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02.12.2014 | Corporate Finance | Interview | Online-Artikel

Warum Basel III für viele Unternehmen teuer wird

verfasst von: Sylvia Meier

4:30 Min. Lesedauer

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Im Interview beschreiben die Springer-Autoren Jonathan Hofmann und Sandra Schmolz, warum viele Unternehmen noch Handlungsbedarf hinsichtlich Basel III haben. Dabei stellen sie fest: Für KMU werden Finanzierungen teurer.

Springer für Professionals: In Ihrem Buch "Controlling und Basel III in der Unternehmenspraxis" beschreiben Sie, dass Unternehmen – insbesondere KMU – noch Handlungsbedarf hinsichtlich Basel III haben. Inwieweit müssen KMU sich vorbereiten oder Prozesse verändern?

Sandra Schmolz und Jonathan Hofmann: Für Unternehmen ist unter Basel III ein gutes Rating wichtiger als bisher. Um sich auf die neuen Anforderungen vorzubereiten, sind auch organisatorische Anpassungen beziehungsweise Veränderungen notwendig. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung des Risikomanagements und des Controllings ratingrelevanter Größen unter besonderer Berück-sichtigung aller relevanten Ratingfaktoren /-kriterien (Hard- und Softfacts).

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Wesentliche, in das Rating eingehende Faktoren sind dabei - wie in unserem Buch dargestellt - Eigenkapitalquote, Liquidität, Rentabilität und die Wertschöpfung des Unternehmens. Vor dem Hintergrund möglicherweise eingeschränkter Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten ist zudem eine genaue Finanzplanung mit Liquiditäts- und Kapital¬bedarfsplanung zum Aufbau einer soliden Finanzierungsstruktur von großer Bedeutung. Grundlage hierfür sind unter anderem die künftig erwarteten Cashflows, sowie die Ermittlung des langfristig benötigten Kapital- und Kreditvolumens.

Wie steht es um das Thema Rating? Für Unternehmen – gerade KMU – ist ein gutes Rating von großer Bedeutung. Müssen KMU sich auf neue Faktoren einstellen?

Für Unternehmen ist unter Basel III ein gutes Rating – sowohl im Hinblick auf die Kapitalbeschaffung, als auch der Finanzierungskonditionen – wichtiger als bisher. Wie in unserem Buch beschrieben, sollten die Unternehmen sich mit den in das Rating einfließenden Hard- und Softfacts auseinandersetzen. Insbesondere die Kommunikation ratingrelevanter Sachverhalte im Rahmen von Ratinggesprächen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Grundlage hierfür ist ein vollständiges und aussagefähiges Berichtswesen mit quantitativen und qualitativen Aussagen. Des Weiteren wird eine jederzeitige aktuelle Informationsbereitschaft der Unternehmen an Bedeutung gewinnen. Um diese neuen Anforderungen erfüllen zu können, ist es – insbesondere bei KMU – häufig notwendig, ein entsprechendes Controlling aufzubauen beziehungsweise weiter auszubauen.

Wird Basel III Unternehmen mehr kosten? Sprich: Werden Finanzierungen künftig teurer?

Unter Basel III kommt es – wie in unserem Buch dargestellt – zu einer risikoabhängigen Kreditbepreisung. Die Konditionen für Finanzierungen werden daher künftig noch stärker von der Bonität und damit dem Rating des Unternehmens abhängen. Je nach Bonität des Unternehmens und dessen Möglichkeiten zur Stellung von Sicherheiten ist zu erwarten, dass es – vor allem bei KMU mit mittlerem Rating – tendenziell zu einer Verteuerung der Finanzierungen kommen wird. Andererseits wird es auch vorkommen, dass insbesondere diejenigen Unternehmen, die gezielt durch kontinuierliche Kommunikation mit ihrer Hausbank auf eine Verbesserung ihres individuellen Ratings hingearbeitet haben, günstigere Finanzierungskonditionen angeboten bekommen, beispielsweise wenn über Prolongationen verhandelt wird.

Welche Rolle spielt das Controlling in Unternehmen bei der Einführung von Basel III?

Das Controlling in Unternehmen spielt bei der Einführung von Basel III eine wesentliche Rolle. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Ratings im Rahmen der Kapitalbeschaffung (Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten und Finanzierungskonditionen), sowie der damit verbundenen erhöhten Informationsanforderungen seitens der Kreditinstitute ist ein umfassendes Controlling in Unternehmen unerlässlich. Des Weiteren unterstützt es den gesamten Prozess der Unternehmensführung von der strategischen und operativen Planung über Kontrolle, Analyse und Steuerung bis hin zu einem aussagekräftigen Berichtswesen.
Insbesondere im Rahmen des unternehmenseigenen Risikomanagements ist der Aufbau, beziehungsweise Ausbau eines entsprechenden Controllings zwingend erforderlich. Nur auf diese Weise kann gewährleistet werden, dass das Unternehmen negative Entwicklungstendenzen frühzeitig erkennen kann, um rechtzeitig darauf zu reagieren. Des Weiteren muss das Unternehmen in der Lage sein, seine aktuelle wirtschaftliche Situation jederzeit richtig beurteilen zu können und diese auch gegenüber seinen Kapitalgebern in Form entsprechend aufbereiteter qualitativer und quantitativer Daten zu kommunizieren und so deren Informationsbedürfnisse zu befriedigen (Informationsversorgungsprozess).

In Ihrem Buch empfehlen Sie die Balanced Scorecard für die Umsetzung der Anforderungen zu Basel III. Warum ist aus Ihrer Sicht gerade dieses Instrument empfehlenswert?

Wir sehen die Balanced Scorecard als geeignetes Instrument für die Umsetzung der Anforderungen zu Basel III, da sie ein Instrument des strategischen Managements darstellt, welches die Übertragung der Strategie auf Leistungsmessfaktoren (Kennzahlen) ermöglicht. Wie in unserem Buch dargestellt können die wesentlichen gegenüber den Kreditinstituten zu meldenden Kennzahlen den vier Perspektiven der Balanced Scorecard, nämlich der Lern- und Entwicklungsperspektive, Prozessperspektive, Kundenperspektive und Finanzperspektive, zugeordnet werden. Die mit der Verfolgung einer festgesetzten Strategie verbundenen Wirkungszusammenhänge zwischen den einzelnen Perspektiven können mit Hilfe von Strategy Maps leicht verständlich dargestellt und in der Folge klar kommuniziert werden. Neben den Ratingkriterien können im Rahmen der auf Grundlage der Balanced Scorecard entwickelten Balanced Chance and Risk Card auch für das Risikomanagement wesentliche Aspekte dargestellt und entwickelt werden. Zudem können mit Hilfe der Balanced Scorecard auch qualitative, nicht direkt messbare Größen dargestellt und bei der Entwicklung und Beurteilung der Strategie berücksichtigt werden.

Über die Autoren

Diplom-Betriebswirtin (VWA) Sandra Schmolz, B.A. (Bachelor of Arts Betriebswirtschaft), ist im Privatkundengeschäft eines Kreditinstituts tätig und beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Basel III und den damit verbundenen ganzheitlichen Auswirkungen auf Kreditinstitute.

Diplom-Kaufmann (FH) Jonathan Hofmann, M.A. (Master of Arts Betriebswirtschaft), ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rechnungswesen/Controlling, an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Seine Forschungsschwerpunkte sind das Finanzcontrolling auf Basis von Kapitalflussrechnungen sowie die Implikationen von Basel III auf das Controlling kleiner mittelständischer Unternehmen.

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