauteile produziert werden können. Per Druck auf den Buzzer gaben Carsten Schubert, Chef des Zulieferers Voit Automotive, und Anke Rehlinger, stellvertretende Ministerpräsidentin des Saarlands, am 21. Mai 2015, den Startschuss.

Carsten Schubert, Geschäftsführender Gesellschafter und Vorsitzender von Voit Automotive, ist stolz darauf, mit der 21-Millionen-Euro-Investition in zwei 1900-Tonnen-Blechpressen (entspricht 18.633 kN) einen wichtigen ersten Schritt in Richtung Umstrukturierung und Arbeitsplatzsicherung getan zu haben. So könne Voit mit zurzeit 1000 Mitarbeitern am Standort St. Ingbert eine Stellenreduktion vermeiden und vom Tier-2- zum Tier-1-Lieferanten aufsteigen, teilte er im Rahmen der Einweihungsfeier den Gästen sowie Vertretern der Tages- und Fachpresse mit. Die Investition erfolge im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Hauptkunden und Tier-1-Systemlieferanten ZF Friedrichshafen. Als große Vorteile kämen die langjährige Zusammenarbeit und die räumliche Nähe zum ZF-Werk in Saarbrücken zum Tragen. ZF möchte auch, dass Voit expandiert, weil man gegenseitig abhängig sei. "Unser Produktportfolio wird auf Automotive-Innovationsfelder wie das Automatikgetriebe konzentriert", stellte Schubert fest. Durch die Presseninstallation kann die Fertigung der Lamellenmitnehmer für das ZF-8HP-Automatikgetriebe vom ZF-Standort Schweinfurt zum Voit-Hauptsitz St. Ingbert verlagert werden. Der Wechsel soll Ende 2015 abgeschlossen sein. Hinzu kommt eine weitere Akquise: Seit wenigen Wochen kann sich Voit nun Tier-1-Lieferant nennen, denn die Saarländer fertigen Getriebeteile direkt für den Automobilhersteller Ford - die Produktion befindet sich noch im Anlauf.

"Der Anteil von Automatikgetrieben wird durch den Trend zum autonomen Fahren zunehmen, sodass wir diesen Markt im Markt in Zukunft mit unseren bald vier Großpressen gut bedienen können", postulierte Schubert im Beisein der stellvertretenden Ministerpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger, zudem Ministerin für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr. Rehlinger sieht in der nicht unerheblichen Investition ein klares Bekenntnis zum Standort Saarland. Das Geld sei eingebettet in die Strategie, wie man erst einmal Arbeitsplätze sichert, bevor man neue aufbaut, zumal wenn man mit Ländern global im Wettbewerb stehe, die andere Lohnniveaus haben. Es sei außerdem schön, dass hier das Schlagwort Industrie 4.0 als konkrete Umsetzung zu sehen sei.

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Komplexere Bauteile werden schneller produziert

Die St. Ingberter fertigen seit der Einführung des ZF-6HP-Getriebes vor über zehn Jahren Planetenradträger/Stegsterne, Hohlradträger und Lamellenträger für dieses Getriebemodell auf ihren Anlagen, die 250 bis 630 Tonnen Presskraft bei Materialstärken bis zu 8 mm haben. Als Ersatz für diese Anlagen weist die neue 1900-Tonnen-Großpresse eine Tischlänge von 6 m für Teile des 8HP-Getriebes auf. Hersteller der Großpresse ist das japanische Unternehmen Aida, das in Italien seinen Europa-Standort unterhält, von dem aus die Werkzeugmaschine nach genauem Terminplan geliefert wurde. Es können in der Großpresse zwölf individuell steuerbare Umformstufen gegenüber den bisherigen neun Stufen montiert werden, was dazu führt, dass komplexere Blechfaltungen, -lochungen und -stanzungen mit diesem Mehr an Schritten möglich werden. Die Tiefziehpresse hat eine Arbeitsleistung von 1600 Tonnen plus einen außenliegenden Platinenschnitt von 300 Tonnen, sodass sich eine Gesamtpresskraft von 1900 Tonnen ergibt. Schubert fügte hinzu: "Die Presse wurde gemeinsam mit Aida konzipiert und entwickelt. Die Presse ist in ihrer Bauart in der Lage, bis 30 Hübe pro Minute zu fahren". So sollen auf ihr jährlich 3,2 Millionen Bauteile produziert werden können. Durch eine vorgeschaltete Rüstposition kann der Werkzeugwechsel schneller als zuvor erfolgen und die Auslastung der Maschine erhöht werden. Für das Handling der Werkzeuge musste extra zu den Zehn-Tonnen-Kranen in der Stanzhalle ein 16-Tonnen-Kran von Demag neu installiert werden. Nach dem Press- und Stanzvorgang werden die Kanten an den Bauteilen in einer energiesparenden und umweltfreundlichen Gleitschleifanlage von Rösler ohne Zeichnung mit vibrierenden Steinen (Schleifkörpern) als Zusatzmittel geglättet beziehungsweise gebrochen.

Energieeffizienz und neues BHKW

Das Thema Energieeffizienz sieht die Geschäftsführung von Voit als sehr wichtig an. Die Installation der neuen Großpresse musste mit dem örtlichen Stromversorger wegen des kWh-Bedarfs und der Einschaltstromspitzen neu abgestimmt werden. Alle Komponenten der Großpresse wurden auf die maximal mögliche Energieeffizienzklasse ausgelegt und gefertigt, um kosteneffizient arbeiten zu können und dem nachhaltigen Energiemanagement gerecht zu werden, sagte Schubert. Voit ist seit 2013 nach der Energiemanagement-Norm ISO 50001 zertifiziert. Des Weiteren planen die Saarländer noch in diesem Jahr, mit dem Bau eines Blockheizkraftwerks (BHKW) mit 2 MW elektrischer Leistung zu beginnen, um das örtliche Stromnetz zu entlasten.

Aktivitäten in Mexiko und China werden verstärkt

Das Großpressenzentrum am Standort Saarbrücker Straße in St. Ingbert soll schon im Oktober 2015 um eine zweite 1900-Tonnen-Presse vervollständigt werden. In Abhängigkeit weiterer Akquiseerfolge wird geplant, diese Pressentechnik auch im mexikanischen Voit-Werk in zwei Anlagen umzusetzen, um dort für den Nafta-Markt High-Tech-Stanzprodukte zu fertigen. Die Voit-Unternehmensleitung beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Ansiedlung einer Produktionsstätte in China. Schubert möchte mit diesem Schritt im Jahr 2018/2019 den globalen Auftritt erzielen, der von den großen Automobilherstellern erwartet wird. Insgesamt möchte Schubert bis zum Jahr 2022 ein Umsatzziel von 300 Millionen Euro erreichen.

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