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18.11.2014 | Wasserwirtschaft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wasser ist ein übergreifendes Thema

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Die Erreichung der Gewässerschutzziele kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten intensiv zusammen arbeiten. Auch muss Abwasser zukünftig stärker als Ressource denn als Reststoff betrachtet werden. Heidrun Steinmetz kommentiert.

In den letzten Jahrzehnten wurden im Bereich der Abwasserentsorgung und Gewässergüte erhebliche Fortschritte erzielt. Niederschlagswasserbehandlung sowie Abwasserreinigungstechnologien zur Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorelimination wurden weitgehend in die Praxis umgesetzt, was in erheblichem Maße zur Verbesserung der Gewässergüte beigetragen hat. Die Farben der Gewässergütekarten änderten sich zusehends von rot, gelb und hellgrün zu überwiegend dunkelgrün und blau, so dass es schien, als seien die Hausaufgaben erledigt und nicht mehr viel Neues in der Wasserwirtschaft zu erwarten.

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Inzwischen hat sich gezeigt, dass trotz dieser Kraftanstrengungen viele Gewässer immer noch nicht den guten ökologischen Zustand erreicht haben. Die Eintragspfade sind vielfältig: über Niederschlagswasser, häusliches und industrielles Schmutzwasser gelangen selbst nach Reinigung gemäß dem Stand der Technik immer noch zu viele Nährstoffe und zahlreiche Spurenstoffe in die Gewässer. Auch die Landwirtschaft trägt nach wie vor erheblich zur Belastung der Gewässer mit Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln bei, hier verschlechtert sich die Situation aktuell wieder durch die Bewirtschaftung zusätzlicher Flächen mit nachwachsenden Rohstoffen. Darüber hinaus kündigen sich neue Problemstoffe an. Noch wissen wir wenig über die Relevanz verschiedener Eintragspfade von Mikroplastik- und Nanopartikeln sowie über deren Verhalten in der Umwelt und in unseren Infrastruktursystemen.

Gewässerschutzziele werden nicht erreicht

Es zeichnet sich jedoch ab, dass wir die Gewässerschutzziele nicht erreichen werden, wenn wir nur in Fachrichtungen denken und verschiedene Disziplinen nicht enger miteinander verzahnen. Um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen, bedarf es einer Kooperation zwischen übergeordneten Planungen (Stadt- und Regionalplanern), Ingenieuren (technische Infrastrukturen), Naturwissenschaftlern (Gewässergüte, Analytik, Wirkung von Schadstoffen etc.) aber auch Landwirten (diffuse Einträge) sowie Politikern (Rahmenvorgaben). Letztendlich muss auch der Verbraucher in die Pflicht genommen werden, um bereits den Eintrag von Problemstoffen zu vermeiden. Noch mehr Akteure müssen an einen Tisch gebracht werden, wenn wir Abwasser zukünftig stärker als Ressource denn als Reststoff betrachten.

Wasser betrifft alle Bereiche unseres Lebens und unserer Umwelt. Daher benötigen wir Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, die nicht nur dafür sorgen, dass Mensch und Industrie mit ausreichend Wasser guter Qualität versorgt werden, sondern die anpassungsfähig sind und auf den Wandel in Städten reagieren können. Darüber hinaus benötigen wir ein übergeordnetes Management für einen nachhaltigen Umgang mit Wasser, das zur Ressourcenschonung ebenso wichtig ist, wie für die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen und die Einbeziehung von Wasser als Freizeit- und Erholungsraum in städtischen Gebieten.

Frühzeitige Einbindung aller Beteiligten

Solche integrativen Systemlösungen und Managementkonzepte können nicht von Wasserwirtschaftlern allein entwickelt werden. Dazu müssen Planungsabläufe angepasst, örtliche und kulturelle Gegebenheiten stärker berücksichtigt und Themen interdisziplinär und sektorenübergreifend diskutiert und bearbeitet werden. Eine integrierte Stadt- Regional- und Fachplanung bereits zu Beginn der Planungsprozesse ist ebenso erforderlich, wie die frühzeitige Einbindung aller Akteure und der von Planungsprozessen Betroffenen.

Schritte zu einem anpassungsfähigen Management des urbanen Wasserhaushalts zeigen Birgit Schlichtig et al. im gleichnamigen Artikel in Ausgabe 11/2014 der Fachzeitschrift "Wasser und Abfall" auf.

Zur Autorin
Prof. Dr.-Ing. Heidrun Steinmetz ist Lehrstuhlinhaberin am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Wasserrecycling an der Universität Stuttgart.

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