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Open Access 2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

2. Aktueller Kenntnisstand

verfasst von : Katja Kuhn, Patrick Fekete

Erschienen in: Deutsch-chinesische Studienangebote erfolgreich managen

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Kooperationen und Austauschprogramme zwischen deutschen und chinesischen Hochschulen sowie Instituten gehören mittlerweile an deutschen Universitäten und Hochschulen zum grundsätzlichen Standard. Hierbei unterscheiden sich diese Programme bezüglich ihrer inhaltlichen Ausrichtung und Qualität. Die Hochschulrektorenkonferenz unterscheidet zwischen vier verschiedenen Typen von Studienprogrammen.

2.1 Arten deutsch-chinesischer Studienprogramme

Kooperationen und Austauschprogramme zwischen deutschen und chinesischen Hochschulen sowie Instituten gehören mittlerweile an deutschen Universitäten und Hochschulen zum grundsätzlichen Standard. Hierbei unterscheiden sich diese Programme bezüglich ihrer inhaltlichen Ausrichtung und Qualität. Die Hochschulrektorenkonferenz unterscheidet zwischen vier verschiedenen Typen von Studienprogrammen (siehe Abb. 2.1).1

2.2 Analyse bestehender Programme

2.2.1 Verteilung der Kooperationen

Bereits heute gibt es zahlreiche und vielschichtige Kooperationen deutscher und chinesischer Hochschulen. Zu diesen zählen beispielsweise die in Abschn. 2.1 genannten deutsch-chinesischen Studienprogramme. Um die genaue Anzahl der gemeinsamen Studienprogramme zu ermitteln, führte die Hochschulrektorenkonferenz entsprechende Erhebungen in den Jahren 2005 und 2010 durch.
Anhand von Abb. 2.2 lässt sich die Verteilung bzw. Häufigkeit der Umsetzung der verschiedenen vorgestellten Kooperationsarten erkennen. „Die bereits im Jahr 2005 festgestellte Tendenz zum Kooperationstyp des „integrierten, gegenseitig anerkannten Studiensemesters“ setzte sich […] fort“.2 Typ 1 ist demnach die am häufigsten etablierte Kooperationsart.
Der größte Zuwachs ergab sich bei der Ausgestaltung von Doppelabschluss-programmen, d. h. den Programmen des Typs 3. Von der ersten Datenerhebung im Jahr 2005, wurde die Zahl der so genannten „Double Degree“ Programme um das Fünffache gesteigert. Die Double Degree Kooperationen treffen vor allem bei den Studierenden in China auf großes Interesse. Auch wenn im Bereich der Hochschulbildung die Kooperationen des Typs 4, der Export von deutschen Studienprogrammen nach China, wenig attraktiv erscheint, so ist der Export von deutschen Bildungsprogrammen aber gerade im Sektor der beruflichen Weiterbildung zunehmend gefragt, wie eine Marktstudie des Bundesinstituts für Berufsbildung bestätigt.3 Auch duale Ausbildungsprogramme in China werden, wie in der Einleitung dieser Veröffentlichung bereits erklärt, vor dem Hintergrund der ambitionierten Ziele des 23. Fünfjahresplanes und der aktuellen Bildungsreformen in China immer gefragter. Im Besonderen haben die nachfolgenden Firmen bereits Ausbildungszentren in China errichtet und bilden dort nach deutschem Vorbild chinesische Arbeiter (teilweise auch in dualen Systemen aus)4:
  • ABB Ausbildungs-Center Beijing
  • AFZ, Aus- und Fortbildungszentrum Tianjin (mitaufgebaut durch GTZ)
  • AHK-Chien Shiung Ausbildungszentrum Taicang
  • AHK-College of Science and Technology Zentrum Wuxi
  • AMBF, Wuxi Berufliches Ausbildungszentrum
  • Anshan Technical College Aus- und Weiterbildungsmarkt und Exportmöglichkeiten
  • Arnold Fasteners (Wuerth) Ausbildungszentrum Shenyang
  • Ausbildungszentrum Linde Xiamen
  • BBZ, Berufsbildungszentrum Shanghai (Hanns-Seidel-Stiftung)
  • Bosch Siemens Hausgerätewerk in Chuzhou
  • Bosch Siemens Hausgerätewerk in Nanjing
  • BVCES, Beijing Vocational College of Electronic Science
  • CDAB, Chinesisch-Deutsches Ausbildungszentrum Beijing
  • CDHAW, Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaft
  • CDHK, Chinesisch-Deutsches Hochschulkolleg
  • Deutsches Ausbildungszentrum für Werkzeugmechaniker Taicang (DAWT)
  • IBB, Institut für Berufsbildung der Tongji-Universität Shanghai
  • Industrial and Technical School Zhuhai (MTU- und GTZ-Kooperationsprojekt)
  • Nanjing Technical Vocational College (Hanns-Seidel-Stiftung)
  • PAB, Präzisionsmaschinen-Ausbildungszentrum Beijing
  • RIBB-Shanghai, Regionalinstitut für Berufliche Bildung in Shanghai
  • Schäffler (China) Training Center
  • Siemens Ausbildungszentrum in Beijing
  • Siemens Ausbildungszentrum in Shanghai
  • Suzhou Bailu Wind Power Vocational Technical Training Center
  • Taicang German Technician Training Center
  • Tianjin Chinesisch-Deutsches College (GTZ)
  • Volkswagen Ausbildungszentrum in Shanghai
  • Volkswagen Ausbildungszentrum in Changchun

2.2.2 Verteilung nach Fächergruppen

Interessant für Hochschulen ist auch die fachliche Verteilung der Kooperationen. An chinesischen Hochschulen kursiert immer noch die weit verbreitete Annahme, dass in den Vereinigten Staaten vor allem die Ausbildung im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich auf einem sehr hohen Standard angeboten wird. Dasselbe wird den deutschen Hochschulen im technischen Bereich nachgesagt.
Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen zur fachlichen Verteilung der Kooperationen wider (siehe Abb. 2.3). „Der größte Teil der gemeinsamen [deutsch-chinesischen] Studienprogramme (37 %) ist somit nach wie vor im ingenieurwissenschaftlichen Bereich angesiedelt“.5 Man kann regelrecht von einer Verstetigung dieses Trends sprechen, eine Änderung ist bisher nicht absehbar. An zweiter Stelle des Interesses stehen die Wirtschaftswissenschaften, während alle anderen Studienfächer zusammen nur rund ein Drittel der Kooperationen ausmachen.

2.2.3 Erfahrungen und Empfehlungen aus bestehenden Programmen

In ihrer Analyse für die Hochschulrektorenkonferenz definierte Beate Rogler Empfehlungen anhand von Erfahrungen in zehn verschiedenen Kategorien. Diese Empfehlungen können als Grundlage einer späteren Analyse von möglichen Faktoren des Erfolgs dienen.
Die in Tab. 2.1 dargestellten Empfehlungen sind eine erste Orientierungshilfe für eine Hochschule, die sich überlegt eine deutsch-chinesische Kooperation einzugehen. Jedoch sind die von Beate Rogler festgehaltenen Empfehlungen größtenteils organisatorischer und formeller Natur. Auf die konkreten Kulturunterschiede zwischen Chinesen und Deutschen wird hier kaum eingegangen. Die abschließende empirische Studie dieser Arbeit soll daher auch hier weiter Einblick gewähren.
Tab. 2.1
Empfehlungen nach Beate Rogler. (Rogler, B. 2005)
Kategorie
Empfehlungen
Initiierung und Ziele der Kooperationa
• Basis des Erfolgs von Kooperationen ist eine gute Beziehung der Partner
• Vor der Kooperation müssen die eigenen Ziele und Vorstellungen klar definiert werden
• Es sollte sich schon vorher mit der Kultur des Partners auseinandergesetzt werden
Entwicklung und Realisierung der Kooperationb
• Die Leitung der Hochschule muss den neuen Studiengang offen unterstützen
• Fortlaufende Evaluierungen müssen auf beiden Seiten stattfinden
• Das Curriculum muss von beiden Seiten gleichermaßen erstellt werden
Formale Rahmenbedingungenc
• Alle offiziell notwendigen Anträge müssen gestellt und genehmigt worden sein
• Es sollten einheitliche Abschlussarten (Bachelor und Master) eingeführt werden
• Fragen bezüglich der Visa müssen geklärt werden
Finanzierungd
• Die Finanzierung muss schon sehr früh von beiden Seiten geplant und akzeptiert werden
• Anfallende Kosten sollten generell von beiden Partnern getragen werden
• Eine Finanzierung ist unter anderem über Studiengebühren möglich
Implementierung des Curriculums und Gestaltung des Unterrichtse
• Der chinesische Partner sollte bei der Gestaltung des Curriculums auch eine tragende Rolle spielen
• Beide Seiten müssen dem Partner ihre Lehrinhalte offen vorzeigen
• Die Einhaltung des festgelegten Programms muss regelmäßig geprüft werden
Spracherwerbf
• Englisch als Unterrichtssprache ist zu bevorzugen
• Die Englischkenntnisse der Lehrkräfte müssen genügen und überprüft werden
• Der Nachweis von standardisierten Tests (z. B. TOEFL) ist sinnvoll
Auswahl der Studierenden und Marketingg
• Die Auswahl der Studierenden und das Marketing erfolgen von beiden Hochschulen in ihrem Land
• Kriterien und Anforderungen an die Studierenden müssen an beiden Hochschulen gleich sein
• Beide Hochschulen dürfen nur eine vorher bestimmte Anzahl an Studierenden zulassen
Betreuung der Studierendenh
• Die Betreuung und Beratung der Studierenden im Gastland muss gewährleistet sein
• Die Studierenden müssen sich an die neue Situation gewöhnen, das dauert eine gewisse Zeit
• Kulturunterschiede müssen verstanden werden
Qualitätssicherungi
• Regelmäßige Treffen der Partner sind notwendig um die Jahresergebnisse zu evaluieren
• Fortbildungen der Lehrkräfte sind notwendig um die Qualität dauerhaft zu steigern
• Eine Akkreditierung von unabhängigen Instituten ist sinnvoll, um Qualität und Ansehen zu sichern
Weitere Erfahrungenj
• Beide Kooperationspartner müssen gleichgestellt sein, um Konflikte zu vermeiden
• Ein verständnisvoller Umgang mit der anderen Kultur ist von großer Bedeutung
• Gastfreundschaft gegenüber anreisenden Studierenden und Lehrkräften
aVgl. Wahlers, M. (2010, S. 96 f.)
bVgl. Ebd., S. 109 ff.
cVgl. Ebd., S. 117 f.
dVgl. Rogler, B. (2005, S. 127 f.)
eVgl. Ebd., S. 134 f.
fVgl. Ebd., S. 146 f.
gVgl. Ebd., S. 153 f.
hVgl. Ebd., S. 161 ff.
iVgl. Ebd., S. 169 f.
jVgl. Ebd., S. 171 f.
Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
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Fußnoten
1
Vgl. Rogler, B. (2005, S. 16).
 
2
Vgl. Ebd., S. 7.
 
3
Vgl. iMove-Studie.
 
4
Ebd.
 
5
Ebd., S. 12.
 
Metadaten
Titel
Aktueller Kenntnisstand
verfasst von
Katja Kuhn
Patrick Fekete
Copyright-Jahr
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23534-5_2