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Erschienen in:

01.04.2025 | Titel Zur Zeit gratis

Akzeptanz und Erwartungen gehen auseinander

verfasst von: Prof. Dr. Constantin Schubart, Linda Höllmann

Erschienen in: Innovative Verwaltung | Ausgabe 4/2025

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Die Integration Künstlicher Intelligenz in öffentlichen Verwaltungen birgt erhebliches Potenzial, zugleich bestehen jedoch Vorbehalte. Eine Studie zeigt, wie Beschäftigte in der Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger über den Einsatz der Technologie denken.
Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) bringt die Möglichkeit mit sich, zahlreiche Aspekte des öffentlichen Lebens zu verändern. Die Verwaltung steht vor der Herausforderung, moderne Technologien zu nutzen, um Effizienz, Transparenz und Bürgerbeteiligung zu verbessern. Während KI vielversprechende Anwendungen bietet, sind jedoch auch Risiken zu berücksichtigen, insbesondere in Bezug auf Datenschutz, Diskriminierung und Arbeitsplatzveränderungen.
In einer Studie wurden die Erwartungen an KI aus zwei Perspektiven untersucht: der Mitarbeitenden in öffentlichen Verwaltungen sowie der Bürgerinnen und Bürger. Ziel war es, Chancen, Risiken, Hoffnungen sowie Bedenken zu identifizieren und zu vergleichen. Dabei wurden vier zentrale Forschungsfragen formuliert:
1.
Welche Erwartungen haben Verwaltungsmitarbeitende an den Einsatz von KI?
 
2.
Welche Bedenken und Hoffnungen äußern Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf KI-Technologien in Verwaltungen?
 
3.
Welche Unterschiede bestehen zwischen diesen beiden Gruppen?
 
4.
Wie können potenzielle Konfliktpunkte gelöst werden, um eine erfolgreiche KI-Integration sicherzustellen?
 
Die Untersuchung wurde als standardisierte Online-Befragung mit 291 Teilnehmenden vorgenommen, davon 205 Verwaltungsmitarbeitende, was einem Anteil von 70,45 Prozent entspricht, sowie 86 Bürgerinnen und Bürger, einem Anteil von 29,55 Prozent. Die Fragen wurden in fünf Themenfelder unterteilt:
1.
Demografische Merkmale
 
2.
Erfahrungen mit KI
 
3.
Bedeutung und Bedenken von KI
 
4.
Erwartungen an den KI-Einsatz in Prozessen, Beschäftigungsverhältnissen und Bürgerkontakten
 
5.
Zukunftsperspektiven, Einsatzgebiete und Vertrauensfaktoren
 
In der Studie wurde eine Reihe von Hypothesen zur Akzeptanz und Nutzung von KI in der Verwaltung überprüft, mit folgenden Ergebnissen:
  • Verwaltungsmitarbeitende stehen KI positiver gegenüber als Bürgerinnen und Bürger. Während Beschäftigte in der Verwaltung die Effizienzpotenziale anerkennen, sehen Bürgerinnen und Bürger ethische Fragen und Datenschutz als zentral.
  • Ältere Bürgerinnen und Bürger haben größere Vorbehalte gegenüber KI als jüngere. Insbesondere Personen über 55 Jahren präferieren menschliche Entscheidungsinstanzen.
  • Die Annahme, dass technische Herausforderungen eine größere Hürde als Akzeptanzprobleme darstellen, wurde nicht bestätigt. Akzeptanzprobleme resultieren aus Unsicherheit und fehlender Transparenz.
  • Ob KI die Entscheidungsqualität verbessert, konnte nicht eindeutig bestätigt werden. Während datengetriebene Entscheidungen Potenziale bieten, bleiben Zweifel an Fairness und Nachvollziehbarkeit bestehen.
Die Untersuchung zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Erwartungen von Verwaltungsmitarbeitenden sowie Bürgerinnen und Bürgern auf:
Verwaltungsmitarbeitende:
  • 84 Prozent glauben, dass KI die Bearbeitungszeiten verkürzen kann.
  • 70 Prozent sehen Potenzial in der Nutzung von KI zur Entscheidungsunterstützung.
  • 54 Prozent betrachten die Schulung der Beschäftigten als größte Herausforderung.
  • Datenschutzbedenken bestehen, sind aber geringer ausgeprägt als bei Bürgerinnen und Bürgern.
Bürgerinnen und Bürger:
  • 71 Prozent äußern Skepsis hinsichtlich der Fairness von KI-gestützten Entscheidungen.
  • 68 Prozent der über 55-Jährigen bevorzugen menschliche Entscheidungsinstanzen.
  • 65 Prozent erwarten eine bessere Erreichbarkeit durch KI, aber nur 45 Prozent eine erhöhte Zufriedenheit mit Verwaltungsdienstleistungen.
  • Datenschutz und Transparenz gelten als zentrale Voraussetzungen für die Akzeptanz.

EU AI Act setzt Maßstäbe

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl rechtlicher und politischer Rahmenbedingungen für den KI-Einsatz. Maßstäbe für den KI-Einsatz in Verwaltungen setzt der europäische AI Act. Ein wesentliches Element ist die verpflichtende KI-Literacy für öffentliche Institutionen, die fordert, dass Mitarbeitende grundlegende Kenntnisse zu Funktionsweise, Risiken und Einsatzbereichen von KI haben. Dies soll sicherstellen, dass Entscheidungen im öffentlichen Sektor verantwortungsbewusst und nachvollziehbar getroffen werden. Zugleich sind Datenschutzrichtlinien, insbesondere die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), entscheidend. Artikel 22 DSGVO gibt betroffenen Personen das Recht auf eine menschliche Überprüfung automatisierter Entscheidungen. Verwaltungen müssen daher sicherstellen, dass KI-gestützte Prozesse immer eine Kontrollinstanz beinhalten.
Die langfristige Implementierung von KI hängt von mehreren Faktoren ab: technologischen Fortschritten, politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz. Internationale Best Practices, wie in Estland oder Skandinavien, aber auch einige Beispiele hierzulande zeigen bereits, wie KI erfolgreich in der Bürgerkommunikation eingesetzt werden kann. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Politik wird entscheidend sein, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Die öffentliche Verwaltung kann durch KI effizienter und bürgerfreundlicher werden, wenn technische, organisatorische und gesellschaftliche Herausforderungen proaktiv angegangen werden. Die hier vorgestellte empirische Untersuchung zeigt, dass Verwaltungsmitarbeitende wie Bürgerinnen und Bürger Potenziale erkennen, aber auch Herausforderungen benennen. Eine erfolgreiche Umsetzung eines KI-Vorhabens erfordert eine durchdachte Strategie, die Einbindung aller Akteure und eine transparente Kommunikation. Wenn dies gelingt, kann KI einen wesentlichen Beitrag zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung leisten.

Kompakt

  • Angehörige der Verwaltung stehen dem Einsatz Künstlicher Intelligenz positiver gegenüber als Bürgerinnen und Bürger, ergab eine Studie.
  • Mitarbeitende der Verwaltung denken, dass KI die Bearbeitungszeiten verkürzen und bei der Entscheidungsfindung helfen kann.
  • Bürgerinnen und Bürger äußern Skepsis hinsichtlich der Fairness von KI- Entscheidungen und fordern Transparenz sowie Datenschutz - ein Stichwort, das auch bei den befragten Verwaltungsbeschäftigten eine Rolle spielt.
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Metadaten
Titel
Akzeptanz und Erwartungen gehen auseinander
verfasst von
Prof. Dr. Constantin Schubart
Linda Höllmann
Publikationsdatum
01.04.2025
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Erschienen in
Innovative Verwaltung / Ausgabe 4/2025
Print ISSN: 1618-9876
Elektronische ISSN: 2192-9068
DOI
https://doi.org/10.1007/s35114-025-2190-0