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14.04.2014 | Technische Informatik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum eine strategische Industriepolitik für IKT und Mikroelektronik?

verfasst von: Andreas Burkert

3 Min. Lesedauer

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Woran scheitern Innovationen? Die IKT und die Mikroelektronik sind für den Standort Deutschland von großer Bedeutung. Doch die fortschreitende Technologie fordert die Branche heraus, mahnt das VDE-Positionspapier „Hidden Electronics.

Jedes übertragene Bit sichert Arbeitsplätze und stärkt den Standort D, sofern die dafür benötigte Hard- und Software in Deutschland entwickelt wurde. Ein Blick nach Europa zeigt, dass dort rund 200.000 Arbeitsplätze direkt und mehr als 1.000.000 indirekt von der Elektronik und Mikroelektronik abhängen. Basis dafür sind führende Positionen in der Automobilelektronik (circa 50 Prozent Marktanteil), in Energieanwendungen (circa 40 Prozent Marktanteil) und in der Industrieautomatisierung (circa 35 Prozent Marktanteil) sowie Stärken im Elektronikentwurf für die mobile Telekommunikation und bei intelligenten Mikrosystemen.

Dass Deutschland im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern seine industrielle Basis bisher halten konnte, ist vor allem seinen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit großer Innovationskraft, marktführender Stellung und hohem Exportanteil zu verdanken. Doch die fortschreitende Technologie stellt diese Unternehmen vor großen Herausforderungen, wie das neue VDE-Positionspapier „Hidden Electronics“ zeigt. Auch Springer-Autor Thomas Borys weist auf die Folgen der steigenden Bedeutung der IT für Industrie und Gesellschaft hin. In Kapitel „Anforderungen an die Bildung für die Kommunikations- und Wissensgesellschaft“ aus seinem Buch „Codierung und Kryptologie“ mahnt er, die zentrale Bedeutung der Informationstechnik nicht zu unterschätzen.

Kampf um die industrielle Produktion im 21. Jahrhundert

In den nächsten Jahren werden völlig neuartige technische Systeme mit vollständig integrierten, intelligenten Funktionen auch in Bereiche vordringen, die bisher noch ohne sie auskamen. Damit kommt der Fähigkeit zur Entwicklung und Herstellung elektronischer Systeme eine Schlüsselrolle für die industrielle Produktion im 21. Jahrhundert und den weiteren wirtschaftlichen Erfolg der deutschen Unternehmen zu. Laut dem VDE sind für die breite Sicherung der Industrieproduktion in Europa insbesondere Halbleitertechnologien wie Low Power-, Systems on Chip- und echtzeitfähige Technologien, Hochfrequenz-Halbleiter, Terahertz-Technologien, Leistungselektronik und Photonik von zentraler Bedeutung. Die asiatischen „Tigerstaaten“ haben die Schlüsselrolle der Elektronik erkannt und Masterprogramme aufgelegt, um Elektronikfirmen und Halbleiterfertigungen meist hochsubventioniert anzusiedeln.

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Aus VDE-Sicht ist auch für Deutschland und Europa eine abgestimmte Industriepolitik mit dem Ziel der Stärkung von Produktion im Bereich der Elektronik dringend erforderlich. In den letzten Jahren ist es besonders für KMUs und Forschungseinrichtungen immer schwieriger geworden, mit den neuesten Halbleitertechnologien zu arbeiten, da die großen Chip-Firmen ihnen den Zugriff auf die Technologien nicht gestatten. Damit KMUs und Forschungseinrichtungen auch künftig in der Lage sind, ihre Entwicklung auf Basis von aktuellen Spitzentechnologien durchzuführen, müssen neue Kooperationsmodelle geschaffen werden.

Deutschland braucht eine abgestimmte Industriepolitik

Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist die steuerliche Forschungsförderung – in vielen europäischen Nachbarländern Standard, in Deutschland nicht einmal mehr auf der Agenda des Koalitionsvertrages. Gerade in der Elektronikindustrie ist eine steuerliche Förderung ein wichtiges strategisches Instrument, um F&E langfristig in Deutschland zu halten und auszubauen. Darüber hinaus gilt es, eine Förderlandschaft zu schaffen, die alle Bereiche der Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationswertschöpfungskette inklusive der Vorlaufforschung für IKT-Schlüsseltechnologien berücksichtigt.

Denn bahnbrechende Sprunginnovationen – sogenannte „Disruptive Technologien“ – können nur entstehen, wenn Forschungsideen langfristig gefördert und nach der Produktentwicklung erfolgreich im Markt etabliert werden. Auch mit Blick auf die aktuelle Debatte um Strompreise gibt der VDE zu bedenken, dass Investitionsentscheidungen in energieintensiven Produktionsbereichen wie der Elektronikfertigung Planungssicherheit verlangen und die Produktionskosten wichtige Faktoren bei Standortentscheidungen sind.

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