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09.07.2015 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Warum Systeme der aktiven Sicherheit unverzichtbar für die Vision Zero sind

verfasst von: Angelina Hofacker

5 Min. Lesedauer

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Die Vision von null Verkehrstoten liegt noch in weiter Ferne. Und doch muss die sogenannte Vision Zero keine Utopie bleiben, zeigen die Auswertungen der Dekra-Unfallforschung. Hierbei kommt den Assistenzsystemen eine wichtige Rolle zu, die einen Unfall im Vorfeld vermeiden helfen.

Über 1,2 Millionen Menschen sterben jährlich weltweit im Straßenverkehr. In der Europäischen Union sind im Jahr 2014 insgesamt 25.700 Menschen durch Verkehrsunfälle ums Leben gekommen, so steht es im Bericht der EU-Kommission. Zwar bedeutet dies verglichen mit dem Jahr 1991, in dem in den EU-Ländern über 75.000 Verkehrsteilnehmer ums Leben kamen, einen großen Fortschritt. Aber im Vergleich zum Vorjahr 2013 mit rund 26.000 Verkehrstoten sind es nur rund 1,2 Prozent weniger. Vor diesem Hintergrund wirkt das Ziel der EU-Kommission, die Zahl der Verkehrstoten bis 2020 auf weniger als 16.000 zu reduzieren, recht ambitioniert.

Null Verkehrstote: In vielen Städten bereits erreicht

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Aber auch positive Entwicklungen im Bereich der Verkehrssicherheit gibt es zu verzeichnen: So zeigt ein Blick in die interaktive Online-Karte der international tätigen Expertenorganisation Dekra, dass es nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Japan mittlerweile hunderte von Städten gibt, die das Ziel von null Verkehrstoten schon in mindestens einem Jahr erreicht haben. "Wenn sich jeder dieses Ziel für seinen Verantwortungsbereich vornimmt, dann kann die Vision langfristig verwirklicht werden“, sagte Clemens Klinke, Mitglied des Dekra-Vorstands und Leiter der Business Unit Dekra Automotive, beim International Transport Forum (ITF) in Leipzig, wo er auch den Dekra Verkehrssicherheitsreport 2015 vorstellte.

Assistenzsysteme als Mittel der Wahl

Die Dekra-Experten verweisen im Verkehrssicherheitsreport 2015 darauf, dass die Mobilität vor einem Innovationsschub steht und Fahrerassistenzsysteme sowie neue Technologien rund um das automatisierte Fahren völlig neue Dimensionen der Sicherheit eröffnen werden. Fahrerassistenzsysteme wie Fahrdynamikregelung, Notbremssystem, Abstandsregelung, Spurhalteassistent und Müdigkeitswarner sollen den Fahrer unterstützen und wenn nötig sein Fehlverhalten kompensieren. "Im Hinblick auf das Fernziel der "Vision Zero", also null Verkehrstote, sind solche Systeme als Elemente der aktiven Sicherheit unverzichtbar und sollten noch eine deutlich höhere Marktdurchdringung erreichen“, betonte Klinke auch im Rahmen Dekra Safety Day 2015 am Dienstag, 7. Juli 2015, in Klettwitz. Verschiedenste Untersuchungen und Studien zeigen Dekra zufolge, dass sich annähernd jeder zweite Unfall vermeiden oder in seiner Schwere reduzieren ließe, wenn neue elektronische Fahrerassistenzsysteme konsequent weiterentwickelt und schnell Serienstandard würden.

Verschiedene Möglichkeiten der Unfallvermeidung

Die Funktionsweise von Assistenzsystemen kann dabei sehr unterschiedlich sein. Bei der Entwicklung adäquater Systeme spielen die verschiedenen Unfallbedingungen eine wichtige Rolle. So kann beispielsweise bei einem plötzlich vor dem Fahrzeug auftauchenden Hindernis ein Notausweichmanöver den Unfall zu einem Zeitpunkt auch dann noch verhindern, wenn eine automatische Notbremsung nur noch zur Kollisionsminderung beitragen könnte, erklärte Walter Niewöhner, Teamleiter Dekra Unfallforschung, im Rahmen des Dekra Safety Day 2015 in Klettwitz. Aus diesem Grund hat beispielsweise TRW in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund einen Notausweichassistenten entwickelt, der die optimalen Ausweichtrajektorien berechnen, den Fahrer bei der Lenkbewegung unterstützen und das Fahrzeug stabilisieren soll. Das System befindet sich derzeit im Entwicklungsstadium und könnte 2017 auf den Markt gebracht werden. Im Fachartikel Notausweichassistent zur Vermeidung von Kollisionen in der ATZ 1/2015 stellen die Entwickler das System vor.

Interaktion von Fahrer und Assistenzsystem

"Der Fahrer ist einer der besten Sensoren", bemerkte Robert Martinez von Bülow im Rahmen des Dekra Safety Days 2015 in Klettwitz. Martinez von Bülow arbeitet bei BMW im Bereich Integrale Sicherheit und Unfallforschung. Um Ablenkungen des Fahrers zu vermeiden beziehungsweise um die angemessene Nutzung von Fahrerassistenzsystemen (FAS) zu fördern, ist nicht nur technisches Wissen über das Sicherheitspotenzial und die Funktionsweise der Systeme relevant, sondern auch Informationen über die Systemgrenzen, geben auch die Autoren des Fachartikels Fahrerassistenzsysteme verändern das Fahrverhalten im ATZextra Fahrerassistenzsystem 2015 zu Bedenken. Die beschriebene Studie im Auftrag des Fonds für Verkehrssicherheit (FVS) aus der Schweiz zeigt, wie sich das Fahrverhalten durch den Einfluss von Instruktionen verändern kann. Die Fahrer, so die Autoren der Studie, müssen auch durch die FAS- und Fahrzeughersteller über die Gefahr möglicher Verhaltensanpassungen aufgeklärt werden.

Testverfahren für Assistenzsysteme

Für die Assistenzsysteme, die in den Entwicklungsabteilungen der Autohersteller und Zulieferer derzeit entwickelt werden, hat der Arbeitskreis vFSS (vorausschauende Frontschutzsysteme), in dem alle deutschen und verschiedene internationale Fahrzeughersteller sowie die Versicherungswirtschaft unter dem Vorsitz von Dekra zusammenarbeiten, neue Testverfahren entwickelt. Wie Niewöhner beim Dekra Safety Day 2015 berichtete, sind den Test-Experten hierbei drei Kriterien besonders wichtig:

  • Der Test sollte die Realität abbilden.

  • Das Target muss die relevanten Eigenschaften des Originals (Mensch, Fahrzeug etc.) abbilden.

  • Für den Fahrer sind Kenntnisse über Funktionsweise und Auslegung der FAS wichtig.

Eine Testanlage im Dekra Automobil Test Center (DATC) in Klettwitz ist sowohl auf die Anforderungen dieser vFSS-Testprotokolle zugeschnitten als auch in Anlehnung an die zukünftigen Euro-NCAP-Protokolle ausgerichtet. Ein wesentliches Merkmal ist, dass die Anlage unabhängig von der im Fahrzeug verwendeten Sensortechnologie funktioniert, berichten die Entwickler im Artikel Prüfanlage für Systeme zum Fußgängerschutz im ATZextra Automotive Engineering Partners 2015. Sowohl Systeme, die Fußgänger mit Mono- oder Stereokameras, mit Radar- und Lidar-Sensoren oder mit thermischen Verfahren erkennen, als auch solche, die mit einer Kombination unterschiedlicher Sensorprinzipien arbeiten, können so getestet werden. Beim Safety Day 2015 von Dekra konnten sich die Teilnehmer von dessen Funktionsweise im realen Versuch überzeugen.

Soll künftig vermieden werden: der Crash

Dieses Szenario soll mithilfe von adäquaten Fahrerassistenzsystemen künftig vermieden werden: Ein Fahrzeug fährt ungebremst mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h in ein Stauende. Der im Video gezeigte Crashversuch wurde von den Dekra-Testexperten am Dienstag auf dem Gelände des Dekra Automobil Test Center (DATC) im Rahmen des ersten Dekra Safety Day 2015 in Klettwitz durchgeführt.

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