Die Verbraucher erwarten Kostenersparnis und Sicherheit vom Internet der Dinge, und für die Weltwirtschaft könnte es in zehn Jahren einen Mehrwert von elf Billionen Dollar schaffen. Das erfordert Mut zu Innovationen.
Clever über das Internet vernetzte Geräte, Maschinen und Produkte könnten im Jahr 2025 elf Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erbringen, prognostiziert die Studie "The Internet of Things: Mapping the value beyond the hype" der Unternehmensberatung McKinsey. Den größten Einfluss werde das Internet der Dinge voraussichtlich in Fabriken, Städten und im Gesundheitswesen haben, ergab die Analyse von über 100 Anwendungsfeldern in neun Bereichen.
Großes Potenzial bei B-to-B-Anwendungen
Weitere Artikel zum Thema |
Wenn auch derzeit beim Internet der Dinge meist konsumentennahe Produkte wie Smartwatches oder selbstfahrende Autos im Vordergrund stehen, erwarten die McKinsey-Berater langfristig das größere Potenzial bei Business-to-Business-Anwendungen wie beispielsweise in der 'Industrie 4.0' oder in der digitalisierten Logistik. Dabei werden die Grenzen zwischen Technologiefirmen und traditionellen Unternehmen zunehmend verschwimmen.
Neue, datenbasierte Geschäftsmodelle
Darüber hinaus bringt das Internet der Dinge auch neue, datenbasierte Geschäftsmodelle hervor. So könnte etwa im Maschinenbau die Nutzung von Anlagen nach Verfügbarkeit abgerechnet werden. Der McKinsey-Untersuchung zufolge werden 90 Prozent des durch die Vernetzung geschaffenen Mehrwerts den Anwendern zugute kommen – unter anderem durch Zeitersparnis oder günstigere Preise. Letzteres wünschen sich insbesondere die Konsumenten vom Gebrauch vernetzter Produkte, wie die YouGov-Studie "Internet der Dinge" belegt.
Demnach finden beispielsweise 71 Prozent von über 2.000 im Frühjahr 2015 befragten Internetnutzern eine automatische "Smart Home"- Heizungsregelung attraktiv, um Geld zu sparen. Ebenso viele Befragte halten automatisch schließende Türen und Fenster bei leeren Wohnungen für hilfreich, um die Sicherheit zu erhöhen. Daneben bestätigt die Untersuchung aber auch Bedenken und die Angst vor Kontrollverlust. Lediglich ein Drittel der Befragten kann etwa der eigenständigen Lebensmittelbestellung durch den Kühlschrank etwas abgewinnen.
Viele vernetzte Produkte noch nicht mehrheitsfähig
Die YouGov-Forscher kommen zu dem Schluss, dass Kostenersparnis, Sicherheit und Bequemlichkeit die wesentlichen Erfolgsfaktoren für internetvernetzte Geräte sind. Allerdings seien entsprechende Produkte bisher kaum mehrheitsfähig. Die Ausnahme: Smartwatches und Fitnessarmbänder. Deren Absatz steigt rapide. Laut IDC-Prognose werden 2015 weltweit 65,7 Millionen solcher "Wristwear-Devices" verkauft (2014: 22,7 Mio.).
Eine Nutzerstudie von Defacto Research zur Smartwatch von Apple belegt derweil, dass bis dato hauptsächlich klassische Funktionen wie Uhrzeit, Textnachrichten und Kalender genutzt werden. Weit größeres Potenzial – auch für die Platzierung von Werbung – entfalte die Uhr, wenn sie mehr Location-Based-Services-Funktionen biete.
Unternehmen brauchen eine Innovationskultur
Während Apple bekanntermaßen stetig an Neuerungen feilt, scheuen viele andere Unternehmen Experimente und Risiken. "Innovationen mit einer Art Vollkaskoschutz sind jedoch schwerlich umzusetzen. Die Konsequenz ist: Bis die Unternehmen zu echten Innovationen kommen, dauert es zu lange", resümieren die Springer-Autoren Volker P. Andelfinger und Till Hänisch in dem Buchkapitel "Voraussetzung für Fortschritt: Die Entwicklung einer Innovationskultur" ihres Fachbuchs "Internet der Dinge" (Seite 147). Außerdem seien die Innovationen nicht radikal und weitreichend genug. Erforderlich sei die Entwicklung einer eigenen Innovationskultur (Seite 148).
Erfordernisse einer Innovationskultur in Unternehmen | |
Geld |
|
Ein Führungsstil, der Innovation ermöglicht |
|
Geeignete Unternehmensstrukturen |
|
Integration der Innovationsstrategie in die Gesamt-Unternehmensstrategie |
|
Innovationsabteilung mit Blick über den Tellerrand |
|