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13.04.2015 | Motorentechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

WWH-OBD mit Defiziten

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

3:30 Min. Lesedauer

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Die Vereinten Nationen arbeiten an einem Standard, der die Diagnose zur Überwachung des Emissionsausstoßes weltweit vereinheitlichen soll: dem WWH-OBD. Der Standard soll vieles vereinfachen. Doch es gibt auch Defizite. Welche das sind, erklärt Andreas Burkert in einem MTZ-Report.

Fahrzeuge müssen sich über das gesamte Fahrzeugleben hinweg praktisch weltweit in allen Werkstätten zuverlässig diagnostizieren und warten lassen. Das erwarten zumindest die Kunden. Daher sind nur wenige Bereiche in Kfz-Systemen derart intensiv und herstellerübergreifend standardisiert wie die Diagnosekommunikation, schreiben die Springer-Autoren Zimmermann und Schmidgall im Kapitel "Diagnoseprotokolle - Application Layer" aus dem Buch Bussysteme in der Fahrzeugtechnik. Die Standards sind einerseits außerordentlich langlebig. Jedoch müssen sie andererseits aufgrund immer komplexerer Elektronikarchitekturen sowie immer höherer gesetzlicher Anforderungen an die Diagnose-Qualität ständig weiterentwickelt werden.

Mit der On-Board-Diagnose (OBD) wurde bereits vor vielen Jahren ein Fahrzeugdiagnosesystem integriert, um alle abgasbeeinflussenden Systeme zu überwachen. OBD-Systeme wurden erstmals 1988 vom kalifornischen California Air Resources Board in den USA eingeführt. Fahrzeuge, die über solch ein System verfügen, sind in der Lage, Funktionsstörungen festzustellen und diese gegebenenfalls durch ein Warnsystem anzuzeigen. Seit Januar 2001 müssen Neufahrzeuge mit Ottomotor in der Europäischen Union mit der zweiten Ausbaustufe der Europäischen On-Board-Diagnose (EOBD) ausgerüstet sein. Für Dieselfahrzeuge gilt diese Vorschrift seit Anfang 2004.

Standard zur weltweiten Vereinheitlichung der Diagnose

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Vom ISO-genormten Diagnosesystem OBD wurden im Laufe der Zeit regionale Standards abgeleitet (zum Beispiel ISO 15031), die nun in der WWH-OBD (World-Wide-Harmonized On-Board-Diagnostics) wieder zusammengeführt werden sollen.

Die WWH-OBD ist ein Standard, der durch die Vereinten Nationen initiiert, in deren Global Technical Regulation 5 (GTR 5) festgehalten und soeben in die R49 und in die EU-Gesetzgebung übernommen wurde. Ein Standard, dessen technische Rahmenbedingungen sich nunmehr in der ISO 27145 (Road vehicles - Implementation of World-Wide Harmonized On-Board Diagnostics (WWH-OBD) Communication Requirements) finden. Die Norm ist zunächst auf den Nutzfahrzeug-Bereich beschränkt, soll aber später auf andere Fahrzeugbereiche ausgedehnt werden. Seit Anfang 2014 müssen alle in der EU zugelassenen schweren Nutzfahrzeuge die Euro-VI-Standards einhalten und damit über WWH-OBD-diagnosefähig sein.

Was kann die WWH-OBD im Vergleich zur (E)OBD?

Was kann nun die WWH-OBD? Den Werkstätten sollen damit noch mehr Möglichkeiten zur Fehlersuche zur Verfügung stehen. Die WWH-OBD unterstützt die Diagnosekommunikation zunächst nur über CAN-Systeme. Um dem Fortschritt in der Fahrzeugvernetzung gerecht zu werden, sieht die ISO 27145 künftig aber auch die Diagnose über das Internet-Protokoll (IP) vor. Ferner sind die Fehlercodes der WWH-OBD nach Schweregrad eines Ausfalls klassifiziert - und zwar je nachdem, wie gravierend ihre Auswirkungen auf die Abgasqualität sind. Das Protokoll definiert dazu die sogenannten Severity-Klassen A, B1, B2 und C.

Darüber hinaus nutzt WWH-OBD im Gegensatz zu OBD-II keine speziell für die On-Board-Diagnose definierten Services, "sondern bedient sich der in ISO 14229 festgelegten Unified Diagnostic Services (UDS), die mittlerweile bei vielen OEMs auch für die herstellerspezifische Diagnose verwendet werden", beschreibt ein Dokument von Vector Informatik die Zusammenhänge.

WWH-OBD mit Defiziten

Das weltweit harmonisierte Diagnoseprotokoll WWH-OBD soll vieles erleichtern und die Diagnose vereinheitlichen. Allerdings weist die WWH-OBD auch Defizite auf, wie Andreas Burkert in seinem Report "Bessere Abgaswerte dank WWH-OBD?" aus der MTZ 1-2015 erklärt. Die WWH-OBD erlaubt es zwar nun, abgasrelevante Systeme genauer zu untersuchen. Doch: Der ganz große Wurf sei laut Burkert nicht gelungen. Denn: Die USA sind nicht dabei, da sie eine Aufweichung ihrer strengen Richtlinien fürchten. Zudem gibt es immer noch mehrere Protokolle auf dem Steuergerät. Manipulationen am Abgassystem sollen weiterhin möglich sein und bisher setzt nur die Schweiz auf eine elektrische AU - ohne Endrohrprüfung.

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Quelle:
Dieselmotor-Management

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