2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Abschied vom Sozialstaat alter Prägung
Deutschland im demografischen Wandel
verfasst von : Elisabeth Niejahr
Erschienen in: Deutschland denken
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Möglicherweise wird es in einigen Jahren Historiker beschäftigen, wann die Debatte über den demografischen Wandel den Alltag der Deutschen erreicht hat — und warum es dazu kam. Im Verlauf der Jahre 2003 und 2004 wurde in ganz Deutschland plötzlich in Volkshochschulen, Talkshows und auf Unternehmenskongressen über Demografie debattiert, „Tatort“-Episoden spielten auf einmal in Pflegeheimen, Hollywood-Filme über verliebte Endfünfziger erzielten an den Kinokassen Rekordergebnisse, Kommunen installierten „Demografiebeauftragte“ und ausgerechnet die Grünen gründeten eine Seniorenorganisation. All das geschah, ohne dass irgendwelche neuen Erkenntnisse in die Öffentlichkeit gelangt wären. Die Fakten zum bedrohlichen Doppeltrend aus Bevölkerungsrückgang und Alterung waren seit Jahren bekannt: Die Geburtenrate in unserem Land ist seit Jahrzehnten rückläufig; im Schnitt haben Paare nur noch 1,3 Kinder statt der 2,1 Sprösslinge, die nötig wären, damit die Bevölkerungszahl auch ohne Zuwanderung konstant bliebe. Bekannt ist auch seit langem, dass etwa im Jahr 2030 die Hälfte der einheimischen Bevölkerung über fünfzig sein wird. Dennoch sind diese Entwicklungen und ihre möglichen Konsequenzen erst in den vergangenen Jahren ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Warum gerade jetzt, in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends? Am Leidensdruck kann es nicht liegen, den schafft die Demografie vorläufig nicht.