Verhalten und Erleben von Menschen ist anders zu beschreiben, zu erklären und zu prognostizieren als Planetenbewegungen oder Elektrizität. Dennoch sind einige Probleme „hausgemacht“ und betreffen Prozesse der Theoriebildung, Theorieentwicklung und -prüfung. An vielen Stellen könnten wir es schon als Fortschritt sehen, wenn Begriffe und Konzepte expliziter beschrieben würden, wenn sie genauer definiert wären und wenn ihre empirische Messung oder Umsetzung klarer und vor allem standardisierter verlaufen würde. Begriffliche und theoretische Schärfung muss allerdings auch gelernt und gelehrt werden. Eine vertiefende Auseinandersetzung mit den hier vorgelegten Konzepten, Fragen und Problemen ist daher auch im Rahmen des Psychologiestudiums zu fordern. Wir haben schließlich zu zeigen versucht, dass mehr Systematizität ein Weg sein könnte zu mehr Wissenschaftlichkeit. Um das zu leisten, brauchen wir mehr Wissen, mehr theoretische Auseinandersetzungen mit dem Ziel der Theorievereinheitlichung, mehr Klarheit und Präzision bei den verwendeten Konzepten und Operationalisierungen, einen stärkeren Fokus auf echte Erklärungen und ein Problembewusstsein, das nötig ist, um entsprechende Schwächen zu erkennen und in Angriff zu nehmen. Das Ziel des Buches war es, dazu einen Beitrag zu leisten, in dem ich versucht habe, die fachwissenschaftlichen Grundlagen, Probleme und Herausforderungen aufzuzeigen. Wenn uns diese Klarheit, Präzision und theoretische Schärfe nicht gelingt, dann läuft die Psychologie Gefahr, ihren wissenschaftlichen Anspruch nicht mehr gerecht zu werden. Die Teile, die wissenschaftlich genug sind, wandern in Nachbardisziplinen, die diese Probleme schon hinter sich haben und im Sinne Kuhns „Normale Wissenschaften“ sind. In Teilen geschieht dies bereits, wenn man an kognitive Neurowissenschaften denkt oder Teile der Biologischen Psychologie. Die Teile der Psychologie, die noch nicht so weit sind, werden dann in die Beliebigkeit verfallen, sich vielleicht schlechter oder besser „verkaufen“ lassen, aber letztlich anderen Wissensarten wie der Esoterik oder der „Folk Psychology“ kaum nachstehen. Insofern sind die an anderer Stelle bereits geforderten Bemühungen um eine theoretische Psychologie (Fahrenberg, 2015) zu unterstreichen. Schließen möchte ich mit dem Wunsch, dass dieses Buch vielleicht dazu beitragen möge, genau dieses Bemühen zu unterstützen und damit die Voraussetzungen für eine wissenschaftlich fundierte zukunftsfähige Psychologie zu schaffen.