Mit der pauschaldotierten Unterstützungskasse haben Unternehmen eine Alternative für die Altersversorgung ihrer Mitarbeiter. Wo ihr Einsatz Sinn macht und was Betriebe beachten müssen, erläutern Steuerfachmann Manfred Baier und Vorsorgeexperte Karl-Heinz Gambeck.
springerprofessional.de: Die pauschaldotierte Unterstützungskasse (pdUK) kann für Unternehmen ein Lösungsweg sein, um den Mitarbeitern eine betriebliche Altersvorsorge anzubieten. Was genau ist darunter zu verstehen im Gegensatz zu klassischen Angeboten in diesem Bereich?
Manfred Baier: Der wesentliche Unterschied der pauschaldotierten Unterstützungskasse zu versicherungsbasierten Angeboten der betrieblichen Altersversorgung (bAV) liegt darin, dass die Beiträge zur U-Kasse quasi als Darlehen im Unternehmen verbleiben und zur Innenfinanzierung genutzt werden. Deshalb nennt man die pdUK gemeinhin auch "Unternehmensbank". Das hat eine ganze Reihe an betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und bilanziellen Vorteilen.
Warum eignet sich dieses bAV-Vehikel besonders gut für Mittelständler?
Baier: Ursprünglich kommt die U-Kasse aus der Großindustrie. Aber es stimmt, heute kommt sie mehr und mehr im Mittelstand zum Einsatz und lohnen sich ab einer Betriebsgröße von etwa 20 oder 30 Mitarbeitern. Gerade wachsende mittelständische Unternehmen sind oft von Banken als Kreditgeber abhängig, die aber oft den Sinn spezieller Investitionen gar nicht recht beurteilen können.
Karl-Heinz Gambeck: Ein ganz wichtiges Argument ist auch, dass der Fachkräftemangel gerade im Mittelstand besonders ausgeprägt ist. Wenn der Arbeitnehmer aber eine besser verzinste Altersvorsorge mit kräftigen Arbeitgeberzulagen geboten bekommt, dann ist dies ein Wettbewerbsvorteil im Ringen um Arbeitskräfte. Und es hebt die Arbeitsmotivation, wenn die Belegschaft jeden Tag ihre eigene Altersvorsorge arbeiten sieht.
Wie gut wird dieses Modell Ihrer Erfahrung nach von den Arbeitnehmern angenommen?
Baier: Im Durchschnitt liegt die Durchdringungsquote mit knapp 80 Prozent etwa doppelt so hoch wie bei Versicherungsmodellen. Genauso wichtig ist aber die Resonanz beim Arbeitgeber. Sie geben statt der vorgeschriebenen 15 Prozent Mindestzulage in der Regel sogar 30 bis 40 Prozent hinzu, in Extremfällen sogar 50 Prozent. Weil sie eben selbst profitieren.
Gambeck: Und für Arbeitnehmer sind solche Zulagen ein Traum. Das erklärt auch die hohe Akzeptanz. Im Übrigen lassen sich die Arbeitnehmerbeiträge oft durch Lohnkostenoptimierungen finanzieren, während sich die Arbeitgeberzulagen in den ersten zwölf bis 15 Jahren großenteils durch Steuervorteile, Einsparungen bei Sozialversicherungen und Fluktuationsgewinne ausfinanzieren.
Wie viel Beratungs- und Kommunikationsbedarf müssen Unternehmen einkalkulieren, um ihre Belegschaft umfassend zu informieren?
Gambeck: Wenn erstmal die Unternehmensleitung überzeugt ist, dann ist der Weg in die Belegschaft weniger steinig als man glauben mag. Die pauschaldotierte Unterstützungskasse ist komplex, aber mit Unterstützung des bAV-Beraters lässt sich das Modell letztlich doch gut erklären. Und die Aussicht auf hohe Arbeitgeberzulagen sowie die Tatsache, dass durch Lohnkostenoptimierungen kein Einkommensverzicht spürbar wird, überzeugen recht schnell.
Brauchen die Unternehmen, die sich für diesen Weg entscheiden, bestimmte technische, personelle oder prozessuale Voraussetzungen?
Gambeck: Voraussetzungen eher weniger, aber ein Grundverständnis in der Lohnbuchhaltung und ein paar logistische Maßnahmen in der Datenverarbeitung. Alles weitere wie beispielsweise das Controlling liegt beim Verwalter der U-Kasse.
In welchen Bereichen können bei der Umsetzung Probleme auftauchen und welche Lösungsmöglichkeiten gibt es dafür?
Baier: Die Arbeitgeber sollten darauf achten, dass der Konzeptionär der U-Kasse alle Dienstleistungen aus einer Hand liefert. Dazu zählen insbesondere die Rechts- und die Steuerberatung aber auch die betriebswirtschaftliche Betreuung. So hat das Unternehmen im Fall der Fälle immer einen Ansprechpartner, den er zur Verantwortung ziehen kann. Ist das Unternehmen gesund und auf Wachstum ausgerichtet und ist das Durchschnittsalter der Belegschaft nicht gar zu hoch, dürften bei einer seriösen Kalkulation eigentlich keine Probleme auftauchen. Entscheidend ist die Phase, nachdem die Steuervorteile auslaufen. Daher ist die langjährige Begleitung durch den pdUK-Experten so wichtig, damit rechtzeitig die Weichen für eine Ausfinanzierung aus Betriebsmitteln gestellt sind.
Wie sind Unternehmen abgesichert, dass sie nicht noch Nachschüsse leisten müssen?
Baier: Zunächst einmal: In aller Regel werden die Leistungen nicht als monatliche Rente, sondern als Einmalbetrag ausgezahlt. Dadurch reduziert sich der zeitliche Risikofaktor ungemein. Zum zweiten liegt dem Unternehmen Planungssicherheit vor. Anders als zinsabhängige Versicherungen weiß der Arbeitgeber genau, wie viel er wann zur Leistungserbringung erwirtschaftet haben muss. Der Haftungsfall durch das Verschulden Dritter, den Versicherern, ist hier also ausgeschlossen. Falls ein Unternehmen selbst in Schwierigkeiten gerät und die Zahlungen nicht leisten kann, sind die Mitarbeiter durch den Pensionssicherungsverein abgesichert.