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10.12.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie sich das Automobilinterieur wandelt

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

4 Min. Lesedauer

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Bequeme Reise-Lounge oder rollendes Arbeitszimmer: Das Auto der Zukunft wird zum individuellen Rückzugsort im urbanen Verkehr. Fährt das Auto dann noch autonom, ergeben sich ganz neue Freiheiten für das Interieur.

Der Innenraum eines Automobils ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen verschiedenen Marken. Für den Kunden ist er ein entscheidendes Kriterium bei seiner Kaufentscheidung. So soll das Fahrzeug die Individualität des Kunden betonen, dessen Ansprüche an Design, Komfort und Wertigkeit erfüllen sowie positive Emotionen wecken.

Gleichzeitig müssen aber Design, Technik und die verarbeiteten Materialien und Werkstoffe Anforderungen an Funktionalität, Ergonomie, Nachhaltigkeit und Kosten erfüllen. Wie sieht also das Interieur von morgen aus?

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Oft wird im Rahmen künftiger Innenraumgestaltung von "Lebenswelt" oder "Erlebnisraum" gesprochen - das Auto dient dabei nicht nur dem Transport, sondern soll auch mobiles Büro sein und für Unterhaltung und Wellness sorgen. Insbesondere die Lichtgestaltung ist in der vergangenen Zeit immer wichtiger geworden. "Dank der LED können wir das Interieur nicht nur bunter, sondern auch individueller auf den Autofahrer abstimmen", erläutert Tran Quoc Khanh, Fachgebietsleiter Lichttechnik an der TU Darmstadt, im Interview mit der ATZ.

Konnektivität und Automobilinnenraum

Doch die wohl wichtigsten Veränderungen im Innenraumdesign werden durch den Zuwachs der Assistenz- und Infotainment-Features ausgelöst. Denn die Anforderung an diese Systeme sind komplex: Sie müssen ablenkungsfrei und am besten intuitiv zu bedienen sein. Ein immer wichtiger werdendes Teilgebiet der Interieurgestaltung betrifft daher die Bedien- und Anzeigenkonzepte, wie auch im Kapitel "Formen und neue Konzepte" (Seite 87) aus dem Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik erläutert wird. So haben zahlreiche neue Funktionalitäten in den letzten Jahren Eingang in die automobilen Interieurs gefunden. Das sind vor allem moderne Fahrassistenzsysteme, wie zum Beispiel Navigation, Radarsysteme, Telefon und auch Entertainmentsysteme bis hin zum TV-Empfang.

Denn die Kunden sind eine Reihe von Technologien und Angebote aus dem Bereich der Consumer Products gewöhnt und möchten diese auch im Fahrzeug verfügbar haben. Stichwort ist hier "Connectivity" und die entsprechende Umsetzung der Vernetzung im Fahrzeuginnenraum mit HMI-Lösungen und Bedienoberflächen. Insbesondere im Bereich der Gestensteuerung wird aktuell geforscht und entwickelt, um die Bedienung der vielfältigen Systeme zu vereinfachen. Aber auch die klassischen Elemente wie Klimatisierung oder auch Sitzkonfigurationen sind in sich anspruchsvoller geworden.

Daneben gibt es Lösungen, die eine erweiterte Nutzung des Automobils ermöglichen - wie zum Beispiel Carsharing und damit verbundene multimodale Mobilitätskette. Hier sind schnelle, flexible Lösungen für die Personalisierung des Innenraumes erforderlich. Zudem werden dabei hohe Ansprüche an die Gebrauchseigenschaften der Fahrzeuge gestellt.

Trend zu Naturfaserwerkstoffen

Generell erleben die im Innenraum verwendeten Werkstoffe einen Wandel. Authentizität und Naturmaterialien sind im Kommen. Im Zuge des Nachhaltigkeitsgedankens rücken somit Recycling, aber auch Naturfasern und andere Materialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe immer stärker in den Fokus der Zulieferer und OEMs. So ist im Fahrzeuginnenraum in den letzten Jahren der Anteil von Naturfaserwerkstoffen wie Flachs, Hanf oder Sisal stetig gestiegen, erläutert das Unternehmen Dräxlmaier im Artikel "Einsatz sichtbarer Naturfasern im Fahrzeuginterieur" aus der ATZ 6-2014. Zum einen sollen Naturfaserwerkstoffe als Designelement fungieren, zum anderen soll sich durch ihren Einsatz im Vergleich zu petrochemischem Kunststoff-Spritzguss zwischen 20 und 50 Prozent Gewicht im Interieur einsparen lassen. Damit ließe sich die Ökobilanz des Fahrzeugs verbessern und die Reichweite von Elektroautos erhöhen.

Wie automatisiertes Fahren das Interieur revolutioniert

Doch die wohl größte Revolution im Innenraumdesign wird das automatisierte Fahren auslösen. Das Automobil der Zukunft wird mehr sein als ein reines Transportmittel - ein privater Rückzugsraum im immer dichter werdenden urbanen Verkehr. Aufgrund der neuen Art zu reisen, werden die Passagiere autonom fahrender Automobile die Freiheit haben, die Zeit unterwegs noch vielfältiger zu nutzen, prognostiziert zum Beispiel Mercedes-Benz im Rahmen eines TecDays "Autonome Mobilität". Als konkreten Ausblick präsentierte das Stuttgarter Unternehmen dort das Interieur-Konzept einer autonom fahrenden Luxuslimousine als virtuelles 360°-Erlebnis.

Dreh- und Angelpunkt des Interieur-Konzepts ist das variable Sitz-System mit vier drehbaren Lounge-Chairs, das eine Vis-à-Vis-Konstellation der Sitze ermöglicht. So können die Front-Passagiere während der Fahrt mit den anderen Passagieren von Angesicht zu Angesicht kommunizieren. Oder bei Bedarf den Blick und Bedienfokus nach vorne richten - als Voraussetzung für manuelles Fahren. Dafür bietet ein ausfahrbares Lenkrad dem Fahrer je nach Wunsch die entsprechende Option. Ein Konzept wie man es zum Beispiel auch von Rinspeed kennt. Eine Studie des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) geht sogar davon aus, dass selbstfahrende Autos im Jahr 2035 gar keine Lenkräder oder Gas- und Bremspedale mehr haben werden - so wie zum Beispiel heute schon der Prototyp des Google-Autos.

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