Vielen Menschen ist klar, dass ohne eigene Vorsorge das Geld im Alter knapp wird. Doch etliche Verbraucher können ihre Rentenlücke nicht mal dann schließen, wenn sie alle freien Mittel sparen, offenbart nun eine GDV-Studie. Betroffen sind vor allem Geringverdiener, Alleinstehende und Alleinerziehende.
Die Inflation erhöht den Vorsorgebedarf vieler Menschen. Doch wer nur ein kleines Einkommen hat, verliert zugleich den Spielraum zum Sparen.
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Von derzeit nicht schließbaren finanziellen Lücken im Rentenalter sind derzeit fast elf Millionen Haushalte in Deutschland betroffen. "In vier von zehn Haushalten mit Personen im Erwerbsalter ist der finanzielle Spielraum selbst dann zu klein, wenn sie ihr monatlich frei verfügbares Geld vollständig für die Altersvorsorge einsetzen würden", sagt Oliver Ehrentraut. Der Experte ist beim Forschungsinstitut Prognos Leiter einer Studie, für die im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Daten aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) für das Jahr 2018 ausgewertet wurden.
Im Fokus stehen insgesamt rund 25 Millionen Haushalte mit Personen im Erwerbsalter - ohne Ruheständler sowie unter anderem Wohngemeinschaften. Insgesamt werden die Daten von rund 61 Prozent aller Haushalte der vier Kathegorien Alleinlebende, Alleinerziehende, Paare ohne Kinder sowie Paare mit Kindern untersucht. Mögliche Zulagen, beispielsweise die staatliche Riesterförderung oder auch Arbeitgeberzuschüsse zur betrieblichen Altersversorgung, flossen in die Berechnung allerdings nicht mit ein.
Steigende Preise verringern Sparpotenzial
Besonders schwer lastet die Rentenlücke der Erhebung zufolge auf den unteren Einkommensbeziehern sowie Alleinstehenden und Alleinerziehenden. Aufgrund des geringen Sparpotenzials bestehe in diesen Gruppen Nachhol- und teilweise Unterstützungsbedarf, so Ehrentraut. Steigende Preise etwa für Energie oder andere Waren des täglichen Bedarfs verschärften deren Lage zusätzlich. Während die Konsumausgaben aller Haushalte seit April 2021 um durchschnittlich 5,7 Prozent gestiegen sind, kletterten sie im untersten Einkommensviertel der Haushalte um 7,8 Prozent.
Personen mit geringen Einkommen könnten laut Ehrentraut die Teuerung kaum auffangen, da bei ihnen der Anteil an nicht notwendigen Ausgaben relativ klein sei. "Die Inflation erhöht einerseits den Vorsorgebedarf für die Zukunft, engt aber zugleich den Spielraum zum Sparen heute ein", betont GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Der Verband fordert daher eine "bessere Förderung insbesondere von Geringverdienern".
Einfacheres Fördersystem mit höheren Zulagen notwendig
Gelingen könne dies über ein "attraktiveres und einfacheres Fördersystem". Als Schlüssel hierfür sieht Asmussen höhere Zulagen und verbesserte Ertragschancen in der geförderten Altersvorsorge. "Eine Lockerung der 100-prozentigen Beitragsgarantie würde es den Anbietern erlauben, das Geld der Kunden chancenreicher anzulegen", so der GDV-Chef. Einfachere Produkte und weniger komplizierte Wahlmöglichkeiten ließen zudem auch deren Kosten sinken.