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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Aktionsfelder der Resilienz

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Zusammenfassung

Aus ihrer Zeit als Bundesministerin für Arbeit und Soziales stammt das Zitat von Ursula von der Leyen „Unser Ziel ist Resilienz, also Widerstandsfähigkeit – nicht nur für jeden einzelnen Beschäftigten, sondern vor allem auch für die Unternehmen als Ganzes.“ Damit Resilienz auf allen Ebenen, intra- und interpersonal als auch intra- und in Ansätzen auch interorganisational Wirkung entfalten kann, braucht es ein Ineinandergreifen diesbezüglicher Konzepte, persönlicher Einsichten und praktischer Werkzeuge, die Mitarbeitende und Führungskräfte dabei unterstützen, in Herausforderungen nicht nur zu bestehen, sondern sich zu entwickeln. Und dies sowohl als Einzelne/r wie auch als Team und als organisationale Gemeinschaft. Dabei werden interdisziplinäre Ansätze und Erkenntnisse in die Tat umgesetzt, um Orientierung zu geben, was wie getan werden kann, damit Resilienz in der Organisation entsteht.
In diesem Kapitel erfahren Sie, dass personale wie auch organisationale Resilienz …
  • erfordert, eine Beziehungsperspektive einzunehmen, sich über bisher bewährtes Denken, Verhalten und Handeln hinweg zu öffnen, Vertrauen zu sich selbst und anderen aufzubauen,
  • Orientierung und eine fundierte Entscheidungsfindung integriert, die verschiedene Perspektiven einbezieht und Auswirkungen über das Hier und Jetzt hinaus berücksichtigt,
  • Offenheit für das eigene Potenzial und für Signale aus der komplexen, sich verändernden Umwelt braucht,
  • den Abbau von festen Orientierungen wie auch unbewussten Vorurteilen erfordert und die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen,
  • dabei unterstützt, das Unbekannte zu erkunden. Die Kombination aus innerer Erkundung und ständiger Beobachtung des kontextuellen Umfelds führt zu schnellem Wachstum und Lernen,
  • die Voraussicht und Agilität erzeugt, die erforderlich ist, um in sich verändernden Kontexten effektive Wege zu beschreiten,
  • dabei unterstützt, neue Möglichkeiten zu sehen und durch Kreativität die Zukunft zu gestalten.

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Fußnoten
1
Industrie 4.0, Management 4.0, Logistik 4.0, Führung 4.0, Kommunikation 4.0, Kulturwandel 4.0, Arbeit 4.0 etc.
 
2
Der Hurrikan Katrina gilt als eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Durch den Sturm und seine Folgen kamen 2005 mehr als 1800 Menschen ums Leben. Der Sachschaden belief sich auf etwa 108 Milliarden US-Dollar.
 
3
Deepwater Horizon war eine Bohrplattform für die Erdölförderung im Golf von Mexiko. Am 20. April 2010 kam es infolge verschiedener schwerer Versäumnisse zu einem Blowout, bei dem die Plattform in Brand geriet und infolgedessen zwei Tage später unterging. 87 Tage lang strömten insgesamt etwa 800 Millionen Liter Öl ins Meer, was zu einer Ölpest im Golf von Mexiko führte, der schwersten Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte.
 
4
Der Leistungswettbewerb ist ein zentrales Steuerungselement der sozialen Marktwirtschaft. Ihn zu schützen ist Aufgabe des weitgehend übereinstimmenden europäischen und deutschen Kartellrechts, das wettbewerbsbeschränkende Verhaltensweisen verbietet. Fairer Leistungswettbewerb ist aber gefährdet, wenn Wettbewerber am Markt auf andere Weise als durch die bessere Leistung erfolgreich sein können.
 
5
Ein interorganisationaler Bruch meint, dass Interaktionen zwischen Organisationen in einem von Konflikten und von mangelndem Vertrauen geprägten Klima stattfinden.
 
6
Art. 87a GG (Aufstellung und Aufgaben von Streitkräften).
 
7
Die Grundsätze der Inneren Führung bilden die Grundlage für den militärischen Dienst in der Bundeswehr und bestimmen das Selbstverständnis der Soldatinnen und Soldaten. (BMVg 2008).
 
8
Eine selbsterfüllende Prophezeiung ist eine Vorhersage, die ihre Erfüllung selbst bewirkt. Eine Prognose über eine mögliche Zukunft hat dabei einen entscheidenden Einfluss und ist die wesentliche Ursache dafür, dass diese Zukunft auch eintritt. Es kommt zu einer positiven Rückkopplung zwischen Erwartung und Verhalten.
 
9
Toxische Beziehungen schwanken permanent zwischen Glück und Katastrophe. Wer in solch einer Dynamik feststeckt, muss viel aushalten – und an sich selbst arbeiten. (Reiche 2021).
 
10
Persönlichkeit zeigt sich in innerer Festigkeit und entsteht vor allem durch (1) Bewusstheit, (2) Urteils- und Entscheidungsfähigkeit sowie (3) Handlungs- und Verantwortungsfähigkeit. (unveröffentlichte Trainingsunterlage des Zentrum Innere Führung 2021).
 
11
Unveröffentlichte Trainingsunterlage des Zentrum Innere Führung 2021.
 
12
Moral bezeichnet Werte und Verhaltensnormen, nach denen sich menschliches Handeln allgemein orientiert, sowie Pflichten, nach denen Handlungen geboten oder zu unterlassen sind. Nach diesem Verständnis hat Moral einen lebenspraktischen Bezug, während Ethik über Moral nachdenkt und diese kritisch reflektiert.
 
13
In kritischen bzw. schwierigen Situationen müssen Soldaten schnell entscheiden. Der Koblenzer Entscheidungs-Check ist eine Hilfe der Zentralen Ansprechstelle für militärische Ethikausbildung (ZEthA) am Zentrum Innere Führung in Koblenz für eine Entscheidungsfindung.
 
14
Der Ethos der US-Marines „Marines tun so etwas nicht!“ prägt (idealerweise) jede Entscheidung, die ein Marine trifft, und jedes daraus resultierende Verhalten und Handeln.
 
15
Unveröffentlichte Trainingsunterlage des Zentrum Innere Führung 2021.
 
16
Art. 87a GG (Aufstellung und Aufgaben von Streitkräften).
 
17
Soziales Kapital bedeutet hier Vertrauen, Gegenseitigkeit und Gemeinschaftsleben (Putnam 2001).
 
18
Schwach, instabil, zerbrechlich.
 
19
Kräftig, stabil, strapazierfähig.
 
20
BVerfG, 27.04.1959 – 2 BvF 2/58.
 
21
Schwarmintelligenz (im Sinne der kollektiven Intelligenz von Menschen) meint den gezielten Einsatz von Fähigkeiten von Einzelnen und der Macht der Masse zur Lösung von Problemen und Bewältigung von An-/Herausforderungen (Bendel 2019).
 
22
Gefahr im Verzug ist eigentlich ein Begriff aus dem Verfahrensrecht. Er bezeichnet eine Sachlage, bei der ein Schaden eintreten würde, wenn nicht eine Organisation oder eine Person unmittelbar tätig wird.
 
23
Wenn der Zweck nur darin besteht, Geld zu verdienen (was die simpelste Definition ist), hat dies die geringste Chance, Menschen für eine gemeinsame Verantwortung für den gemeinsamen Erfolg zu gewinnen.
 
24
Ein wichtiges und offensichtliches Thema, das allen Anwesenden bewusst ist, das aber nicht angesprochen/diskutiert wird, da eine solche Diskussion als unangenehm empfunden wird.
 
25
Werte sind Überzeugungen, Einstellungen, Ideale und Bedürfnisse, die gewöhnlich von den Mitgliedern einer Organisation oder Gesellschaft geteilt werden (Merkle 2020).
 
26
Ein „großartiger Arbeitsplatz“ mit einer vertrauensorientierten und leistungsstarken Kultur sorgt nicht nur für Motivation und Bindung auf Seiten der Mitarbeitenden, sondern trägt auch wesentlich dazu bei, Veränderungsprozesse erfolgreich zu bewältigen, und er stärkt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Unternehmen. Dies ist bspw. das Ziel der jährlichen Befragungen und Analysen des internationalen Forschungs- und Beratungsinstituts Great Place to Work®, das in rund 60 Ländern Unternehmen dabei unterstützt, ihre Unternehmens- und Arbeitsplatzkultur zu entwickeln.
 
27
Etwas im Elfenbeinturm zu entwickeln oder auch zu entscheiden, heißt, dass die Person die Realität nicht korrekt einzuschätzen weiß und ihr Schaffen realitätsfern ist – so Charles-Augustin Sainte-Beuve sinngemäß in einem Briefgedicht 1837.
 
28
Als Begriff bezeichnet Governance allgemein das Steuerungs- und Regelungssystem im Sinn von Strukturen.
 
29
„Operative Exzellenz“ ist ein Strategieansatz, der auf einer kundenorientierten, agilen und zugleich schlanken Leistungserstellung beruht (Hansmann und Höck 2005).
 
30
Querdenken ist durch die sogenannte „Querdenken-Bewegung“ neuerdings negativ besetzt. Hier verstehen wir unter dem Begriff (auch laterales Denken genannt) eine Denkmethode, die durch Anwendung von Kreativitätstechniken zur Lösung von Problemen oder zur Ideenfindung eingesetzt werden kann.
 
31
Mit RACI wird eine Technik zur Analyse und Darstellung von Verantwortlichkeiten bezeichnet. Der Begriff ist ein Akronym, er leitet sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe Responsible, Accountable, Consulted, Informed ab.
 
32
Themen, die weniger Wichtigkeit besitzen als die auf der aktuellen Agenda bzw. ein nicht zu dem Thema gehörender Aspekt.
 
33
Siehe hierzu auch im Abschnitt „Resilienzfördernde Führung“.
 
34
Gemba ist ein Begriff aus TQM, Kaizen oder auch Lean Management und bedeutet soviel wie „Ort des Geschehens“ und bezeichnet den Ort, an dem die Wertschöpfung geschieht.
 
35
Dieses Verständnis von Kultur als „work in progress“ stellt die Handlungskompetenz der die Unternehmenskultur gestaltenden Menschen in den Mittelpunkt. Diese verfügen über die Fähigkeit zur individuellen Bewertung, Reflexion und ggf. Distanzierung von kulturellen Bedeutungsmustern (in Anlehnung an Hannerz 1990, 1995).
 
36
Deutsche Arbeitnehmer stimmen den Vorteilen von Teamarbeit mit Abstand stärker zu als ihre Kollegen aus den USA, Frankreich und Großbritannien. So bejahen 82 Prozent der deutschen Befragten Aussagen wie „Teamarbeit macht meine Arbeit angenehmer“ oder „Teamarbeit steigert meine Produktivität“ (Quelle: Wrike Happiness Index 2019).
 
37
Überwiegend wird in den Quellen statt „interpersonale Resilienz“ der Begriff „Teamresilienz“ verwendet.
 
38
Definitionen aus dem deutschsprachigen Bereich scheinen eher ungeeignet, an dieser Stelle einen Mehrwert zu leisten – siehe bspw.: „Teamresilienz ist die Fähigkeit von Teams, Schwierigkeiten und Krisen unter Rückgriff auf gemeinsame Ressourcen zu meistern und als Anlass für die weitere Entwicklung des Teams zu nutzen“ (Ullmann und Weber 2015) oder „Resiliente Teams arbeiten auch in kritischen Situationen erfolgreich zusammen und bewältigen Krisensituationen gemeinsam. Sie definieren sich durch ihre gut funktionierenden interaktionalen Prozesse, durch die Art der Teamführung und durch die persönlichen Ressourcen jedes/jeder Einzelnen“ (Heller o. J.).
 
39
Die COR-Theorie (Conservation of Resources/Ressourcen-Konservierungs-Theorie) fokussiert auf das motivationale Bestreben, existente Ressourcen aufrechtzuerhalten und sich weitere Ressourcen anzueignen. Unter dieser Perspektive werden Ressourcen als wichtigste Komponente angesehen, um den Umgang mit und die Auswirkungen von Stress und belastenden Erfahrungen nachzuvollziehen.
 
40
Das Konzept des „Flow“ wird in der psychologischen Literatur als ein optimaler Seinszustand definiert, der das ganzheitliche Gefühl beschreibt, das Menschen empfinden, wenn sie mit totaler Beteiligung handeln. Eine Person, die sich im Flow befindet, ist vollständig auf eine Aufgabe konzentriert und erfährt dabei Befriedigung.
 
41
Transformationale Führung = Führungsverhalten, das darauf abzielt, Mitarbeiterende zu inspirieren und zu motivieren.
 
42
Wir neigen manchmal dazu, etwas zu kompliziert zu formulieren – das macht es schwer, sich später an genau diese Formulierung zu erinnern; formulieren Sie also prägnant und einprägsam.
 
43
Es geht dabei nicht um solche interkulturellen Werte, wie sie von Fons Trompenaars in seinem Buch „Riding the Waves of Culture“, von Geert Hofstede in „Exploring Culture: Exercises, Stories and Synthetic Cultures“ oder von Alex Matveev in „Intercultural Competence in Organizations“ angeboten werden – auch wenn es durchaus Ähnlichkeiten gibt.
 
44
Tugendethik ist der Begriff für ethische Theorien, in deren Zentrum die menschlichen Tugenden stehen.
 
45
Konsequentialistische bzw. teleologische Ethik beruht auf der Annahme, dass jedes Lebewesen einen naturgegebenen Zweck hat. Damit wird der Nutzung von Lebewesen Grenzen gesetzt; die konsequentialistische Ethik begründet somit bspw. ein weitgehendes Recht auf Unverletzlichkeit.
 
46
Deontologische Ethik bezeichnet eine Ethik, die den moralischen Status einer Handlung nicht nur anhand ihrer Konsequenzen bestimmt, sondern auch anhand dessen, inwieweit die Handlung einer verpflichtenden Regel entspricht und ob sie aufgrund dieser Verpflichtung ausgeführt wird.
 
47
Nahezu jeder Dienstleister bietet ein eigenes oder lizensiertes Analyseverfahren an. Wenn wir unter den Stichworten „Team Erfolgsfaktoren Selbsttest“ recherchieren, findet Google deutlich über zwei Millionen Treffer. (zu wissenschaftlichen Testverfahren siehe u. a. van Dick 2005; Zander 2019).
 
48
In agilen Teams ist das sogenannte „Daily Scrum“ ein tägliches, verbindliches Meeting von etwa 15 bis 20 Minuten Dauer, zu dem sich die Teammitglieder treffen, um sich gegenseitig über den Fortschritt in Bezug auf die Ziele, die anstehenden Tätigkeiten und mögliche Probleme bzw. Hindernisse auszutauschen.
 
49
Das Geschriebene trifft vor allem auf die „klassischen“ Teams zu. In agilen Teams ist der/die Teammanager/in Gleiche/r unter Gleichen, ist grundsätzlich situativ zu dieser Rolle „gewählt“ und genießt damit das Vertrauen aller. Er/sie moderiert, vermittelt (oftmals in Kooperation mit einem SCRUM-Master), koordiniert und nimmt hilfreiche Anregungen von außerhalb des Teams auf, um auszuschließen, dass diese Impulse unkoordiniert und ungefiltert aus unterschiedlichen Richtungen in das Team einfließen.
 
50
„Rund 100 Faktoren haben Einfluss auf die Resilienz“, erklärt Professor Dr. Klaus Lieb, Co-Direktor am Deutschen Resilienz Zentrum der Universität Mainz (TK 2020).
 
51
Überwiegend werden in der Literatur Begriffe wie „personale“ oder „individuelle“ Resilienz verwendet – in unserem Kontext verwende ich dafür den Begriff „intrapersonal“ ( = innerhalb einer Person ablaufend), um dies von der interpersonalen Resilienz eines Teams abzugrenzen.
 
52
Kognitive Verhaltenstherapie fördert die systematische Selbstbeobachtung und beeinflusst so die Art und Weise, wie wir denken, und bestimmt, wie wir uns fühlen/verhalten und wie wir körperlich reagieren.
 
53
Als Hypnotherapie werden Therapieformen zusammengefasst, die u. a. das vorhandene Wissen über die Wirkung von Trance und Suggestionen therapeutisch nutzen.
 
54
Neurolinguistisches Programmieren soll als Begriff ausdrücken, dass Vorgänge im Gehirn mit Hilfe der Sprache auf Basis systematischer Handlungsanweisungen änderbar sind.
 
55
Die sogenannte Positive Psychologie beschäftigt sich insbesondere mit dem, was unser Leben lebenswert macht und mit den förderlichen Eigenschaften und Bedingungen von Wohlbefinden und mentaler Fitness.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Aktionsfelder der Resilienz
verfasst von
Erich R. Unkrig
Copyright-Jahr
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-34591-4_4