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10.09.2014 | Corporate Finance | Interview | Online-Artikel

Werden Unternehmen beim Thema Liquidität schlecht beraten?

verfasst von: Sylvia Meier

2:30 Min. Lesedauer

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Im Interview äußert sich Springer-Autor Bernd Heesen zum Thema Liquiditätsmanagement und beschreibt, warum Unternehmen hier weitgehend auf sich allein gestellt sind.

Springer für Professionals: In Studien liest man immer wieder: Unternehmen nutzen Möglichkeiten des Working Capital Management nicht ausreichend. Werden Unternehmen schlecht beraten?

Bernd Heesen: Grundsätzlich stehen Unternehmen nicht alleine da. Es gibt Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, die dem Unternehmen zur Seite stehen. Doch das Thema Liquiditätsmanagement scheint gerade in mittelständischen Unternehmen oft zu kurz zu kommen.

Das liegt meines Erachtens einerseits daran, dass das Thema derzeit noch nicht so in den Köpfen ist, wie es sein sollte. Andererseits gibt es hier eine Beratungslücke. Was ist zum Beispiel mit dem Steuerberater?

Der Mittelständler, der seine Bilanz/Steuererklärung vom Steuerberater machen lässt, verlässt sich darauf, dass diese Person ihn rechtzeitig warnt, bevor es Probleme gibt. Monatlich werden Umsatzsteuervoranmeldungen gemacht. Außerdem wird meist eine kurzfristige Erfolgsrechnung erstellt und das wars. Das Problem ist: Den direkten Blick auf die Liquidität – die in der Bilanz zu finden ist – erhält der Steuerberater erst viel später. Denn er arbeitet vergangenheitsbezogen. Das heißt: Wenn der Steuerberater die Bilanz erstellt, dann ist das bereits Mai/Juni März/April der Folgeperiode. Der Steuerberater hat den Blick auf diese Zahlen also 15 oder 16 Monate später. Liquidität ist jedoch ein Tagesgeschäft. In der Regel macht der Steuerberater zudem die monatlichen Buchungen nicht selbst, sondern ein Buchhalter im Unternehmen. Vorgänge werden also Buchung für Buchung abgearbeitet. Und die Ergebnisse dieser Buchungen schaut sich in der Regel im Unternehmen keiner im Hinblick auf die Liquidität an.

Und der Wirtschaftsprüfer?

Der Wirtschaftsprüfer wiederum prüft nur die Richtigkeit der Buchhaltung und der dort angesetzten Werte. Nicht mehr und nicht weniger. Und auch hier: Der Wirtschaftsprüfer arbeitet vergangenheitsbezogen. Die beiden Berufsgruppen haben also zum Einen andere Aufgaben, als das Liquiditätsmanagement zu prüfen und sie arbeiten aus einer anderen Perspektive heraus.

Was ist mit Unternehmensberatern?

Beim Unternehmensberater handelt es sich um keinen geschützten Beruf. Jeder darf sich Unternehmensberater nennen. In der Regel handelt es sich hierbei um Ingenieure oder Kaufleute, die jedoch nur selten aus dem Finanzbereich kommen. Der Fokus liegt häufig auf Strategie, Marketing und anderen Themen. Aber wie viele Unternehmensberater können eine Bilanz lesen? Oder anders gefragt: Wie viele können es nicht? Der eigentliche Bilanzcoach, den man im Mittelstand hier vielleicht bräuchte – den gibt es nicht. Und ein kleinerer Mittelständler könnte sich diese Unternehmensberater auch nicht leisten.

Das heißt…?

Unternehmen sind, was das Liquiditätsmanagement – insbesondere das Working Capital Management - angeht, weitgehend auf sich alleine gestellt. Und deshalb kommt das Thema meiner Ansicht nach auch zu kurz. Im Unternehmen wird zum Thema Liquidität nur Bank/Kasse gesehen. Dann wird ein Kontokorrent mit der Bank verhandelt. Werden hier die Grenzen dann überschritten, wird es schwierig. Dass der Bestand vielleicht viel zu hoch ist und die Debitoren ebenfalls – das wird einfach meistens nicht gesehen.

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