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30.07.2015 | Marketing + Vertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Vom Batching zur Me-Campaign

3 Min. Lesedauer

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Mit dem Selfie wird das eigene Leben zur Ich-Kampagne. Unternehmen nutzen den Drang zur digitalen Selbstdarstellung inzwischen für Produktkampagnen. Damit dies gelingt, müssen sich Marken eher zurücknehmen und den Kunden in den Vordergrund stellen. Ein Kommentar.

Selbstportraits sind nicht neu, aber die Intimität und die Unmittelbarkeit der Bilder aufgrund der digitalen Möglichkeiten hat unsere Wahrnehmung und Selbstdarstellung verändert. Als „Oversharing“ wird das ständige Teilen von Selfies bezeichnet. Die digitalen Selbstportraits sind persönlich und sollen authentisch wirken. Sie werden generationsübergreifend getwittert, bei Instagram gepostet oder bei Whats-App geteilt. Ob bei einem Dinner mit Freunden, vor dem Wahrzeichen einer Stadt, mit der neuen Handtasche oder unserem niedlichen Haustier – wir setzen unseren Alltag in Szene und lassen ständig und überall unsere Mitmenschen daran teilhaben

Diese neue Form der Selbstdarstellung hat sich zu einer Obsession entwickelt. Durchschnittlich machen Frauen drei Selfies am Tag. Sechs Stunden in der Woche werden mit der „Selbstknipserei“ verbracht und bis zum perfekten Abbild braucht es sieben Versuche. Die Anzahl an Likes in den sozialen Medien ist die Belohnung. Unsere (Facebook-) Freunde dominieren unsere Wahrnehmung. Die kontinuierliche Bewertung und Beurteilung in der digitalen Welt erhöht den Druck auf den Einzelnen – mit jedem Selfie wollen wir den tausend Augen des Internets gefallen.

Brand Yourself

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Lange Zeit wurden Personen in ihrer gesellschaftlichen Funktion portraitiert, nicht in ihrer Individualität. Mit der fotografischen Selbstinszenierung über sämtliche digitale Kanäle vermarkten wir uns heute selbst – jedes Bild ist ein Ausdruck unserer Individualität. Aber wenn wir uns selbst wie eine Produktmarke darstellen, was bedeutet das dann für die Marken und Produkte, die wir verwenden? Wenn wir früher über die Nutzung von bestimmten Marken Zugehörigkeit zu einer Peer-Group und gleichzeitig Differenzierung zu anderen Kreisen ausgedrückt haben, bauen wir heute unsere Außenwahrnehmung über eine gezielte Me-Campaign bestehend aus einer Aneinanderreihung von Selfies auf.

Ununterbrochen befinden wir uns mit anderen Usern im Wettbewerb um Likes. Je hipper das Outfit, je cooler die Location, je gewagter die Pose, desto höher sind unsere Chancen auf positives Feedback und Anerkennung. Findet innerhalb kurzer Zeiträume keine Beurteilung statt, entfernt die Mehrheit der User ihr Selfie wieder von der digitalen Plattform und überarbeitet den eigenen Markenauftritt. 

Selfie ist nicht gleich Selfie – neue Potenziale für Marken

Auch Unternehmen, von Lufthansa bis Happy Dog, haben den Selfie-Trend entdeckt und integrieren in ihren Produktkampagnen diverse Anreize, potenzielle Kunden zum Selfie mit der jeweiligen Marke zu motivieren. Derartige Kampagnen laufen jedoch Gefahr, zwanghaft und beliebig zu wirken. Bei dem Entwurf ihrer individuellen Me-Campaign sind User die Experten und entscheiden sich für jeden (Foto-)Moment neu – sie wissen um ihre Macht für den Erfolg oder Misserfolg einer Marke.

Marken werden zum Accessoire

Verbrauchern reicht es nicht mehr aus, sich über ein prestigeträchtiges Logo zu definieren und somit Zugehörigkeit zu demonstrieren. Sie haben die Rolle der Marke verändert; Marken sind nicht mehr der Hauptdarsteller, sondern werden zum perfekten „Accessoire“ bei der konsequenten Selbstvermarktung. Ein solches Verständnis der Kundenwünsche eröffnet Marken neue Chancen, ihre Wertschöpfungsstrukturen zu gestalten. Ein Paradebeispiel dafür ist Kamera-Innovator GoPro, der mit seinen Produkten genau diese Bedürfnisse der Kunden anspricht, sich als Marke eher zurücknimmt und die Begeisterung der Kunden zur Selbstdarstellung für sich nutzt. Das Unternehmen ermutigt seine Kunden „Helden ihrer eigenen Geschichte zu sein” und unterstützt sie auf diese Weise bei ihrer persönlichen Me-Campaign.

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

Personen- statt Produktfokussierung

Quelle:
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