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26.06.2014 | Erneuerbare Energien | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wasserkraft – die manchmal verkannte Grande Dame

3 Min. Lesedauer

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Unter den erneuerbaren Energieversorgern gilt die Wasserkraft als ausgereifte Technologie mit in Deutschland nahezu ausgeschöpftem Potenzial. Stephan Heimerl hinterfragt diese Darstellung und kommentiert.

Zieht man aktuelle Studien zur künftigen Entwicklung in der Energieversorgung hinsichtlich der Wasserkraft heran, so ergibt sich folgendes Bild: Zum einen handele es sich bei der Wasserkraft um eine ausgereifte Technologie, mit der seit langem wirtschaftlich Strom erzeugt werde. Zum anderen sei das Potenzial dieses Energieträgers in Deutschland bereits weitestgehend ausgeschöpft. Zur Zukunft der Wasserkraft werden dabei in der Regel die derzeit genutzten Potenziale und die unter gewissen Randbedingungen noch weiter nutzbaren Wasserkräfte unter Bezugnahme auf die wesentlichen bekannten Ausarbeitungen aufgeführt.

Es ist fraglich, ob eine derartig vereinfachte Darstellung der Wasserkraft tatsächlich gerecht wird, denn die Realität in der Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung ist weitaus differenzierter. Wasserkraftanlagen haben bemerkenswerte und wichtige Vorzüge, die innerhalb des Verbundnetzes von großer Bedeutung sind. Es ist daher notwendig, die derzeitige Nutzung ohne wesentliche Einschränkungen zu erhalten und die durchaus noch vorhandenen Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten der Wasserkraft in Deutschland und darüber hinaus optimal zu erschließen. Doch auf diesem Wege gibt es eine Reihe von Hemmnissen.

Wettbewerbsnachteil durch zusätzliche öffentlich-rechtliche Aufgaben

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Der Betrieb von Wasserkraftanlagen erfolgt innerhalb eines komplexen Rechtsrahmens: Neben den üblichen Festlegungen und wasserrechtlichen Auflagen haben Betreiber von Wasserkraftanlagen vielfach noch weitere öffentlich-rechtliche Aufgaben zu erfüllen, die häufig einen spürbaren Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Energieträgern bedeuten und der die Wirtschaftlichkeit der Standorte belastet. Aus Sicht der Wasserkraft sollte hier eine Gleichbehandlung erreicht werden.

Infolge der in nationalstaatliches Recht umgesetzten Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) und der daraus bis 2009 abgeleiteten Maßnahmenprogramme nehmen im Bereich der Wasserkraft vor allem die hydromorphologischen Qualitätskriterien mit den Teilaspekten der Durchgängigkeit und der morphologischen Bedingungen eine herausragende Rolle ein. Hieraus folgen noch weitreichendere Maßnahmenforderungen über diejenigen hinaus, die bisher schon durch die Wasserkraftbetreiber realisiert wurden. Für deren gesamte inhaltlich-materielle Umsetzung werden beispielsweise alleine für Deutschland Kostenschätzungen zufolge bis 2027 ca. 40 Mrd. EUR als unterer Prognosewert genannt.

Förderung der Wasserkraft im Erneuerbare-Energien-Gesetz ausbaufähig

Auch die Anwendung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Bereich der Wasserkraft hat die hohen Erwartungen und Ziele einer erheblichen Steigerung in diesem Bereich infolge einiger Restriktionen im EEG selbst sowie anderweitiger Hemmnisse bisher nicht in vollem Umfang erfüllen können. So wird auch aufgrund der länger dauernden Realisierungszeiten der erhoffte rasche und effektive Zubau in einem absehbaren Zeitraum voraussichtlich begrenzt bleiben.

Um den Beitrag der wichtigen heimischen Energie Wasserkraft zur regenerativen Stromerzeugung durch eine entsprechende Rechts- und Investitionssicherheit zu erhalten und soweit wie möglich zu steigern, muss die große Bedeutung der Wasserkraft als relativ flexible erneuerbare Energie für eine sichere, kostengünstige, nachhaltige und umweltfreundliche Energieversorgung allen Beteiligten stärker bewusst werden, wenngleich diese heute nicht mehr die Innovationsschritte aufweisen kann, wie manch andere „neue“ erneuerbare Energieform ist.

Aber unter anderem Konstanz, eine hohe Verfügbarkeit sowie Langlebigkeit sind auch hohe Güter, die der Klassiker Wasserkraft aufweisen kann!

Zum Autor
Dr.-Ing. Stephan Heimerl ist Abteilungsleiter bei der Fichtner Water & Transportation GmbH, ö. b. u. v.Sachverständiger für Wasserbau und Wasserkraftanlagen sowie Fischaufstiegsanlagen, Chefredakteur der Fachzeitschrift "WasserWirtschaft" und Autor des Buches "Wasserkraftanlagen".

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