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02.04.2014 | Umwelt | Interview | Online-Artikel

Wien als Vorreiter für "Smart City"

verfasst von: Matthias Schwincke

4 Min. Lesedauer

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Aktuelle Rankings zeigen: Österreichs Hauptstadt setzt Maßstäbe im Bereich "Smart City". Im Interview über Ursprünge und Folgewirkungen der Wiener Initiative sprach Thomas Loew, Geschäftsführer des Institute for Sustainability.

Springer für Professionals: Wie kommt eine so altehrwürdige Stadt wie Wien auf das Thema Smart City?

Thomas Loew: Wie in vielen anderen Fällen gibt es dafür auch in Wien mehrere Auslöser. Unter anderem hat ein Berater für ein Projekt zur Entwicklung einer Mobilitätskarte auf den Bezug zu Smart City verwiesen und so in die Diskussion gebracht. Die Kommunikationsabteilung der Wiener Stadtwerke hat festgestellt, dass die Stadtwerke mit ihren Geschäftsbereichen Energie, öffentlicher Verkehr und Infrastruktur, wie z.B. Gebäude und Parkhäuser, zentrale Beiträge im Bereich Smart City leisten. Und die Stadt Wien war daran interessiert den Erfahrungsaustausch mit anderen Städten noch stärker auszubauen. Dafür war das EU-Förderprogramm für Smart Cities ein guter Aufhänger und Motivator.

Was folgte aus diesen Impulsen?

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Unter anderem ein Stakeholderprozess in Wien und - davon unabhängig - eine Studie, die wir 2011 mit anderen Autoren für die Wiener Stadtwerke verfasst haben. Denn es zeichnete sich ab, dass Smart City für die Wiener Stadtwerke und die Stadt Wien wichtig werden dürfte. Zugleich war jedoch unklar, was sich genau hinter diesem Begriff verbirgt. Somit haben wir die verschiedenen Veröffentlichungen und Materialien gesichtet und festgestellt, dass zwar schon einiges dazu geschrieben wurde, aber kaum jemand eine Definition von Smart City vorgeschlagen hatte. Auf den Weg zu einer klareren Begriffsfindung haben wir uns auch mit Fachleuten in der Stadtverwaltung und mit Nachhaltigkeitsexperten ausgetauscht. So fanden dann die Komponenten postfossile Gesellschaft, umfassende Integration sozialer Aspekte und partizipativer Zugang Eingang in unseren Definitionsvorschlag.

Inwiefern ist die Smart City denn auch eine nachhaltige Stadt?

Ich denke, es wäre widersinnig, wenn Smart City nicht gezielt auch als Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung genutzt würde. Schließlich war der Ausgangspunkt der Smart-City-Diskussion in den 1990er Jahren die Nutzung von Computer- und Internettechnologien, um die Stadtverwaltung und die öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern. Auch heute geht es bei Smart City darum, mit modernen Technologien und Stadtplanung Verbesserungen für die in der Stadt lebenden Menschen zu schaffen. Wenn dabei Klima- und Umweltschutz nicht berücksichtigt und keine Beiträge zu mehr Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger erreicht würden, wäre das kontraproduktiv. Bei Planungen für Städte muss man langfristig denken, und die Megatrends Klimawandel und demografischer Wandel spielen hier eine wichtige Rolle. Es liegt in der Verantwortung der Akteure Smart City entsprechend auszurichten.

Welche entsprechenden Entwicklungen gibt es nun in Wien?

Noch im Jahr 2011 hat der Bürgermeister von Wien die Smart City Initiative ausgerufen. Heute findet sich auf der Internetseite www.smartcity.wien.at ein ganzes Bündel an Projekten zum Thema Smart City. Wien hat allerdings auch schon vor der offiziellen Initiative viel in diese Richtung geleistet. Dementsprechend war ein Teil der Investitionen und F&E Projekte, die auf der Website stehen, bereits am Laufen.

Ist das nicht ein bisschen Etikettenschwindel?

Zunächst ist zu beachten, dass nicht alle auf der Website genannten Projekte bereits da gewesen sind. Aufgrund der Initiative wurden sehr wohl auch neue Projekte angestoßen. Und die Zuordnung von vorhandenen Projekten ist auch kein Etikettenschwindel. Ebenso wie früher bei Umweltschutz oder Nachhaltigkeit fängt heute keine Stadt im Kontext Smart City bei Null an. Wenn jetzt diese Projekte (auch) aus der Perspektive Smart City gesehen werden, hat das Vorteile. Zum einen wird besser sichtbar, was in Wien alles in diese Richtung unternommen wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Projekte in einem größeren Zusammenhang verstanden werden, also dass es neben den Projektzielen und den Zielen in einzelnen städtischen Handlungsfeldern auch übergreifende Ziele gibt. Und diese müssen ebenfalls in den Projekten berücksichtigt werden.

Haben Sie dazu ein konkretes Beispiel?

Direkt zu den Wiener Projekten nicht, aber zu einer Diskussion um Elektro-Mobilität. Als sich diese vor etwa 3 Jahren immer mehr zu einem Hoffnungsträger für nachhaltigeren Verkehr entwickelte, begannen Städte mit der Installation von Ladesäulen. Zudem wurde mancherorts vorgeschlagen, die Busstreifen auch für Elektroautos frei zu geben. Dann hat jemand zum Glück die Frage aufgeworfen, wie sich diese Maßnahmen auf den Modal Split, also die Aufteilung von ÖPNV, motorisiertem Individualverkehr sowie Fahrrad und Fußgänger auswirken würde. Eine Untersuchung zeigte, dass der motorisierte Individualverkehr davon profitieren würde. In der Konsequenz werden nun andere Maßnahmen zur Förderung von umweltverträglicher Elektromobilität ergriffen. Ich denke, die aktuelle Diskussion um den Begriff Smart City fördert ein derartiges übergreifendes Denken.

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Quelle:
Resilient Cities 2