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22.02.2017 | Agile Methoden | Interview | Online-Artikel

"Agile Führung ist Kommunikation"

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurden:
Prof. Dr. Susanne Knorre

arbeitet als Unternehmensberaterin und ist Professorin an der Hochschule Osnabrück.

Prof. Dr. Ulrike Buchholz

ist seit 2001 Professorin für Unternehmenskommunikation an der Hochschule Hannover.

Nicht selten vernachlässigen Führungskräfte die interne Kommunikation. Dabei sollte sie fester Bestandteil des Führungshandelns sein – insbesondere in agilen Unternehmen, so Susanne Knorre und Ulrike Buchholz im Gespräch.  

Springer Professional: Was versteht man unter Agilität als Managementkonzept?

Ulrike Buchholz: Agilität meint die Kompetenz von Unternehmen, auch in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit engagiert und initiativ agieren zu können, und zwar mit Hilfe einer außerordentlichen Anpassungsfähigkeit. Komplexe Marktforderungen nach einer hohen Produktvielfalt, variablen Stückzahlen sowie individualisierten Leistungen bei kurzen Durchlaufzeiten und niedrigen Kosten müssen auch unter unsicheren Voraussetzungen beherrscht werden. Kurzfristig auftretende Störungen oder auch Chancen erfordern eine besondere Wendigkeit in Form von schnellen Planungs- und Umsetzungszyklen sowie kurzen Entscheidungswegen. Agile Unternehmen können sich also so organisieren, dass sie auch in einem veränderlichen Umfeld mit seinen Herausforderungen eben durch laufende Anpassungen nachhaltig erfolgreich sind. Zentrale kommunikative Elemente dieser Anpassungsfähigkeit sind Kollaboration, Vielfalt, Vernetzung und Wachsamkeit, gefördert und unterstützt durch Leadership.

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Interne Kommunikation in agilen Unternehmen

Eine Einführung

Das essential liefert eine Einführung in das Agilitätskonzept insbesondere als Organisations-, Führungs- und Kommunikationskonzept und definiert den Beitrag der internen Kommunikation im Rahmen dieses Konzepts neu. 

Wie muss sich das Führungshandeln unter agilen Rahmenbedingungen verändern?

Ulrike Buchholz: Agile Führung ist auf schnelle Entscheidungen ausgerichtet und verlangt ein permanentes Bewusstsein für mögliche Alternativen, anstatt an einmal aufgestellten Plänen konsequent festzuhalten. Handeln in kurzen Zyklen wird dem Streben nach möglichst nachhaltiger Entwicklung vorgezogen. Dabei erhält die Teamarbeit mit einem systematischen, durch Retrospektiven unterstützten Lernprozess eine große Bedeutung. Das hat viel mit Selbstorganisation und Befähigung zu tun. Der kontrollierende und korrigierende Durchgriff von oben sollte die Ausnahme sein, nicht die Regel. Gemeinsam zu wachsen und sich und das Unternehmen weiterzuentwickeln ist die Essenz von Agilität. Gängige Erklärungsmuster müssen immer wieder auf allen Ebenen anhand der Rückmeldungen aus der Organisation hinterfragt und verändert werden können. Agile Führung ist Kommunikation. Je effektiver Führungskräfte sie diskursiv mit ihren Mitarbeitern gestalten, desto größer ist ihr Beitrag zur Widerstandsfähigkeit der gesamten Organisation.

Welche Rolle spielt die interne Kommunikation bei der Gestaltung von Agilität?

Susanne Knorre: Zunächst ist zu unterscheiden zwischen der internen Kommunikation, die für agile Unternehmen konstituierend ist. Wie eben gesagt: Kollaboration, Vernetzung quer durch alle hierarchischen Organisationsformen und nicht zu vergessen die Wachsamkeit gegenüber den Veränderungen im Umfeld –diese Merkmale agiler Unternehmen setzen neue und zusätzliche Kommunikationsformen und -aktivitäten voraus. Mehr noch: Agilität funktioniert nur, wenn diese neue Qualität der internen Kommunikation nicht zufällig entsteht, sondern wenn sie systematisch gefördert wird. Und hier kommt die zweite Dimension des Begriffs "interne Kommunikation" ins Spiel, nämlich die gleichnamige Managementfunktion, die darauf ausgerichtet ist, die agilen Qualitäten eines Unternehmens samt Führungshandeln professionell zu unterstützen. In diesem Essential wird die in der Managementliteratur oft nur implizit mitgedachte interne Kommunikation nun explizit als Teil des Unternehmensführungskonzeptes "Agilität" verortet.

Und wie unterscheidet sich die interne Kommunikation in klassischen Organisationen von der in agilen Unternehmen?

Susanne Knorre: Der Bezugspunkt der klassischen internen Kommunikation als Managementfunktion ist die hierarchische Organisation. Das wird auch in Zukunft so bleiben, schließlich wandeln sich große Organisationen ja nicht alle zu Netzwerken. Deshalb geht es auch weiterhin um klassische Aufgaben wie die Orientierung über Ziele und Strategien der Unternehmensführung. In eher agilen Unternehmen gewinnen aber andere Aufgaben wie die Outside-In-Kommunikation oder die durchgängige Führungskommunikation an Bedeutung. Nicht zu vergessen die Meta-Kommunikation von Agilität, also etwa internen Zielgruppen zu erklären, warum z.um Beispiel schnelle Richtungswechsel oder gar der Abschied vom üblichen plandeterminierten Denken notwendig sind. Schließlich interpretieren nicht nur Mitarbeiter die rasche Abkehr von einer eingeschlagenen Strategie zunächst einmal als Scheitern.

In den Unternehmen, die tatsächlich bereits auf eine Netzwerkorganisation setzen, hat die interne Kommunikation dann ein grundlegendes Paradox zu bewältigen: einerseits geht es um den Erhalt der verbindenden Elemente eines Netzwerkes, andererseits sollen die Teileinheiten beziehungsweise Teams ihrer autonomen Spielräume sicher sein. Das bedeutet ganz konkret: Die Entwicklung von verbindenden Leitbildern gewinnt noch einmal ganz enorm an Bedeutung, nicht zuletzt damit autonome Teams ihre Arbeitsergebnisse der gesamten Netzwerkorganisation zur Verfügung stellen.

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