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07.04.2015 | Medien | Schwerpunkt | Online-Artikel

Zu krasse Bilder von Krieg und Terror

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

3 Min. Lesedauer

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IS-Terror und Klimawandel sind schon für Grundschüler mit besorgniserregenden Ereignissen verbunden, denn Nachrichten halten die Jüngsten für wichtig. Doch sind die Bilder von Terror und Katastrophen in "Heute" und "Tagesschau" wirklich zumutbar?

Schon sechs bis zwölfjährige Kinder sind gut informiert und vor allem sind sie interessiert. Das belegt die ad-hoc Befragung "Kinder und Nachrichten", die der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Anfang des Jahres vom Münchner Marktforschungsinstituts iconkids & youth durchführen ließ. Das Ergebnis belegt, Kinder rezipieren Nachrichten aktiv und fordern mehr Hintergrundwissen.

"Klimawandel" und "IS-Terror" machen Angst

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Der Terror durch den IS und der Klimawandel sind im kindlichen Verständnis die Top-Nachrichtenthemen. Nur 12 Prozent gaben an, vom IS-Terror noch nichts gehört zu haben. Der Klimawandel war für nur 9,3 Prozent kein Begriff. Gleichzeitig bereiten diese Themen den Jüngsten die meisten Sorgen (IS-Terror 41,4 Prozent und Klimawandel 39,1 Prozent). Insgesamt zeigten sich die befragten Mädchen besorgter als ihre männlichen Altersgenossen.

Ein Indiz dafür, wie sehr beide Themen die jungen Gemüter bewegen, ist das Bedürfnis nach mehr Hintergrundwissen zu den Themen. So wünschen sich 65,2 Prozent "mehr" bis "viel mehr" Informationen zum IS-Terror und 64 Prozent würden gerne mehr über den Klimawandel erfahren. Doch wer gibt Auskunft, wenn Schlagzeilen verunsichern? Laut Studie wenden sich die meisten Kindern an ihre Eltern (42,6 Prozent) und die Lehrer (26,6 Prozent). Mit großem Abstand folgen die TV-Nachrichten als Informationsmedium Nummer eins (18,6 Prozent). Aber taugen die dort gezeigten Bildbeiträge über Krieg und Gewalt für junge Zuschauer überhaupt, wie drastisch sind die Nachrichten in "Heute" und "Tagesschau" aufgebaut und wie wirken sie?

Wie Auslandsnachrichten Weltenbilder beeinflussen

Die Fernsehberichterstattung mit besonderem Fokus auf die Auslandsnachrichten war 2013 Studienobjekt von Kommunikationsforschern aus 17 Ländern unter der Leitung von Akiba A. Cohen von der Universität Tel Aviv. In der Einleitung zu ihrem Buch "Fernsehwelten - Auslandsnachrichten im deutschen Fernsehen", stellen die am Projekt beteiligten Springer-Autoren Thorsten Quandt Jürgen Wilke, Christine Heimprecht und Thilo von Pape fest: "Nirgendwo ist der Einfluss auf die Weltwahrnehmung deutlicher als im Bereich der Auslandsberichterstattung" (Seite 1).

Wie wird über Konflikte in der Welt berichtet und werden Konfliktlösungen vermittelt? Ist die Darstellung einer "scheinbar konfliktreichen Welt" (Seite 22) verzerrt und wirkt sich das negativ auf den Einzelnen aus? Im Buchkapitell "Die Inhalte" machen die Autoren den Einfluss der Darstellungsweise auf das Weltbild des Rezipienten deutlich. Es zeigt sich, dass 52 Prozent aller untersuchten Nachrichtenbeiträge Konflikte behandeln. Davon sind 85 Prozent sozialer Natur, beinhalten also auch die Themen Krieg und Terror, wohingegen in nur 6 Prozent der Nachrichten über persönliche Konflikte berichtet wird (Seite 22 ff).

Konfliktlösungen gibt es nur Daheim?

Bei 69 Prozent der Inlandsnachrichten werden Hintergrundinformationen über eine Lösung der Auseinandersetzungen geliefert. "In den Auslandsnachrichten werden diese zusätzlichen Informationen zu Konflikten in signifikant geringerem Maße genannt" (Seite 25). Beim Zuschauer kann also der Eindruck entstehen, dass außerhalb Deutschlands seltener eine Einigung erzielt wird.

"Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Realität, wie sie sich in den Auslandsnachrichten darstellt, reich an Gewalt ist und damit gefahrenträchtig auf das Publikum wirken muss", stellen die Autoren fest (Seite 35) Auch die Tatsache, dass in Inlandsnachrichten Gewalt tendenziell häufiger in Worten beschrieben, in Auslandsnachrichten dagegen Bilder die Ereignisse illustrieren "kann den Eindruck erzeugen, in bestimmten Ländern lauern nur Krisen, Kriege und Katastrophen" (Seite 35).

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Inhalte

Quelle:
Fernsehwelten