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2025 | Buch

Als gäbe es keine Schwerkraft

Leadership durch die Augen eines Tänzers

verfasst von: Bernd Preuschoff

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Dieses Buch ist nicht nur eine Hommage an das Tanzen, sondern vor allem auch an das wertschätzende Führen von Menschen. Denn je mehr es, gerade in modernen digitalen Zeiten, um das Erreichen von kreativen und innovativen Spitzenleistungen geht, desto offensichtlicher werden die Parallelen zwischen Kunst als Leistungssport und Performance im Management. Ein erfolgreiches Agieren in einer sich permanent verändernden Welt stellt neue Anforderungen an Führungskräfte und fordert sie mehr als je zuvor als Mensch und Persönlichkeit – warum also nicht von denjenigen lernen, für die wahre Emotionen, erfolgreiche Führung und leicht anmutende Bewegung elementare Bestandteile der eigenen Darbietung sind? Erzählt von einem versierten Kenner beider Welten, ist das Buch die Einladung an jeden Entscheider in Unternehmen, die eigene Verantwortung und vor allem die eigenen Handlungsmöglichkeiten aus einem neuen Blickwinkel zu sehen – nämlich durch die Augen eines Tänzers.

Mit zwei neuen Kapiteln für die zweite Auflage: Über mentale Stärke und ihre Rolle bei erfolgreicher Führung, sowie über "Unmöglich-Mythen" und wie man sie entzaubert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. EINFÜHRUNG – Wie alles begann
Zusammenfassung
Nur noch wenige Minuten. Gleich ist es so weit. Im Moment unterhalten sich die anwesenden Gäste im Festsaal noch. Es sind viele, vielleicht fünfhundert – es können aber auch mehr sein, es ist schwer zu schätzen. Nicht alle haben einen Sitzplatz ergattern können; die Empore, auf der es keine Stühle gibt, ist ebenfalls vollbesetzt. Eintrittskarten für mitgereiste Fans waren nicht mehr zu bekommen. Es ist laut. Das Summen vieler fröhlicher Gespräche liegt in der Luft, unregelmäßig unterbrochen von Gelächter und dem hellen Klirren von Gläsern, die aneinandergestoßen werden. Die Fläche des Ballsaales ist noch leer, abgesehen von den beiden jungen Männern, die mit ihren großen Besen eifrig darüberwischen, dabei sorgsam bemüht, klare Linien abzulaufen und jeden in den vorherigen Runden abgefallenen Strass-Stein, Haarfussel oder Ohrring zu erwischen, auf dem man später ausrutschen könnte. Menschen in festlicher Kleidung schwirren wie Bienen in ihrem Stock zwischen den Tischen und den Ausgängen hin und her. Leise Musik vom Band rieselt im Hintergrund. Das große Orchester auf der Bühne hat noch Pause, die Sitze hinter den Instrumenten sind leer.
Bernd Preuschoff
2. MUSIK – Der Zauber des Zuhörens
Zusammenfassung
Lassen Sie uns zu Beginn erst einmal ein wenig über Musik sprechen. Wenn Sie es bis jetzt für dieses Buch noch nicht getan haben sollten, möchte ich Sie nun bitten, sich für die weitere Lektüre eine schöne Musik aufzulegen; ein Lied, das Sie gerne hören und das Ihnen ein Lächeln auf Ihr Gesicht zaubert – idealerweise also eines jener Stücke, mit dem Sie eine der großen Geschichten Ihres Lebens verbinden: sei es der erste zarte Kuss, ein erreichter Erfolg, auf den Sie sehr stolz sind oder vielleicht auch der wunderbaren Abend auf der Berghütte, als man gemeinsam mit den besten Freunden der Jugend unvergessliche Stunden miteinander verbracht hat. Was Sie auch immer Schönes gewählt haben: Halten Sie einen Moment inne und lassen Sie diese Melodie Ihres Lebens auf sich wirken. Wenn Sie in dieser Sekunde keinen Player in der Nähe haben sollten, macht das gar nichts – dann stellen Sie sich dieses Lied, das Sie so gut kennen, einfach in Ihrem Geiste vor. Musik muss nicht laut sein, um sie zu hören – und schon gar nicht, um sie zu fühlen.
Bernd Preuschoff
3. BASICS – Der andere linke Fuß
Zusammenfassung
Das Leben einer Führungskraft, die ein kleines Team, eine große Einheit oder ein ganzes Unternehmen führt, ist stets gefüllt mit Verantwortung und geprägt von sehr anspruchsvollen Aktivitäten. Diese haben in der Regel eine immense Bandbreite, die sich wie ein Fächer in eine Kaskade an einzelnen Aufgaben und unterschiedlichsten Details aufbricht. Das erfordert nicht nur die Fähigkeit, dieses Spektrum stets gut im Griff zu behalten, sondern zudem jede Menge richtig gewählte und relevante Kommunikation, die natürlich gerade in Zeiten der Veränderung vorher auch immer gut durchdacht sein will. Alles, was geschieht, benötigt unsere Aufmerksamkeit als Führende in gleichem Maße – und das meist noch unter Begleitung einer mit lautem Schlag tickenden Uhr, die auf dem Tisch des Managements oder der Gesellschafter steht. Die permanente Flut an Informationen, die von uns abverlangten Entscheidungen und das Wissen über mögliche Konsequenzen sorgen schnell dafür, dass man immensen Druck empfindet und sich von der Aufgabe überwältigt fühlt, deren Komplexität man befürchtet, niemals so ganz stemmen zu können. Das soll bei unserem gemeinsamen Start in die Welt des Tanzens nicht auch so sein; daher haben wir ja auch zu Beginn erst einmal über Musik gesprochen und sind nicht gleich hektisch in komplizierte Figuren eingestiegen. Lassen Sie uns das so einfach noch ein wenig beibehalten und daher auch jetzt, wo wir langsam mit Schritten beginnen wollen, für den Moment unser Geschäftsleben und unsere Führungsrolle noch vollkommen beiseiteschieben. Beginnen wir unsere gemeinsame Reise langsam, bedacht und als Privatleute dort, wie man das auch im wahren Leben als Tänzer tut: mit dem ersten Betreten des Saales und der Fläche – und damit, wie sich das so anfühlt. Und dann mit den Grundlagen, die Sie im Weiteren benötigen werden: den einfachen Schritten. Wir Tänzer nennen das „die Basics“.
Bernd Preuschoff
4. BALANCE – Dein Körper lügt nicht
Zusammenfassung
Die richtige Balance (und alles, was dazugehört) ist, wie Sie sich sicher unschwer vorstellen können, für uns Tänzer eines der wichtigsten Elemente unseres Sports, mit dem wir uns während unserer kompletten Laufbahn lange, ausgiebig und immer wieder aufs Neue beschäftigen. Ein Körper (oder ein Chef), der unkontrolliert in alle Richtungen wackelt, kann keine gezielten Impulse in bestimmte Richtungen geben – und damit eben auch nicht führen. Zudem schaut er, mit ziemlicher Sicherheit, nicht wirklich gut dabei aus. So einfach ist das.
Bernd Preuschoff
5. PARTNERING – Der Solist ist der Feind des Paares
Zusammenfassung
Wenn Sie sich für Tanzen interessieren und damit richtig loslegen wollen, dann benötigen Sie (wenn Sie dabei jetzt nicht nur an das Herumflippen in der Diskothek denken) ganz offensichtlich zuerst einmal einen Partner (oder eine Gruppe, wenn Sie das mehr anspricht). Wenn Sie darüber hinaus sogar eine sportliche Laufbahn im Tanzsport anstreben, dann brauchen Sie etwas ganz Besonderes: Einen Menschen, der die gleiche Vision, den gleichen Willen zur Arbeit und das gleiche Verständnis von Performance hat wie Sie – und darüber hinaus bereit ist, alle Höhen und Tiefen, die eine solche Laufbahn zwangsläufig mit sich bringt, mit Ihnen gemeinsam durchzustehen. Dabei ist es, wie so oft im Leben, nicht ausreichend, dass nur „die Chemie stimmt“ zwischen Ihnen: Sie werden diesen Menschen (und er Sie) emotional und charakterlich vollkommen „nackt“ kennenlernen und Momente miteinander verbringen, die Sie beide an Ihre jeweiligen Grenzen und dann hoffentlich darüber hinausbringen. Sie werden gemeinsam Erfolge und Niederlagen erleben, lachen und weinen, das ganze Auf und Ab einer Laufbahn durchleben – und daher gibt es an dieser Stelle auch kein „Vielleicht“. Die kleinste Mannschaft der Welt funktioniert nur mit demjenigen Level an Zusammengehörigkeit, welches nur ohne vorgetäuschte Tatsachen entstehen kann. „Fakes“ stehen die Herausforderungen des Wettbewerbs nicht lange durch. Es gilt also: Augen auf bei der Partnerwahl!
Bernd Preuschoff
6. PERFORMANCE – Die alte Dame am Rande der Fläche
Zusammenfassung
Wenn ich Sie in einem persönlichen Gespräch fragen würde, ob Sie im Rahmen Ihrer beruflichen Aktivitäten jedes Mal, wenn Sie die Fläche betreten (also zum Beispiel bei einer Kundenpräsentation oder einem wichtigen Meeting), stets für sich eine Top-Performance anstreben, würden Sie mir sicherlich zustimmen. Natürlich wollen wir alles unser Bestes geben – so gehört sich das ja auch.
Bernd Preuschoff
7. FÜHRUNG – Bewegen, ohne zu berühren
Zusammenfassung
Kommen wir nun zu meinem absoluten Lieblingsthema: Führung. In diesen facettenreichen Komplex bin ich über viele Jahre immer wieder mit Leidenschaft kopfüber eingetaucht und bis heute liebe ich Führung als Unterrichtsthema mehr als alles andere. Es ist für mich deswegen so besonders, weil es ein Thema ist, das alle Sinne umfasst und, wie wir sehen werden, weit mehr ist, als einem anderen Menschen „Richtungen vorzugeben“. Wenn Führung gelingt, ist es das Kernstück der Magie zwischen zwei Partnern – dann, wenn man spürt, wie Energien und Impulse zwischen zwei Menschen fließen und auf faszinierende Weise ein neues gemeinsames Ganzes entsteht. Glauben Sie mir: Das Gefühl, seine Dame in eine neue Position zu führen, um dann zu sehen, wie sie diese Figur mit all ihrer Grazie ausführen kann, ist unbeschreiblich, irgendwo zwischen Dankbarkeit, Stolz und Bewunderung. Gute Führung zeichnet sich dadurch aus, dass man sie fast nicht sieht – und derjenige, der geführt wird, sie nicht als Beeinflussung, sondern als Unterstützung wahrnimmt, durch die er nahezu unmerklich, aber auf ganz natürliche Weise Dinge tun kann, die er alleine sonst nicht oder nur unter viel Kraftaufwand erreicht hätte. Vor allem ermöglicht sie es ihm, zu glänzen, weil er aus dem gegebenen Impuls mit seinem Körper und seinen Bewegungen das Beste machen kann. Das hört sich nicht nur so an, als wenn wir bereits über die Führung eines Mitarbeiters sprechen würden – Sie werden sehen, dass Sie auch in diesem Kapitel alle Erkenntnisse direkt für Ihren Management-Alltag verwenden können. Sie müssen vielleicht nur ein paar sicher geglaubte alte Glaubenssätze infrage stellen und Dinge einmal aus einer anderen Perspektive ansehen.
Bernd Preuschoff
8. LERNEN – Die unendliche Leiter
Zusammenfassung
Die Fähigkeit zu kontinuierlichem Lernen spielt, wie bei allen Fähigkeiten im Leben, auch beim Tanzsport eine elementare Rolle. Dies ist unter anderem daran zu erkennen, dass die gesamte Turniersystematik in unterschiedlichen Leistungsklassen aufgebaut ist, in denen man sukzessive aufsteigt. Jeder neuen Klasse sind größere Figurenkataloge und Bewegungsspektren zugeordnet, welche dann von den Paaren auf den Turnieren erwartet und dort bewertet werden. In den Einsteigerklassen sind diese Vorgaben noch strikt und die zugelassenen Figuren von Anzahl und Umfang her noch recht überschaubar – und das mit gutem Grund: Die Tänzer sollen in den niedrigen Klassen zeigen, dass sie die Grundlagen von Bewegung und Technik beherrschen und diese konstant auf gutem Niveau abrufen können. Diese Grundlagen sind nämlich die Voraussetzung, um in den höheren Klassen mit ihren komplexeren Anforderungen bestehen zu können. Wenn zu sehen ist, dass hier in der Basis gute Arbeit geleistet wurde, kann das Paar Turniere gewinnen und nach einer definiteren Zahl an erfolgreichen Platzierungen in die nächste Klasse aufsteigen. Man kann also in unserem Sport eindeutig sagen: Wer die Basics nicht im Griff hat, kommt nicht voran. Die Harmonie im Paar und damit die Führung als deren elementarer Baustein sind dabei stets, vom ersten Turnier an, Bestandteil der Bewertung – der Tänzer muss also bereits bei den ersten Schritten auf dem Turnierparkett Führung übernehmen, um erfolgreich zu sein und es gehört deswegen zu den ersten grundlegenden Dingen, die er lernt. Eine Tatsache, die ich mir durchaus auch im Geschäftsleben so wünschen würde – und weswegen auch Berufseinsteiger in meinen Teams schon bald kleine, aber relevante Führungsaufgaben übernehmen, um so früh wie möglich diese Fähigkeit zu trainieren und sie sich über stetig wachsende Verantwortung und das damit verbundene Lernen zunehmend anzueignen. Sorgen mache ich mir dabei nicht – ich bin davon überzeugt, dass bereits Einsteiger Leistung bringen und Verantwortung übernehmen wollen. Das Einzige, was sie dafür benötigen, ist ein Umfeld, das geprägt ist von offenem, ehrlichen Feedback und der Möglichkeit, Fehler zu machen – eine Atmosphäre, in der schnelles Lernen einigermaßen gefahrlos möglich ist. Wer also an den gestellten Herausforderungen wächst und sich bewährt, steigt auf in die nächste Klasse, in der es dann neue Aufgaben geben wird – das gilt im Beruf für mich ebenso wie im Tanzen und setzt von Anfang an einen Qualitätsstandard in Bezug darauf, wie unsere Teams und unsere Kultur funktionieren.
Bernd Preuschoff
9. ERGEBNISSE – Auf der Fläche liegt die Wahrheit
Zusammenfassung
Als Führungskräfte, wie auch als Sportler, haben wir Ziele, die wir erreichen wollen. Wir streben Erfolge an, die erkennen lassen, wozu wir in der Lage sind und die uns in unserem Tun bestätigen. Wir wollen zu den Besten gehören.
Bernd Preuschoff
10. ANERKENNUNG – Eine Reise zu einem Geschenk
Zusammenfassung
Anerkennung bzw. die Suche danach ist ein sehr kompliziertes und auf alle Fälle ein sehr sensibles Thema für viele Menschen. Das liegt vermutlich daran, dass Anerkennung ein deutlich vielschichtigeres und emotionaleres Phänomen ist als die reinen, hart messbaren Ergebnisse, über die wir im vorherigen Kapitel gesprochen haben. Der Kern liegt darin, dass es bei Anerkennung nicht nur um Erfolg geht, denn ob eine Leistung mit gutem Erfolg auch angemessen anerkannt wird, ist ja nicht selbstverständlich. In der Tat ist es ja ebenso möglich (und sicherlich haben Sie diese Situation schon einmal persönlich erlebt), dass man für eine bestimmte Herausforderung absolut alles gegeben hat, mental wie körperlich – aber äußere Umstände, die man nicht beeinflussen konnte, haben ein besseres Ergebnis als jenes, welches schlussendlich erreicht wurde, dann doch verhindert. Für uns Sportler können das zum Beispiel überraschende Verletzungen sein, die sich im Laufe des Wettbewerbes erst einstellen, oder auch so banale Dinge wie ein urplötzlich gerissenes Kleid, dem ein Absatz einer anderen Dame zu nah gekommen ist. Im Beruf kenne wir diese Dinge ganz genauso, wie z.B. den technischen Fehler bei der wichtigen Videokonferenz, in der wir unsere Ergebnisse präsentieren sollten, der wegen Krankheit fehlende Entscheider im Raum bei unserem finalen Pitch, oder auch globale Effekte wie ein Virus, das sich auf einmal aufmacht, die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen und dessen Einfluss unsere Lieferketten urplötzlich zum Erliegen bringt.
Bernd Preuschoff
11. IDENTITÄT – Vor Musik kannst Du Dich nicht verstecken
Zusammenfassung
Darf ich Sie einmal – also so ganz unter uns – etwas ganz Persönliches fragen?
Bernd Preuschoff
12. INSPIRATION – Wenn Weltmeister zurücktreten
Zusammenfassung
Wir haben nun schon eine ziemlich lange gemeinsame Reise hinter uns. Dabei haben wir viel über Details, Training und Wettbewerb gesprochen, die uns im Laufe unserer Karriere begegnen. Werfen wir nun einmal den Blick auf das, was nach unserer Laufbahn kommt – und konkret auf etwas, was wir uns als Führungskräfte ziemlich sicher alle wünschen: Nämlich dass die Dinge, welche wir in unserer Laufbahn getan und erreicht haben, aber vielleicht auch gerade die Art, wie wir es getan haben, in anderen, die nach uns kommen, Begeisterung weckt und ihnen als Inspiration für den eigenen Weg dient.
Bernd Preuschoff
13. WARUM – Die größte Frage von allen
Zusammenfassung
Lassen Sie uns zum Abschluss unserer gemeinsamen Reise zu demjenigen Thema kommen, welches Sie vielleicht intuitiv eher am Anfang meines Buches erwartet hätten: der Frage nach dem „Warum“. Warum machen wir das alles eigentlich? Warum sind wir bzw. bin ich Tänzer geworden? Warum tun wir uns all den Schweiß und die Anstrengung an? Oder auch im Beruf: Warum haben wir diese Rolle als Führungskraft überhaupt angenommen? Diese Frage hat mich viele Jahre selbst beschäftigt und die Antwort darauf ist meines Erachtens grundlegend dafür, ob unsere Mitarbeiter von uns eines Tages als einer guten Führungskraft sprechen – oder von einem Chef, mit dem nichts anzufangen war.
Bernd Preuschoff
14. MENTAL – Die fünf Prozent, die alles bestimmen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel möchte ich über etwas sprechen, was meiner Erfahrung nach viele Führungskräfte im Inneren sehr beschäftigt, worüber wir aber in der Öffentlichkeit und im Business nicht gerne reden: nämlich unseren eigenen Zweifel an uns selbst – und wie uns dieser gelegentlich in unserer beruflichen Leistung ausbremst. Für einen Sportler ist die Arbeit an der eigenen mentalen Stärke ein elementarer Bestandteil seines Trainings und auch als Trainer muss man sich früh daran machen, herauszufinden, was im Geiste des Athleten geschieht, um dann gemeinsam mit ihm daran arbeiten zu können. In unserer Berufswelt ist dies leider so nicht der Regelfall: Auf den Events und Konferenzen, die wir üblicherweise besuchen, ist ausschließlich von „Success Stories“ und „Best Practices“ die Rede, in Bewerbungsrunden suchen wir „High Performer“ mit dem „perfekten Lebenslauf“ und bei Führungskräften der „alten Schule“ gilt das Sprechen über Schwäche auch immer noch als absolutes „No-Go“. Gleichzeitig jedoch wünschen wir uns heutzutage allerorts Führungskräfte, die empathisch und authentisch sind, eine gute Work-Life-Balance besitzen und mental stark sind und sich jederzeit auf neue Themen einstellen können, gerade in Zeiten des Wandels – Sie bemerken das Problem? Was im Sport normal ist, sollte es nach meinem Dafürhalten im Business auch sein: Wenn ich als Athlet Höchstleistungen bringen und im Finale gegen andere bestehen will, ist es unverzichtbar, fest daran zu glauben, dass ich das auch wirklich kann – und als Trainer muss man genau an diesem Glauben arbeiten und ihn festigen. Dieser kleine Teufel, der ab und an auf der eigenen Schulter sitzt und einem leise ins Ohr flüstert „Du kannst das eh nicht!“, der existiert bei allen Menschen – und er wurde einem meist vor langer Zeit dorthin gesetzt, in der Regel von anderen Mitmenschen, mit denen man nicht so schöne Dinge erlebt hat. Diesen persönlichen Dämon anzunehmen, transparent mit ihm umzugehen und auch mit anderen Führungskräften offen darüber zu sprechen und sich auszutauschen, sollte normal sein – ist es aber noch nicht. Also: Reden wir hier darüber.
Bernd Preuschoff
15. UNMÖGLICH – Der Mythos, der uns im Weg steht
Zusammenfassung
Die Frage, was Inhalt der Bonuskapitel für dieses zweite Auflage sein sollte, hat mich zugegebenermaßen ein Weilchen beschäftigt. Themen gibt es schließlich genug und mein Tanzsport gibt natürlich auch jede Menge Stoff her – nicht umsonst kann ich abendfüllend darüber sprechen. Ich war jedoch tatsächlich recht unentschieden, welcher Inhalt nicht nur „nett zu lesen“, sondern auch gerade für unsere Wirtschaft und das Management heute, in der Mitte der 2020er-Jahre, besonders relevant wäre. Doch nach verschiedenen Besuchen auf Kongressen, diversen Gesprächen mit Menschen aus Politik und Wirtschaft, sowie Monaten der Beobachtung des Tagesgeschehens und der Fortschritte im Digitalumfeld, kristallisierte sich schnell heraus, worüber wir Führungskräfte unbedingt sprechen müssen: das Gefühl, dass Dinge „unmöglich“ seien.
Bernd Preuschoff
16. EPILOG – Tanzen und Führung: Menschen treffen Menschen
Zusammenfassung
Ich hoffe, all meine Erzählungen aus der Welt des Tanzes und unsere gemeinsame Reise durch das, was wir daraus für unsere Arbeit als Führungskräfte lernen können, haben Ihnen gefallen. Wenn Sie mit der Lektüre dieses Buches Freude hatten, ist das wunderbar – wenn Sie darüber hinaus das Tanzen, aber vielmehr noch Ihre berufliche Rolle nun mit anderen Augen sehen, dann sehen Sie mich von Herzen lächeln. Natürlich habe ich Ihnen auf dieser Reise auch eine Menge Privates aus meinem Leben erzählt, aber es ist mir wichtig, dass Sie verstehen, dass das, was ich Ihnen mitgeben möchte, eigentlich am Ende des Tages nur in zweiter Linie etwas mit mir zu tun hat. Denn dass wir Menschen gewisse Dinge fühlen und machen, wenn wir auf andere Menschen treffen, ist etwas, das viel größer und viel älter ist als ich. Das Tanzen und das Geschäftsleben sind beide so alt wie die Menschheit selbst.
Bernd Preuschoff
Metadaten
Titel
Als gäbe es keine Schwerkraft
verfasst von
Bernd Preuschoff
Copyright-Jahr
2025
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-70770-8
Print ISBN
978-3-662-70769-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-70770-8