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20.04.2016 | Corporate Finance | Schwerpunkt | Online-Artikel

Zahlungsbedingungen bleiben als Gestaltungsfeld oft ungenutzt

verfasst von: Sylvia Meier

2:30 Min. Lesedauer

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Das Forderungsmanagement muss Außenstände überwachen und die Liquidität des Unternehmens sicherstellen. Eine oft ungenutzte Gestaltungsmöglichkeit ist die Anpassung der eigenen Zahlungsbedingungen.

Die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen lässt zu wünschen übrig. Der Atradius Zahlungsmoralbarometer Westeuropa 2016 zeigt, dass 93 Prozent der befragten deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr zu spät von Geschäftskunden bezahlt wurden. Das hat natürlich Auswirkungen auf die eigene Liquidität. Denn die Unternehmen gehen in Vorleistung und müssen den Zahlungsverzug dann zunächst selbst finanzieren. 0,8 Prozent ihrer Forderungen waren 2015 sogar komplett uneinbringlich.

Die Folge war jedoch auch: Wurde das Unternehmen nicht von seinen Kunden bezahlt, kam es selbst bei seinen Lieferanten in Zahlungsverzug. Jedes vierte Unternehmen musste seine Geschäftspartner warten lassen. Ein Teufelskreis.  

Außenstände müssen finanziert werden

Wenn Firmen auf den eigenen Rechnungen sitzen bleiben, ist die Abwärtsspirale vorprogrammiert. Die Außenstände müssen finanziert werden. Jedoch nicht jedes Unternehmen verfügt über ausreichend Puffer für diese Liquiditätsengpässe. Was kann man tun? 

Ansatzpunkte zur Liquiditätssicherung

An vorderster Front steht das Forderungsmanagement. In seinem Buch "Erfolgreiches Forderungsmanagement" beschreibt Springer-Autor Rudolf H. Müller, dass die Liquiditätssicherung eine der zentralen Aufgaben des Forderungsmanagements ist. Der Autor weist darauf hin, dass hier vor allem drei Ansatzpunkte wesentlich sind:

  • Die Festlegung der Zahlungsbedingungen,
  • die Mahnaktivitäten sowie
  • die Inkassomaßnahmen.

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Forderungsmanagement ist Liquiditätsmanagement

Die Sicherstellung der Liquidität des Unternehmens ist eine der zentralen Aufgaben des Forderungsmanagements. Der Liquiditätsbedarf resultiert aus der in der Wirtschaft üblichen Vorfinanzierung der erforderlichen Herstellungs- und Lieferprozesse durc

Gerade hinsichtlich der Zahlungsbedingungen plädiert Müller dafür, mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen: "Je länger das Zahlungsziel gewählt wird, umso später erfolgt der entsprechende Zufluss an liquiden Mitteln. Betrachtet man den Gesamtprozess der Forderungsfinanzierung (von der Kundenbestellung bis zur Bezahlung), dann wird erkennbar, dass die (geplante) Dauer dieses Teilprozesses in höherem Maße durch den Lieferanten selbst gestaltbar ist."

Gestaltungsmöglichkeiten nutzen

Anhand von Beispielsrechnungen zeigt Müller, wie lohnenswert es sein kann, die Zahlungsbedingungen regelmäßig zu analysieren und anzupassen. Denn in vielen Unternehmen sind die Zahlungsbedingungen differenziert und selten nachvollziehbar formuliert. Empfehlenswert ist nach den Ausführungen des Autors deshalb (Seite 176):

  • Die Zahlungsbedingungen sollten "entrümpelt“ werden.
  • Die Zahlungsbedingungen des Debitors sind sowohl aus Risiko- als auch aus Vertriebsgesichtspunkten festzulegen.
  • Kompetenzregelungen sollten getroffen werden für den Fall, dass es zu Abweichungen vom definierten Standard kommt. 

Kommt es zu Zahlungsverzögerungen von Kunden, weil diese selbst gerade in Liquiditätsengpässe geraten sind, ist das keine einfache Situation. Doch Ignoranz hilft nicht weiter: Unternehmen müssen hier aufmerksam bleiben, um nicht selbst in Schwierigkeiten zu geraten. Ein wichtiger Hebel sind hier die Zahlungsbedingungen. Sie können so formuliert werden, dass zumindest die Rechnungsbegleichung nicht "verbummelt" wird.  Denn: "Die eingeräumten Zahlungsziele bestimmen etwa 60 Prozent der tatsächlichen Forderungslaufzeit und besitzen damit das größte Potenzial, um einen schnelleren Liquiditätszufluss zu generieren." Es gilt: Je einfacher und klarer Zahlungskonditionen formuliert sind, desto besser kann der Kunde sie verstehen und agieren.

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